Frage:zum Kloster?

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Was genauso war wie heute in Klöstern:

+ Es gibt für jede Ordensgemeinschaft eine Ordensregel, z.B. die Benediktsregel oder die Augustinusregel

https://teambenedikt.de/wp-content/uploads/2020/03/Benediktsregel_deutsch.pdf

http://augustiner.de/files/augustiner/downloads/Augustinusregel.pdf

Die lesen sich ganz locker und sind sehr konkret, ganz anders als heutige Texte, die man von Behörden oder Juristen zu lesen bekommt.

+ Das Leben war zwar im Vergleich zu uns heute sehr einfach, aber es entsprach dann doch dem, was der Großteil der weltlichen Bevölkerung ebenso an Lebensstandard hatte. Also diese Armut war nicht "typisch klösterlich", sondern einfach normal für die damaligen Jahrhunderte.

+ Gemeinsame Gebetszeiten, gemeinsame Arbeit (je nach Orden und Kloster was Bestimmtes oder nur in Haus und Landwirtschaft), gemeinsame Tagesstruktur, gemeinsame Mahlzeiten.

Was anders war als heute in Klöstern:

+ Früher spielte die persönliche Entscheidung für eine bestimmte Lebensform noch keine so große Rolle. Oft wurden Kinder ins Kloster gesteckt, damit sie für später versorgt wären. Oder Leute, die nicht so besonders hübsch waren und daher weniger Heiratsaussichten hatten, fanden im Kloster eine gesicherte Existenz. Das erklärt auch, warum das Glaubens- und Gebetsleben dann nicht immer allzu eifrig gepflegt wurde und öfters mal wieder Reformen notwendig waren. Reformen meinten damals: Wieder strenger. Heute versteht man unter Reformen ja meist das Gegenteil: Alles noch lockerer, menschlicher, zeitgemäßer.

+ Man schlief in einem großen gemeinsamen Schlafraum (Dormitorium), aß in einem großen Speisesaal (Refektorium), wusch sich entweder in einem gemeinsamen großen Bad oder im Zimmer in einer Schüssel oder draußen im Hof, man benutzte alles gemeinsam z.B. an Kleidung.

+ Die Klausur war strenger, teilweise durfte kein Kontakt mit Gästen/ Familie gepflegt werden oder nur durch ein Gitter hindurch. Briefe wurden verboten, kontrolliert, verunmöglicht. Vieles, was wir heute als Grundrechte kennen, existierte damals noch nicht im Bewusstsein. Oft war eine hohe Mauer um das Kloster rum, als Selbstschutz, aber auch damit keiner weglief.

+ Die Pädagogik entsprach natürlich ebenso der damaligen Zeit. D.h. Novizen wurden entsprechend geschlagen, wenn sie zu spät oder gar nicht zu den Gebetszeiten erschienen.

+ Wenn man mal ins Kloster eingetreten war, war das endgültig. Man hatte keine Alternativen, falls man sich doch nicht so wohl fühlte. Und es war auch sonst in der Gesellschaft nicht üblich, dass man von dem einmal Begonnenen wieder absprang (Beruf, Familie).

+ Es gab aber auch viele Klöster, die gar nicht unserem heutigen Klischee von "mittelalterlichem Kloster" entsprechen. Es gab Nonnen, die waren sehr gebildet. Die reisten sogar regelmäßig in der Welt herum. Und sie hatten Einfluss auf Herrscherpersönlichkeiten. Sie hatten, wenn sie z.B. aus Adelsfamilien abstammten, selber soviel Mittel und Macht, dass sie neue Klöster gründen konnten nach ihren eigenen Vorstellungen. Und viele Mönche hatten z.B. etliche Freizeit, so dass sie als Naturforscher tätig waren und noch bis heute bekannt sind.

Es gab strenge Regeln, es mußten die Gebetszeiten eingehalten werden und die Fastenzeiten. Es wurde aber viel geschummelt, mit der Keuschheit haben es auch nicht alle so genau genommen. Gerade die größeren Klöster waren oft reich.

Shakira1965 
Fragesteller
 10.07.2021, 12:45

Danke.

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