Falsche Moral bei Abraham und Isaac?

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Sehe ich anders - bin gläubig 62%
Sehe ich wie du - bin Atheist (oä) 29%
Sehe ich wie du - bin gläubig 5%
Sehe ich anders - bin Atheist (oä) 5%

12 Antworten

Ich verstehe, dass der Text einige erschüttert. Ich habe eine andere Perspektive auf diesen Text:

Es gab vor einigen Tausend Jahren Religionen, in denen wohl auch Kinder geopfert worden sind. Der Text von Abraham und Isaak zeigte den Menschen damals, dass dies in keinem Fall getan werden sollte.

Grade rechtzeitig erschien ein Engel und hielt ihn davon ab.

Eine weitere Deutung dieses Textes besagt, dass egal wie auswegslos die Situation auch zu sein scheint, Gott zeigt einen Weg, um aus der Situation wieder herauszukommen.

Loka95 
Fragesteller
 14.06.2023, 20:46

Nachdem Gott diese Forderung überhaupt erst gestellt hat? Finde ich widersinnig. Als würde der Chef sagen, wenn man ihm nicht sexuell gefällig ist, entlässt er einen und plötzlich ändert er seine Meinung und nichts davon steht mehr zur Debatte. Da wäre der Chef ja auch nicht plötzlich der Held.

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Sehe ich anders - bin gläubig

Ich verstehe, dass der Text erschütternd ist. Meine Blickweise darauf unterscheidet sich allerdings von Deiner.

Zunächst sehe ich es so, dass die Bibel kein Tatsachenbericht ist. Es handelt sich um die schriftliche Fixierung einer mündlichen Überlieferung. Hier sollen theologische und philosophische Leitsätze dargestellt werden. Es ist auf keinen Fall alles wörtlich zu nehmen. Bei wörtlicher Betrachtung fallen viele Stellen, auch im Neuen Testament auf, die für sich genommen verstörend wirken.

Beispiel ist im Neuen Testament das Gleichnis von den Talenten. Mich beunruhigt immer wieder, dass derjenige, der nur ein Talent (damals eine Menge Geld) besitzt (das er vergraben und nicht damit gewirtschaftet hat), dieses eine weggenommen bekommt und es ein anderer erhält, der viel mehr Talente (er hat mehr bekommen und es durch arbeitet vervielfacht) wörtlich genommen also ein Riesenvermögen) hat.

Es handelt sich aber um ein Gleichnis. Es geht um die Fähigkeiten, die man hat und die man einsetzt. Das Wort "Talent" benutzt man daher heute im Sinne von Begabung oder Befähigung und eben nicht mehr wie in biblischen Zeiten als Geldeinheit. Diese Deutung ist sozusagen Allgemeinwissen geworden. Kein Mensch nimmt es wörtlich.

Das Gleichnis von den Talenten ist aus meiner Sicht allerdings nicht vollständig aufzulösen, weil in der Bibel ein Fall nämlich nicht genannt ist. Was ist mit demjenigen, der ein Talent enthält, sich redlich bemüht es zu vermehren und daran scheitert. Für mich ist die Antwort klar, er würde wohl einen Ausgleich von seinem Herrn bekommen. Das Evangelium ist an der Stelle aber aus meiner Sicht unvollständig.

Genauso einen Blick habe ich auf die Geschichte mit Abraham und Isaak. Es handelt sich auch hier um eine in der Übertragung zu verstehende Geschichte. Die Evangelisten würden wieder Gleichnis sagen. Die Nachbarvölker haben ihren Göttern Menschen geopfert. Möglicherweise haben auch die frühen Israeliten über dieses Thema diskutiert. Die Geschichte entstand dann so, dass man gesagt hat, es reicht für Gott bereit zu sein, dass man sogar seinen eigenen Sohn (eher im Sinne eines legitimen Erben und nicht rein biologisch, wie wir das heute sehen würden) tötet. Er selbst will dieses Opfer gar nicht. Daher lehnt er es durch einen Engel ab.

