Gestörtes Verhältnis zu meiner Mutter?
Guten Morgen,
Ich habe jetzt schon seit ein paar Jahren Probleme mit meiner Mutter. In meiner Kindheit habe ich nicht immer so viel Liebe von ihr bekommen. Meine Schwester hat sehr viel auf mich aufgepasst und war für mich sowas wie ein Ersatz gegen meine Mutter. Sie kritisiert mich bzw meinen Charakter sehr viel und projiziert ihre eigenen Unsicherheiten auf mich. Sie hat mir beigebracht, dass das Leben nicht schön ist und sieht alles immer negativ. Gleichzeitig wirft sie mir vor, ich sei zu pessimistisch. Sie stellt sich immer in den Mittelpunkt und sobald man etwas von sich erzählt, hört sie einem kaum zu und lenkt auf sich. Von ihren Aggressionen und anderen Dingen mal ganz zu schweigen. Einen Neustart habe ich mal mit ihr versucht. Das wurde nichts.
Auch wenn ich weiß, dass sie mich lieb hat, spüre ich es nicht. Für mich zählt die Geste, nicht die Worte. Wenn sie mich mal bemuttert, ist mir das total unangenehm und ich weise sie zurück. Eine Umarmung mit ihr ist für mich unvorstellbar. Diese Ablehnung habe ich auch bei anderen. Sobald jemand ,,zu lieb" zu mir ist, kann ich es nicht annehmen. Sie ist halt einfach nie für ich da bzw ich kann nicht einmal mit ihr über meine Probleme reden und wenn, dann zeigt sie mir kein Verständnis.
Hat irgendjemand ein ähnliches Verhältnis zu seiner Mutter und kann mir irgendeinen Rat geben, wie wir einen Neustart haben können? Mir scheint das manchmal fast unmöglich.
Danke im Vorfeld & Gruß (-:
5 Antworten
hallo, liebe Cookiefriend,
auch wenn ich Deine Vorbehalte nachvollziehen kann, sehe ich doch das Problem "die Mutter nicht lieben zu können" bei Dir.
Das Problem dehnt sich auch auf andere Menschen aus, denn Du schreibst: " Diese Ablehnung habe ich auch bei anderen. Sobald jemand ,,zu lieb" zu mir ist, kann ich es nicht annehmen."
Deine Ablehnung basiert vermutlich auf einem in der Kindheit emotional gelernten Verhalten. Ablehnung der Mutter war ein gelernter Reflex, weil sich Deine Mutter feindlich verhalten hat. Dein Verhalten war also gut, im Sinne "ich will überleben."
Dieses gelernte Verhalten ist so natürlich-normal für Dich, wie das Laufen. Du denkst auch nicht mehr nach "wie laufe ich?" oder "wie halte ich mein Gleichgewicht?" Du läufst einfach...weil Du es so mit gutem Erfolg gelernt hast. wir lernten als Kinder immer nur die Lösungstechnik, die damals guten Erfolg hatte.
Solltest Du beim Laufen in eine Schräglage geraten, durch die Du umzufallen drohst, kommt unbewusst in Deinem Gehirn sowohl ein Warnsignal an das Bewusstsein als auch ein automatischer Reflex, mit dem Du das Gleichgewicht wieder herstellst und absicherst.
Nicht viel anders ist Dein Umgang mit Deiner Mutter bzw. Deine Reaktion, wenn jemand lieb zu Dir ist. Dein Unterbewusstsein nimmt in der jeweiligen Situation Merkmale wahr, die das Unterbewusstsein an früher erinnern. Also ruft das Unterbewusstsein entsprechend gelernte Abwehrprozesse ab bzw. startet automatisch Abwehrverhalten ==> und ordnet auch Abwehrgefühle zu.
Beachte: Emotionen sind lebenswichtig, denn durch sie starten wir Aktionen (z.B. das Atmen) oder stoppen sie. Nicht immer sind uns Emotionen bewusst. Erst wenn das Unterbewusstsein eine Email an das Bewusstsein sendet, nehmen wir diese Emotionen wahr als Ärger, Angst, Wut, Freude, Enttäuschung...
Emotionen sind immer schneller als unsere Gedanken! Deswegen handeln wir und sagen dann: Ich habe (spontan) so und so reagiert, weil .... und schieben eine evt. logische Begründung hinterher.
Wenn Du aus Vernunftgründen den gelernten Abwehrprozess in einen Annahme-der-Liebe-Prozess umwandeln möchtest, geht das nur über das bewusste NEULERNEN. Das Neulernen verlangt nicht, dass Du schlechtes Verhalten akzeptieren sollst oder dass Du schmerzhafte Erfahrungen schön redest. Aber es verlangt ein Obwohl und ein Verzeihen. Obwohl meine Mutter mich schlecht behandelt hat, verzeihe ich ihr. = ich werfe es ihr nicht mehr vor.
Du darfst sie meiden bzw. auf Distanz gehen, wenn sie sich wieder schlecht verhält. Aber davon abgesehen, solltest kein Geschäft daraus machen: "Ich verzeihe Dir erst dann, wenn Du alle Deine Fehler einsiehst." Jedesmal, wenn Du Liebe annehmen willst, wirst Du zumindest anfangs ein Warn- und Abwehrsignal von Deinen Emotionen erhalten "Du machst etwas falsch". Und hier ist Dein Widerspruch erforderlich und natürlich Dein Handeln entgegen der negativen Gefühle. Warum? Weil Du das Liebe-Annehmen lernen willst.
Du wirst das nie wirklich los werden, denn es ist Teil deiner Prägung. Was deine Mutter dazu bewegt hat, kann keiner sagen, aber es hört sich auch danach an, dass deine Mutter mit vielen Situationen überfordert war oder ist. Daraus kann man ihr schlecht einen Vorwurf machen und ich kann Dir sagen, Du wirst deine Mutter schwer zu einem anderen Verhalten bewegen können.
Du solltest nur schauen, dass Du das für dich änderst. Du hast ja bereits einen Anfang gemacht, in dem Du das erkannt hast. Arbeit nur an Dir. Deine Mutter wirst Du nicht ändern.
Ich habe selbst keine gute Kindheit gehabt und das, was Du beschreibst ist mir wohl bekannt. Ich habe heute Kontakt zu meinen Eltern. Den habe ich aufgebaut, weil ich damit abngeschlossen habe und konsequent an meinem eigenen Leben gearbeitet habe. Heute habe ich selbst eine Familie und bin hoffentlich so frei von dieser Prägung, die ich damals erfahren habe. Aber ich merke einfach, dass es Dinge gibt, die mir schwerer fallen, als andere in meiner Familie. Diese Dingen rühren von meinem eigenen Elternhaus her. Deswegen sage ich, dass man das nicht ganz los werden wird.
Damit Du eine Änderung hervorrufen kannst mit deiner Mutter, muss deine Mutter überhaupt sehen, dass es ein Problem gibt und auch bereit sein etwas zu ändern. So lange das nicht der Fall ist, kannst Du nur alleine an Dir arbeiten. Auch hier spreche ich aus Erfahrung, denn meine Eltern haben kein Problem gesehen und es gab für sie auch kein Problem. Nur etwas, das ich mir eingebildet habe.
Vielleicht wäre eine Therapie gut für dich.
Sowas kann viel Unterbewusst auslösen und es kann dir sehr helfen Dinge zu verstehen und damit umzugehen.
Das Ding ist, dass ich halt schon seit fast einem Jahr in Therapie bin. Habe auch versucht meine Mutter da mit einzubeziehen aber ich schaff das in ihrer Anwesenheit nicht
Musst du ja auch nicht unbedingt. Die Therapie ist ja für dich.
Hallo!
Stöbere mal auf der Seite von Emotion Anonymous, ob das was für dich sein könnte.
Einfach nur 😓
Meine Tochter und ich Quatschen über alles .Ich bin die Mutter und manchmal eine Freundin
Also meinst du, ich sollte das einfach verarbeiten und so hinnehmen, oder irgendetwas an unserem Verhältnis versuchen zu ändern?