Geplatztes Aquarium - Wurde da geschlampt?

3 Antworten

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Das Becken wurde erst 2020 einer großen Wartung unterzogen.

Das Problem war die Konstruktion an sich. Das ganze Ding war aus optischen Gründen zu hart an die Grenzen der Physik getrieben.

Eine 16 Meter hohe Acrylglas-Säule voll Wasser ist problematisch. Der Druckunterschied verursacht eine ungleichmäßige Belastung. Acryl ist zwar hart und spröde, aber nicht völlig starr. Das heißt, die Rühre hat druckbedingt im 1/100 Millimeter Bereich unten eine stärkere Ausdehnung als oben. In einem spröden Material ist das grundsätzlich ungesund, kann aber durch entsprechende Überdimensionierung kontrolliert werden.

Die ganze Fundamentkonstruktion war vor allem darauf ausgelegt, möglichst luftig-leicht auszusehen. Also hat man Stahl genommen. Stahl ist aber nicht starr, er ist flexibel, er verformt sich unter Last. Dem Stahl macht das nichts aus, im Gegenteil, er lebt von seiner Flexibilität. Das bedeutet, dass sich das Ganze setzt, wenn es mit 1300 Tonnen Wasser gefüllt wird. Wieder nur im 1/100 oder 1/10 mm Bereich, aber auch das ist Bewegung, die Spannung in die Gesamtkonstrution bringt, die das Acrylglas schlechter verträgt als alle anderen Bauteile. Auch das ist etwas, das man durch Überdimensionierung oder gut platzierte Dehnfugen in den Griff bekommen kann.

Und dann gab es zu allem Überfluss noch innen einen Aufzug und eine oben aufgelegte Fußgängerbrücke. Der Aufzug und die Fußgänger bringen Vibrationen ins System. Vibrationen geschehen mechanisch, es sind Bewegungen im 1/1000 mm Bereich und kleiner. Nicht viel, aber unendlich oft bzw. in diesem Fall mehr als 20 Jahre lang bis zum Versagen. Hier hört die Berechenbarkeit auf, wenn man seriös bleiben will. Hier kommen wir in einen Bereich, in dem einer selbsttragenden Konstruktion aus sprödem Material Zyklenfestigkeit abverlangt wird. Wenn Du den Ingenieur, der das berechnen soll, persönlich in Haftung nimmst, wird er eher kündigen als sich diesen Schuh anzuziehen. Die Architekten sind ja fein raus, die malen nur einen Entwurf und reichen die Verantwortung für die Statik weiter.

So eine Röhre ist sehr viel problematischer als eine eingesetzte Scheibe in einem Aquarium. Die Scheibe ist mit der tragenden Rahmenkonstruktion flexibel verklebt, das vermeidet Spannungen. Eine selbsttragende Röhre mit Innendruck steht unter deutlich mehr Spannung, weil der Druck das Material nicht einfach in einen Rahmen drückt, sondern die Röhre von innen dehnt.

Das Material ermüdet unter der Belastung und irgendwann reicht ein im Neuzustand noch ungefährlicher Minikratzer, um eine Kettenreaktion auszulösen.

Sowas baut man einfach nicht. Außerdem ermöglicht die Bauform für kaum einen Fisch eine artgerechte Haltung.

Solche Konstruktionen gibt es, weil größenwahnsinnige Selbstdarsteller glauben, alles sei möglich und weil es finanzkräftige Kunden für solche Projekte gibt, die sich einen Vorteil davon versprechen, fach-unkundiges Publikum zu beeindrucken.

Es gibt sooo viele andere Bauformen für Aquarien, die auf andere Art mindestens ebenso beeindruckend sind, ohne die Grenzen der Physik zu sprengen und die dabei noch artgerechte Fischhaltung ermöglichen.

Es gibt genau 2 Formen auf der Welt die so große Aquariums bauen können

Von diesem 2 Firmen hat 1 den Auftrag abgelehnt weil es ihr zu Heikel war

Soviel dazu

Doch nicht in Berlin 🤣😭😇


healey 
Fragesteller
 19.12.2022, 00:20

Deine Antwort spielt besimmt auch auf den Flughafenbau an.

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