Geometrie und Gott?

10 Antworten

bestimmte geometrische Formen die sich immer und immer wiederholen

Weil das einfach so ist? Wieso sollte dafür ein intelligenter Schöpfer notwendig sein!?

Geometrische Formen, bestimmte Arten von Symmetrieen, simple Mathematik ... alles basiert auf wenigen Grund"bausteinen", die zu immer komplexeren "Dingen" zusammengesetzt werden können.

Nimm z.B. ein Dreieck. Wieviele geometrische Formen kannst du mit drei (Eck-)Punkten konstruieren? Genau: eine - das Dreieck. D.h. überall, wo drei Punkte/Dinge zusammen kommen, kann man ein Dreieck sehen. Wow. Glaub nicht, dass Gott für diese Erfindung z.B. den Nobelpreis bekommen würde ...

Aber ok, jetzt spiegle das Dreieck längst einer seiner Seiten. Du erhälst: ein Viereck! Ein Parallelogramm - oder sogar die Sonderform davon: das Quadrat.

Das ganze Spiel kannst du jetzt beliebig weit treiben - inklusive z.B. einer Dritten Dimension (und mehr - zumindest mathematisch).

Oder Mathematik - hier gibt es auch viele interessantes. Verschiedene mathematische Operationen, Formeln, Reihen, usw. resultieren in erstaunlichen Grafiken, wenn sie entsprechend dargestellt werden. Dahinter könnte man auch einen Schöpfer vermuten, der sich "die Mathematik so ausgedacht hat, dass sowas entstehen kann"? Die Verteilung von Primzahlen, Fraktale, usw. Mathematik hat aber niemand "erfunden". Mathematik "ist" einfach. 2 + 3 = 5. Punkt. Kein Gott der Welt könnte daran etwas ändern (ohne, dass das gesamte Universum implodieren würde).

Wenn das Universum durch Zufall erschaffen wurde, warum gibt es in der Natur bestimmte geometrische Formen die sich immer und immer wiederholen?

Nun, eine einfache Antwort darauf wäre: Weil sich wiederholende geometrische Formen auch zufällig entstehen können. Das ist ja prinzipiell erst einmal kein Widerspruch.

Man kann sich nun fragen, wie wahrscheinlich es ist, dass solche Dinge zufällig entstehen könnten. Es ist allerdings meist schwierig abzuschätzen wie "wahrscheinlich" etwas nun ist, wenn es um das Universum geht und man keine wirklichen Vergleichswerte hat.

Wenn man einen Würfel mit sechs Seiten wirft, ist ja recht klar, dass jede Seite eine 1/6 Wahrscheinlichkeit hat. Wenn man allerdings nicht weiß, wie viele Seiten der Würfel hat, wird es schon schwieriger. Du kannst dich ja gerne einmal fragen, wie man die Wahrscheinlichkeit, dass das Universum zufällig entstanden sein könnte, überhaupt berechnen will. (Wobei man natürlich so oder so nicht vernachlässigen sollte, dass "unwahrscheinlich" und "unmöglich" nicht das selbe sind.)

Was du auch bedenken solltest, ist dass du hier ja davon ausgehst, dass es sich bei unserem Universum um das erste und einzige handelt und deine Wahrscheinlichkeitsschätzungen davon beeinflusst werden. Nehmen wir z.B. einmal an es gäbe nicht nur ein Universum, sondern Milliarden davon, die alle zufällig erzeugt wurden. In fast allen davon entstehen nicht die Voraussetzungen für intelligentes Leben; folglich gibt es dort auch niemanden, der über die Natur und den Ursprung ihres Universums philosophieren könnte. In einem einzigen Universum entsteht allerdings zufällig intelligentes Leben und deren Bewohner denken nun, dass es von intelligenter Hand erschaffen wurde, weil sie nicht wissen, dass sie die einzigen Glückspilze in einem Feld voller "toter" Universen sind.

Oder anders ausgedrückt: Wenn ein Lotto-Ticket kaufst und den Hauptgewinn ziehst, erscheint das wie ein Wunder. Wenn du Milliarden von Lotto-Tickets kaufst und ein einziges davon der Hauptgewinn ist, erscheint das plötzlich doch recht wahrscheinlich.

