Gibt es dazu eine Kommaregel? Wenn ja, welche?

6 Antworten

Von Experte LottaKirsch bestätigt

Deutscher Rechtschreibrat: Deutsche Rechtschreibung

§ 79: Anreden, Ausrufe oder Ausdrücke einer Stellungnahme, die besonders hervorgehoben werden sollen, grenzt man mit Komma ab; sind sie eingeschoben, so schließt man sie mit paarigem Komma ein.

...

(3) Ausdrücke einer Stellungnahme wie etwa einer Bejahung, Verneinung, Bekräftigung oder Bitte:

Ja, daran ist nicht zu zweifeln. Nein, das sollten Sie nicht tun, nein!

Hallo Jakuna12!

Es geht um die Abgrenzung und Satzwertigkeit von Ausrufen, sogenannten Interjektionen:

Mit Interjektionen drückt man Empfindungen aus – boh, hm, igitt, juhu, o[h], papperlapapp, sakra u. a. – oder auch Aufforderungen wie brr, hü, ksch, pst u. a.
Einfache Interjektionen weisen keine Ähnlichkeit mit anderen Wörtern auf, während komplexe Interjektionen dagegen als lexikalische Strukturen erkennbar sind: Donnerwetter, mein lieber Scholli, Mann, Mensch.
Zu den komplexen Interjektionen zu rechnen sind auch die sogenannten Inflektive – Verben, die auf den Stamm reduziert sind. Sie tummeln sich vor allem in Comics: ächz, krach, seufz, würg usw.Gerade bei einfachen Interjektionen ist die Schreibung oft schwankend. Bisweilen werden sie gedehnt, wie z. B. aaaaaah, ohhhhhh, hmmmm, oder vervielfacht, wie z. B. igittigitt, huiuiui, oweiowei, oder mehrere Wörter werden zu einer Interjektion zusammengefasst: manno[mann], ogottogott. So hat man erhebliche Freiheiten, was die Rechtschreibung angeht.
Auch die Kommasetzung ist nicht einheitlich: Einerseits kann man die Interjektion häufig als satzwertig auffassen. Dann steht sie allein, z. B. Brr! Ach! Igitt!,
bzw. wird vom restlichen Satz durch Komma getrennt:
Brr, bleib stehen, Brauner. Igitt, hier wimmelt's ja von Ungeziefer.
Andererseits kann die Interjektion eng an den folgenden Text anschließen. Dann wird kein Komma gesetzt: Ach nicht schon wieder! O wie lieb. Karins ach so dramatischem Auftritt konnte die Tutorin nichts Positives abgewinnen. Welch o herrliche Worte erreichen mein Ohr?!

https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Interjektionen

LG

gufrastella

Ron825  27.02.2022, 11:47

Ja, eine Interjektion!

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Weil das "Nein" noch zur Frage gehört.

Weil man an dieser Stelle eine kleine Sprechpause macht?

Du kannst es auch als Ausruf sehen:

  • Nein! Um Gottes willen!

(Das als Beleg für eine Sprechpause nach einer Interjektion.)

Gruß, earnest

LottaKirsch  27.02.2022, 12:50

Ein Komma ist ein schriftliches syntaktisches Zeichen, kein mündliches. Sprechpausen sind einfach kein geeignetes Kriterium für die Kommasetzung.

Die inflationären Kommas nach einem (mehr oder weniger langen) Vorfeld oder Subjekt sind auch solche Sprechpausenkommas. Es ist halt so, dass im Mündlichen ab und zu mal Luft geholt werden muss; und das tut man am besten nach Phrasen (im linguistischen Sinne). Das bedeutet aber nicht, dass da auch ein Komma steht.

Die Kommasetzung hat nur mittelbar mit dem Sprechen zu tun – und nur in eine Richtung: vom Schreiben zum Sprechen.

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earnest  27.02.2022, 12:57
@LottaKirsch

Ich weiß.

Ich habe auch nicht behauptet, dass nach ALLEN Sprechpausen ein Komma zu stehen hat. Das hier vorliegende mögliche Indiz für ein Komma (deswegen ja auch das Fragezeichen) habe ich im Folgenden mit dem Interjektionscharakter des "Nein" begründet.