Die Geschichte soll also zeigen, dass Abraham, obwohl er keine Menschen opfert wie seine Nachbarn, trotzdem nicht weniger fromm ist als die heidnischen Völker um ihn herum. Es soll eine Aussage zu seiner Gottesfurcht getroffen werden und darüber, dass keine Menschenopfer notwendig sind. Eine Tatsachenerzählung sehe ich darin nicht.

Es war eine direkte Prüfung an Avraham, ob seine Treue zu haSchen wirklich real ist.

Ich hätte an seiner Stelle kläglich versagt.

Gen 22,12: "יבוַיֹּ֗אמֶר אַל־תִּשְׁלַ֤ח יָֽדְךָ֙ אֶל־הַנַּ֔עַר וְאַל־תַּ֥עַשׂ ל֖וֹ מְא֑וּמָּה כִּ֣י ׀ עַתָּ֣ה יָדַ֗עְתִּי כִּֽי־יְרֵ֤א אֱלֹהִים֙ אַ֔תָּה וְלֹ֥א חָשַׂ֛כְתָּ אֶת־בִּנְךָ֥ אֶת־יְחִידְךָ֖ מִמֶּֽנִּי."

HaSchem sah, daß ihm Avrahams absolut treu war.

Eine etwas glimpfliche Geschichte lesen wir in Ijob. Der Ankläger forderte immer mehr von HaSchem, weil er sich sicher war, wenn Ijob alles genommen wird, und viele Krankheiten schickt, dann wendet er sich von HaSchem ab. Aber Ijob blieb konsequent und vertraute HaSchem selbst da noch, als er nicht mehr hatte. Familie, Kinder, alle tot. Als Lohn für seine Treue belohnte ihn JaSchem sehr reich, auch mit einer neuen Familie.

Und, und das darf niemand vergessen, wir sind Sein Eigentum.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – אני יהודי ישראלי - Ich bin israelischer Jude.
Friedliebender  14.06.2023, 22:13

Den Messias lehnt ihr ab. Ihr wartet noch auf ihn, wir kennen ihn. Der Bericht von Abraham schattet den Opfertod des Messias vor, der von den Propheten vorher gesagt und von JHWH auferweckt wurde.

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Loka95 
Fragesteller
 14.06.2023, 23:57

Ich verstehe nicht recht wovon du redest, könntest du es anders formulieren? 😅 Das es eine Glaubensprüfung sein sollte, war ja klar.

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AriRosh  15.06.2023, 08:12
@Loka95

Aus deiner Sicht moralisch verwerflich, aber nicht aus HaSchems Sicht. Glaubensprüfungen gibt's am TaNaCH sehr häufig.

Ich verstehe jetzt, was ich daran anders beschreiben soll.

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Loka95 
Fragesteller
 15.06.2023, 09:13
@AriRosh

Also findest du es richtig sein Kind für seinen Glauben zu opfern?

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AriRosh  15.06.2023, 11:00
@Loka95

Es war eine Prüfung. Zu keiner Zelt sollte der Sohn real geopfert werden. Das widerspräche auch G'ttes Lehre. Ich würde jedoch kläglich bei so einer Prüfung versagen, weil ich niemals einen Menschen opfern würde, auch nicht als Treuebeweis. Und ich denke, das wird mir auch nicht passieren. Ich habe ganz andere Prüfungen durchzustehen. Nicht so heftig wie bei Avraham, aber bei mir gehen sie auch oft an meine Grenzen.

Zu deiner Frage: Ja, die Forderung G'ttes an Avraham war absolut gerechtfertigt. Wir sind Sein Eigentum.

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Loka95 
Fragesteller
 15.06.2023, 12:15
@AriRosh

Wenn er nicht dachte das er seinen Sohn opfern muss, wo war dann die Prüfung? Dann war es nur ein ödes Schauspiel von allen Beteiligten.

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Sehe ich anders - bin gläubig

Du solltest den Bericht einmal richtig lesen und erkennen, was da wirklich steht. Doch du solltest das von Anfang an lesen.

Ein Hinweis; Abraham wusste, dass Gott ihn von den Toten auferwecken konnte. Es war ein Vorspann zu dem wahren Opfer aus der Linie Abrahams, Jesus Christus.