(siehe dazu auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Anthropisches_Prinzip#Antiteleologische_Interpretation)

Auch sonst gibt es Dinge im Universum die auf einen Schöpfer hinweisen, wegen Regelmässigkeit, und wegen perfekter Abstimmung.

Man könnte allerdings auch argumentieren, dass die Beschaffenheit des Universums gegen einen Schöpfer spricht bzw. zumindest gegen einen der typischen religiösen Götter.

Geometrische Formen in der Natur und abgestimmte Biosysteme sind ja schön und gut, haben ja aber recht wenig damit zu tun, was Götter in den meisten Religionen eigentlich wollen.

Wenn unser Universum von einem intelligenten Schöpfer für dessen Lebewesen erschaffen wurde, warum ist dann nur ein so kleiner Teil des Universums bewohnt/bewohnbar? Warum ist die Welt mitunter trotzdem so lebensfeindlich? Warum reicht eine ungeschickte Verletzung an der falschen Stelle aus, um ein Lebewesen zu töten? Warum erzeugt diese "perfekte Abstimmung" immer wieder Naturkastastrophen oder Wettererscheinungen, die Menschen töten?

Oder folgendes (klischeehaft und überspitzt betrachtet, um den Punkt zu verdeutlichen): Wenn ein grausamer Mörder und ein gütiger Pazifist in unserem Universum in einen Konflikt geraten, dann stirbt der Pazifist, während der Mörder überlebt. Heißt also: Unser Universum ist darauf abgestimmt, dass Grausamkeit eher überlebt als Güte? Klingt das so als wäre es im Sinne Gottes?

Hätte ein gütiger Gott nicht eher ein Universum erschaffen, in dem - komme was wolle - der Pazifist überlebt, weil er moralisch richtiger handelt? Hätte er nicht eher ein Universum erschaffen, in dem Menschen nicht durch zufällige Unfälle, Krankheiten oder Naturkastrophen sterben?

Ich will an dieser Stelle erstmal nicht über Glauben an Gott oder nicht schreiben. Das ist aus meiner Sicht ein sehr persönliches Thema.

Was die "Regelmäßigkeiten" angeht, habe ich als Materialwissenschaftler natürlich unter allen naturwissenschaftlichen Disziplinen wohl den besten Zugang.

Fangen wir mal in der Quantenmechanik an. Bereits diese lässt sich nur unter der Annahme räumlicher Regelmäßigkeiten erklären. Vereinfacht gesagt kann man die (eindimensionale) Quantenmechanik anhand einer Gitarrensaite oder einem mehr oder weniger gut gespannten Seil erklären: Eingespannt (in der Quantenwellt werden diese Saiten meist durch die Elektrostatik "gespannt") an den beiden Enden gibt es ganz bestimmte Frequenzen, mit denen man die Saite / das Seil nachhaltig schwingen kann, eine Resonanz. Übertragen auf die dreidimensionale Geometrie von Atomen ergeben sich Resonanzmuster, die bestimmen, in welche Richtungen kovalente Bindungen passieren können. Ein Material, das auf diesen kovalenten Bindungen basiert (bspw. Silizium für die Computerchipherstellung) wird dadurch eine extrem regelmäßige Anordnung der einzelnen Atome - ein Kristall.

Ähnlich ist das auch bei anderen Bindungstypen. Nehmen wir die Ionenbindung oder die metallische Bindung: Hier handelt es sich um (im Detail mehr oder weniger) ungerichtete Bindungen, bei denen Ionen aufgrund der Elektrostatik (eine "höhere" Stufe als die Quantenmechanik, man unterscheidet das anhand der Kraft, mit der Bindungspartner elektrisch geladene Elementarteilchen anziehen) zueinander angezogen werden, die in diesem Fall im Gegensatz zu den quantenmechanischen Resonanzen in alle Richtungen gleich wirkt. Atome "fallen" aufeinander zu und ordnen sich (spätestens nach einer gewissen Zeit) so, dass ihre tendenziell kugelige Gestalt den geringsten Raum einnimmt. Das kann man auch zweidimensional simulieren, wenn man Murmeln in eine Salatschüssel legt. Die Murmeln sammeln sich wegen der Schwerkraft am tiefsten Punkt und ordnen sich in einem regelmäßigen Muster darum an.

Eine weitere Bindungsart, die sehr stark die Regelmäßigkeit von solchen Dingen bestimmt, sind die Wasserstoffbrückenbindungen, die ihre Ursache in einer Mischung aus den gerichteten Resonanzbedingungen der Quantenmechanik und der Elektrostatik haben und einerseits für die regelmäßigen Formen von Schneeflocken und Eisblumen am Fenster verantwortlich sind, aber auch unsere DNA zusammenhalten. Da Wasser in unserer Natur (auf der Erde) relativ häufig ist, folgen natürlich auch viele Prozesse der Form, die diese Wasserstoffbrückenbindungen vorgeben (unter unseren Bedingungen sind das meistens irgendwelche sechseckigen Gebilde).

So sehr mich solche Regelmäßigkeiten "verwundern", ich würde sie zunächst ohne die Annahme eines "intelligent design" ergründen. Das Bewundernswerte am Universum ist doch, dass sich so extrem viele Regelmäßigkeiten anhand ganz weniger Grundlagen erklären lassen wie in diesem Fall der Elektrostatik. Ja, aber im Grunde "glaubt" jeder richtige Naturwissenschaftler, der die Regelmäßigkeiten des Universums systematisch erschließen will, daran, dass es ein solches System geben könnte.

warum gibt es in der Natur bestimmte geometrische Formen die sich immer und immer wiederholen?

Das ist zunächst einmal bloß unser Erkenntnisvermögen.

Ich bezweifle, das Gottes Möglichkeiten auf das bischen beschränkt ist, was wir erkennen können: bislang circa 4,65% des Universums.
Und das Universum ist bloß der Raum, der sich uns teilweise erschließt.
Die das Universum umgebende Natürlichkeit ist hier noch gar nicht berücksichtigt.

warum gibt es in der Natur bestimmte geometrische Formen die sich immer und immer wiederholen?

Liegt es daran, dass es diese "Muster" wirklich gibt und ein Sinn dahinter steckt, oder liegt es eher am Gehirn der Menschen, solche Muster zu erkennen, weil es darauf konditioniert ist?

wegen Regelmässigkeit, und wegen perfekter Abstimmung.

Perfekt abgestimmt worauf? Damit Menschen leben können? Ich glaube das ist dem Universum egal... oder denkst du das dein Körper existiert, damit diverse Bakterien darin leben können???

Es fällt mir einfach schwer zu glauben, dass, das Universum nicht kreiert wurde von einer höheren Intelligenz.

Diese Denkweise beweist das erste Argument. Unser Gehirn ist darauf konditioniert Muster und Kausalitäten zu erkennen. Wir sind eine Geisel unseres eigenen Verstands und können nicht darüber hinaus sehen. Deswegen braucht es immer "etwas" das "etwas" gemacht hat.

Perorfa65 
Fragesteller
 15.10.2022, 17:19

Das Universum kann sich nicht selbst kreieren.

0
II99II  15.10.2022, 17:26
@Perorfa65

Es kann nicht sein, was nicht sein darf? :)

Wir Menschen haben ja schon viele tolle Sachen vollbracht, aber wir sind mit unserem Verstand bestimmt nicht das Maß aller Dinge. Nur weil wir etwas nicht verstehen, ist die Antwort darauf nicht automatisch "eine göttliche Entität".

Das ist nur eine bequeme Lösung, um Verantwortung von sich zu schieben und der Wunsch das eigene Schicksal beeinflussen zu können, indem man sich an bestimmte Regeln und Rituale hält.

Auch sonst gibt es Dinge im Universum die auf einen Schöpfer hinweisen, wegen Regelmässigkeit, und wegen perfekter Abstimmung.

So wie Entropie? Die Neigung der Natur das Unordnung in Ordnung aufgeht? Das geht nicht ohne einen Schöpfergott?

3