Ich würde hier ein Komma setzen.

Und ja, ich weiß auch, dass der Mensch manchmal atmen muss...

;-)

Aber jetzt mal eine indiskrete Frage: Würdest Du nach diesem "Nein" denn kein Komma setzen, wenn Du nach dem "Nein" eine kleine Sprechpause einlegst?

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LottaKirsch  27.02.2022, 13:18
@earnest

Die Gefahr besteht aber in der Übergeneralisierung. Wie begründest du, dass hier deine Sprechpause Grund für ein Komma ist und an anderer Stelle nicht? Wie begründest du, dass an einer anderen Stelle ein Komma gesetzt werden muss, obwohl du keine Pause machst?

Ich setze Kommas tatsächlich nicht danach, wie ich spreche, sondern habe die Gründe für Kommas so verinnerlicht, dass ich jedes Komma, das ich setze, auch begründen kann. Ich setze die Kommas automatisch, und bin ich mit dem Denken zu schnell und "überschreibe" eine Kommastelle, stutze ich dann beim Schreiben und gehe zurück, um das Komma zu setzen.

Bei dir funktionieren die intuitiven Kommas, die Kommas nach Gefühl und Sprechpausenkommas super; du hast ein gutes Sprachgefühl. Aber bei vielen anderen funktioniert das nicht. Die brauchen die Eieruhr für das perfekte 5-Minuten-Ei. Intuition und Gefühl und Sprechpausen stellen keine verlässlichen Kriterien für die Kommasetzung dar; nur deshalb habe ich deinen Beitrag auf die Frage nach einer Kommaregel kommentiert.

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earnest  27.02.2022, 13:22
@LottaKirsch

Zum ersten Absatz: nach meinem Bauchgefühl. Es trügt mich selten.

Zu deinem zweiten Absatz: So hat eben jeder Mensch sein Rezept. Entscheidend ist, ob es funktioniert oder nicht.

Aber zu meiner Frage: Setzt DU dann nun ein Komma nach einer kleinen Sprechpause...?

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LottaKirsch  27.02.2022, 13:33
@earnest

Zu deinem ersten und zweiten Absatz: Der Unterschied zwischen meinem "Rezept" und deinem Rezept ist, dass meines regel- und deines bauchgefühlbasiert ist. Deine Argumentation erinnert mich an das Konzept "Schreiben nach Gehör", das mittlerweile übrigens abgeschafft wird bzw. bereits ist. Offenbar hören nicht alle Menschen so gut. Und Bäuche haben offensichtlich auch mal mehr oder weniger Platz für Kommagefühle =))

Zu deiner Frage: In meinem Hirn gibt es keine Verbindung Sprechpause-Komma. Ich setze tatsächlich keine Kommas nach Sprechpausen, weil ich beim Schreiben nicht spreche, auch nicht "innerlich". (Auf gf gibt es immer mal wieder so geniale Anweisungen, wie man "innerlich" liest, dass man also bspw. beim "innerlichen Lesen" eine Pause bei einem Satzzeichen zu machen hat.)

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earnest  27.02.2022, 13:36
@LottaKirsch

Nun, meine Gefühle sitzen nicht nur im Bauch. In dem übrigens durchaus Platz ist.

Ich habe - siehe meine Antwort - mein "Rezept" auch nicht allen zur Nachahmung empfohlen.

;-)

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LottaKirsch  27.02.2022, 13:42
@earnest

Okay, mein Fehler. Es war in der Frage nach einer Kommaregel gefragt, nach einer Begründung. Es stand nicht dabei, dass sie allgemeingültig sein soll; da kann man natürlich auch mit subjektiven Bauchgefühl-, Sprechpausen- und Intuitionskommas kommen.

Schönen Sonntag noch!

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earnest  27.02.2022, 13:48
@LottaKirsch

Ich hatte "zusätzlich" eine meiner Ansicht nach anwendbare Regel geliefert: Komma nach einer (von mir so interpretierten) Interjektion.

Dir auch einen schönen Sonntag! Danach sieht es ja draußen aus...

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