Wenn du bereit bist unvoreingenommen nachzuforschen und auch Hilfe anzunehmen, kannst du es verstehen lernen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fortlaufendes Studium
Loka95 
Fragesteller
 14.06.2023, 23:46
Abraham wusste, dass Gott ihn von den Toten auferwecken konnte.

Was ändert es? Es bleibt ein Mord. Ein bewusster Schaden für den Sohn, für einen eigenen Vorteil (damit er Gottes Gunst nicht verliert oder für den Wunsch).

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Friedliebender  15.06.2023, 21:59
@Loka95

Willst du Gerechter sein als Gott?? Willst Du gescheiter sein als er? Willst Du mehr Verständnis haben als er? Das ist sehr überheblich.

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Loka95 
Fragesteller
 16.06.2023, 00:15
@Friedliebender

Ich hab keine Ahnung wie du jetzt darauf kommst und was es mit dem Thema zu tun hat.

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Friedliebender  16.06.2023, 23:32
@Loka95

Das hat sehr viel mit dem Thema zu tun. Denn Gott wollte nicht, dass Isaak geopfert wird, denn er wollte nur prüfen, ob Abraham ihm gegenüber absolut gehorsam ist. Und das war er auch. Abraham hatte vollkommenes Vertrauen zu seinem Gott, der auch mein Gott ist. Du kannst dazu einmal Hebräer 11 lesen, das wird dir einiges erklären.

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Loka95 
Fragesteller
 17.06.2023, 01:52
@Friedliebender

Das habe ich durchaus verstanden. Aber für Abraham wusste es nicht 100%ig, oder nicht? Weil sonst hätte man es sich komplett sparen können und es wäre nur ein lächerliches Theaterstück gewesen.

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Friedliebender  17.06.2023, 15:58
@Loka95

Abraham wusste aber, dass es eine Auferstehung gibt. Und dieser echte Glaube hat ihm gereicht, seinem Gott, Jehova, zu 100% zu gehorchen.

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Loka95 
Fragesteller
 17.06.2023, 19:57
@Friedliebender

GLAUBE ist das Schlüsselwort. Hatte er Beweise? Nein. Hat ER die Folgen riskiert? Nein.

Wurde Abraham dafür belohnt jemand ANDEREN das Risiko tragen zu lassen und seinen Gott über seinen Sohn zu stellen? Ja.

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Sehe ich wie du - bin Atheist (oä)

Fairerweise zieht hier aber das Argument, das ich bei Gläubigen, denen ich in meinem Alltag begegne, benutzen würde, nicht. Ich würde denen sagen, das sie doch nicht für ein nicht bewiesenes Hirngespinst Leute ermorden können, nur weil sie ungefähr glauben, dass dieses Hirngespinst das will.

Die fiktive Figur Abraham (Das ist übrigens ziemlich sicher, das die Geschichten von diesem erfunden sind, genauso Mythologie sind wie der trojanische Krieg oder Romulus und Remus) hatte aber Kontakt mit seinem Gott. Sie sind beides Wesen in derselben Legende. Sie konnten miteinander reden. So, wie ich auch weiß, das Harry Potter und Hermine nicht existieren, aber trotzdem können die beiden fiktiven Charaktere innerhalb ihres Werkes miteinander reden.
Ich finde trotzdem nicht, das Abraham sich so hätte beeinflussen lassen dürfen, sondern das Gehirn hätte einschalten müssen "Moment, will ich überhaupt einen Gott unterstützten, der zwar definitiv existiert, aber auch definitiv fragwürdige Moralsysteme hat?".
Aber wenigstens hat er sich keinen Gott ausgedacht, um diesen als Waffe gegen andere Menschen einzusetzen. Was das ist, wie Religion in der Realität eben funktioniert. Abraham hat noch ein wenig "Benefit of the doubt", er hatte halt Angst. Reale Menschen, die im Namen von ihrer Gottheit unschuldige töten, haben das nicht.

Loka95 
Fragesteller
 14.06.2023, 20:30

Ich gehe auch nicht davon aus das es real passiert ist, für mich ist es ebenfalls nur eine Mythologie. Aber ich diskutiere gerne über solche Dinge, auch als ich noch gläubig war, war es mir wichtig alles in Frage zu stellen.

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