Gab es nomadische Germanen?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist ganz schwer zu beurteilen, ob das bei anderen Völkern auch so war - uns fehlt es schlicht an Quellen.

Bei den Sueben ist ja zunächst die Frage, ob Strabo und Cäsar überhaupt Recht haben, oder ob sie Gerüchten aufgesessen sind. Ferner, ob das gesamte Volk nomadisch lebte oder eventuell nur bestimmte Gruppen und soziale Schichten. Und ob sie dauerhaft unterwegs waren oder eventuell feste Winterquartiere hatten.

Und bei anderen Völkern fehlen die Schriftquellen ganz. Das Problem ist ja, dass man eine nomadischen Lebensweise nur sehr schlecht archäologisch nachweisen kann. Sesshafte Menschen hinterlassen mehr Spuren - Wälle, Pfostenlöcher, Brunnen und Müllhalden kann man im Boden finden. Von Nomaden findet man nach 1000 Jahren vermutlich höchstens die Gräber und mit viel Glück eine Kultanlage oder einige Zufallsfunde.

Wenn man von anderen Volksgruppen dieser Epoche Festungen oder Siedlungen findet, dann kann man dadurch nur feststellen, dass einige von ihnen sesshaft lebten. Es bleibt offen, ob z.B. Gruppen von Hirten und Kriegern zeitweise oder ganz nomadisch lebten.

Leider kenne ich mich auf dem Gebiet nicht so gut aus... Zu keltischen Siedlungen ein paar Jahrhunderte früher könnte ich dir Auskunft geben, aber Germanen sind nicht mein Interessengebiet. Du müsstest recherchieren, welche Siedlungen oder Festungen aus dem Zeitraum von ungefähr 100 vChr. bis 300 n.Chr. bekannt sind und ob da überhaupt genug Lücken von unberührtem Land sind, die eine nomadischen Bevölkerung plausibel machen. Aber solche Lücken könnten auch bedeuten, dass die dortigen Siedlungen einfach nicht gefunden wurden... ist also auch kein Beweis.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

Viele germanische Stämme sind umhergezogen, die Sueben, aber auch viele andere, so etwa Ost- und Westgoten (bis nach Spanien und nach Italien). Und auch die Kimbern und Teutonen waren fleißig unterwegs.

Daher nannte man diese Zeit die Zeit der Völkerwanderung.

https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerwanderung

Die Route der Kimbern und Teutonen war recht chaotisch, sie kamen aus Dänemark, dann ging es nach Osteuropa, danach nach Westen. In Frankreich wurde eine Runde gedreht, danach schaute man sich Nordspanien an. Auch da wurde eine Runde gedreht. Man kehrte nach Mitteleuropa zurück.

Und erst nach einer erneuten Kehre Richtung Süden wurden sie in Südfrankreich (Sextiae) und in Italien (Vercellae) besiegt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Teutonen#/media/Datei:Kimbern_Teutonen_Wanderung.png

Auch das Nibelungenlied erzählt indirekt von der Völkerwanderung, Gunter (und wohl auch Siegfried) könnte man den ostgermanischen Burgunden zuordnen. Und Etzel war Attila, der damalige Anführer der Hunnen. Und die übrig gebliebenen Burgunden zogen nach Frankreich, eben nach Burgund (Bourgogne).