Gehört Zeitarbeit/Leiharbeit in die Angebots-oder Nachfragepolitik?

3 Antworten

Die Einführung bzw. Ausweitung von Leiharbeit und/oder Zeitarbeit entspricht einem eher deregulierten Arbeitsmarkt und gehört eindeutig zu den Instrumenten einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik ("Angebotspolitik"). Von den Bezeichnungen "Angebot" bzw. "Nachfrage" sollte man sich nicht verwirren lassen, weil sie lediglich die theoretischen Annahmen der jeweils zugrunde liegenden Wirtschaftstheorie widerspiegeln. Siehe die Wikipedia-Artikel zu Angebotspolitik und Nachfragepolitik.

1tens): WIKI befragen. Was ist Angebotspolitik

WIKI: Durch eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik sollen Verbraucher von einem größeren Angebot an Waren und Dienstleistungen zu niedrigeren Preisen profitieren und die Beschäftigung soll zunehmen.

2tens): WIKI befragen: Was ist Nachfragepolitik

WIKI: Nachfragepolitik ...geht davon aus, dass das gesamtwirtschaftliche Angebot und damit auch die Höhe der Produktion und der Grad der Beschäftigung von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bestimmt wird. 

was hat das beides mit "Leiharbeit" zu tun?

für 1: Die Beschäftigung soll zunehmen. (Durch Angebotsorientierte Angebotspolitik) . Mehr Angebot --> mehr Beschäftigung

für 2: Der Grad der Beschäftigung wird von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bestimmt. (Durch Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik).

Jedenfalls sieht man in 1 "soll zunehmen" und 2 "wird bestimmt", dass es sich um "Folgen" der Politik handelt, die offenbar nicht einen wichtigen Kernpunkt betreffen. Klarer ausgedrückt: Leiharbeit ist kein kennzeichnender Punkt, wozu man sagen könnte: sie gehört hierzu "oder" sie gehört dazu. Sie hängt nicht von 1 oder 2 ab, sondern von den Gewinnerwartungen der Leiharbeitsfirmen.

Wie du bereits sagst, es ist so, dass es "Sinn" machen soll. Sinn kann man für beide Politiken erzeugen. Und es gibt Möglichkeiten, der Mehrheit der Teilnehmer an der "Wirtschaft" klarzumachen, welchen "Sinn" sie als Teilnehmer zu sehen haben.

iAmMel fragte:

Gehört Zeitarbeit/Leiharbeit in die Angebots-oder Nachfragepolitik?

Ich lese die Frage: "Gehört Arbeit in die Politik?"

Beides sind seltsame Fragen. Falsch daran sind

  • Das Subjekt
  • Das Prädikat
  • Das Objekt

Richtig ist: Butter gehört in den Kühlschrank. Umgangssprachlich ausgedrückt. Hochsprachlich: Butter sollte kühl gelagert werden.

Wir sollten uns also zuerst die Frage stellen,

  1. an welchen Punkten Politik und Arbeit sich überhaupt berühren, und dann die Fragen,
  2. wo und wie dies bei der Arbeitnehmerüberlassung (ugs. Zeitarbeit/Leiharbeit) der Fall ist.

Naheliegend wären hier Punkte wie Arbeitsschutz und Arbeitsmarkt. Beides reguliert die Politik durch Gesetze, Verordnungen und Investitionen.

Ein Ziel mancher Politik ist, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu erhöhen, indem die Einkommen der Arbeitnehmer erhöht werden. Siehe dazu etwa https://de.wikipedia.org/wiki/Keynesianismus.

Falls nun ein Politiker der Ansicht ist, dieses Ziel könnte leichter erreicht werden, wenn Arbeitslose leichter in Arbeit kommen und dadurch mehr Einkommen haben als zuvor,

könnte eine Erleichterung der Arbeitnehmerüberlassung tatsächlich als Mittel einer Nachfragepolitik verstanden werden. Dazu würden demnach auch die Hartz-Reformen zählen.

Deren Ziel war aber höchstens indirekt die Erhöhung der Nachfrage, sondern zuvorderst die Verringerung der Arbeitslosigkeit und der damit verbunden Nöte und Kosten.

Diese Mittel, die unter Peter Hartz erarbeitet und unter Schröder und Fischer umgesetzt wurden und auch die Zeitarbeit betrafen,

wären also eher als Arbeitsmarkt-Politik zu beschreiben denn als Nachfrage-Politik.

Nun zur Angebots-Politik:

Wenn ein Politiker tatsächlich das Ziel verfolgt, das Angebot an Gütern und Dienstleistungen (in Gesetzen häufig fälschlicherweise "Waren und Dienstleistungen" genannt, als wären Dienstleistungen keine Waren, sondern Geschenke ;-) zu beeinflussen,

und dabei meint, es gäbe zu wenig Arbeitskräfte, um genügend zu produzieren,

dann könnte er tatsächlich eine Arbeitnehmerüberlassungserleichterung als Mittel der Angebots-Politik einsetzen.

Aber tut das ein Politiker? Strebt dies einer an?

Gruß aus Berlin, Gerd