Fernstudium gleich viel Wert wie ein normales Studium?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein guter Personaler bewertet eine bestandenes Fernstudium höher als ein Präsenzstudium, denn es geht nicht nur um das Wissen das im Studium vermittelt wurde, sondern vielmehr um die Fähigkeit, sich Wissen anzueignen. Und jemand der neben dem Job ein Studium schafft ist einfach härter drauf und hat gezeigt, dass er extrem belastbar ist und unter Druck Ergebnisse liefert.

Bachelor ist Bachelor. Wenn er akkreditiert ist, dann ist das gleichwertig. Man hat vielleicht mal mehr, mal weniger Chancen, eingestellt zu werden, je nachdem, auf was die Einstellenden Wert legen. Aber die Verdienst- und Aufstiegschancen werden sich nichts schenken.

Ich bin Schweizer und habe 2006 bis 2011 den Bachelor in Allgemeiner Informatik an der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) gemacht.

Der Abschluss ist ein ganz normaler FH-Abschluss. Die Tatsache dass man das alles nebenberuflich (ich hab 80% als SW-Entwickler gearbeitet) gemacht hat, ist meiner Erfahrung nach ein riesiges Plus.

Neben dem Job noch ein ganzes Studium zu organisieren und durchzuziehen ist nicht unbedingt einfach. Es braucht ein hohes Mass an Selbstdisziplin und, auch wenn die FFHS das bestreitet, man muss der "Typ" fürs Fernstudium sein. Es gibt einfach Menschen die scheinen Präsenzunterricht zu brauchen. An der FFHS hat man nur alle 2 Wochen einen Samstag Präsenz, dieser Tag ist aber für Prüfungen, Projekte und ähnliches vorgesehen - die Dozenten bringen dir da nichts bei, das musst du alles vorbereiten und kannst dann gezielte Fragen stellen.

Ich hatte im Studium eine ca. 52 Stunden-Woche. Ferien habe ich während dieser 5 Jahre nie gehabt. Im Winter gab es keine studienfreie Zeit, im Sommer konnte man mal während 2 oder 3 Wochen "frei" nehmen.

Es war ein riesiger Vorteil dass ich die Berufslehre als Informatiker gemacht habe und bereits mehrere Jahre als Programmierer tätig war, denn im Studium lernt man nicht programmieren, es wird vorausgesetzt.

Mein Tip ist: ich würd mir mal ein typisches Mathe-Buch (wir hatten den "Brill") für Hochschulen ankucken und dann überlegen ob du dir zutraust dir sowas selber beizubringen. Mathe war unser "Filterfach". An der allerersten Präsenzveranstaltung war das Schulzimmer noch voll. 2 Wochen später, in der Zwischenzeit war das Mathelehrmittel bei den meisten eingetroffen, kamen noch maximal 10 Leute, die anderen haben aufgegeben.

Zumindest bei uns war das Studium sehr mathelastig. Es gab Mathe 1 bis 4 (das sind sogenannte Module), dann gab es Theoretische Informatik (sehr mathe-artig), Digitaltechnik (mathe-artig), Logische & Funktionale Programmierung (mathe-artig), usw.

Lebst du allein? Wenn nicht, würde ich empfehlen das ganze mit dem Partner/der Partnerin zu besprechen. Man muss sich über die Belastungen und den massiven Zeitaufwand im klaren sein. Ein Studienkollege war im Beruf ein Manager, er hatte wenig informatisches Vorwissen und generell auch vom Typ her nicht so der Techniker. Er hatte 2 kleine Töchter. Vor 22 Uhr Nachts ist er nicht zum Lernen gekommen. Und das nach einem vollen Arbeitstag und wahrscheinlich nachher noch Helfen im Haushalt und die Kinder ins Bett bringen.

Bei uns war's auch so, die Unterlagen von der Schule reichten oft nicht aus. Der erwähnte "Brill" hatte beispielsweise für die gesamte Analysis ein paar Dutzend Übungsaufgaben. Ich hab mir da ein Übungsbuch in der Bibliothek geholt, mit hunderten von Aufgaben, und das durchgeacktert. Der Zeitaufwand für die Organisation des Studiums ist nicht zu vernachlässigen.

Zusammengefasst: ja ist gleich viel wert oder wird sogar höher eingestuft, und natürlich wirst du ernst genommen du bist ja dann auch Informatik-Ingenieur - der Aufwand ist sehr hoch, man muss Freude daran haben und der Typ dazu sein und selbst dann ist es eine grosse Herausforderung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung