Frage an alle Literaturkenner: Was ist die "Affektregie"?

3 Antworten

Affektregie heisst tatsächlich, dass die Affekte in eine bestimmte Richtung gesteuert werden sollen, aber bei Lessing ist das so, dass nicht die vorgefasste, traditionsgebundene Reaktion erstrebt wird (Tugend = positiv), sondern es wird vom Zuschauer erwartet, dass er sich reflexiv um das Aufdecken einer "dynamischen" Wahrheit bemüht - und das heisst zum Beispiel, dass Tugend gar nicht unbedingt positiv ist: Ein Paradebeispiel ist der Vater (Odoardo) in Emilia Galotti, dessen vorgefasst-steifes Tugendverständnis Emilia in den Tod führt.

Im gegebenen Zusammenhang vermute ich, ist mit Regie schon fast Manipulation gemeint; die Affekte der Zuschauer sollen so gelenkt (gesteuert) werden, wie es im Nachsatz dann genauer erklärt wird: Der Zuschauer soll "Liebe zur Tugend, Abscheu vor dem Laster" empfinden. Wie ein Theaterregisseur das Spiel der Akteure lenkt, sollen auch die Gefühle der Zuschauer gelenkt werden.

GutenTag2019  17.01.2020, 14:54

Ja, so meinte ich das. Nur das Lessings Mitleidskonzeption eben auf das Verständnis für menschliche Schwächen abzielen sollte.

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Ohne Ahnung davon zu haben:

Mitleidskonzeption: Empathie, Verständnis für alle menschlichen Schwächen.

Affektregie: Liebe zur Tugend, Abscheu vor dem Laster. Also Strenge, die moralisch in die Verpflichtung nimmt.

MiniPinguin17 
Fragesteller
 17.01.2020, 14:50

danke, dass du geantwortet hast :) Aber das hilft mir tatsächlich nicht weiter. Bräuchte eine tiefergehende Erklärung von jemandem, der sich schon mal mit Lessing und dem bürgerlichen Trauerspiel beschäftigt hat und sich da gut auskennt. Jemand der das Wort Affekt auf das Trauerspiel beziehen kann.

Aber danke

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achwiegutdass  17.01.2020, 15:57
@MiniPinguin17

Sieh dir mal meine Antwort an, bei Lessing ist das keineswegs so, dass "Liebe zur Tugend" herbeigeführt werden sollte!!

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