Erstes eigenes Pferd?

11 Antworten

Mein Kopf sagt zu den beiden Pferden als erstes: NEIN, auf keinen Fall - weder noch.

Aber hey, vielleicht sind sie ja doch ganz anders als beschrieben.

Der einzige wirklich wichtige Tipp wäre: Nimm jemanden mit, der wirklich Ahnung hat. Reitlehrer, Bereiter, ... Als 15jährige wirst du dein Pferd wahrscheinlich ohnehin nicht ganz alleine reiten (hoffe ich). Wenn also bspw. Dein Reitlehrer sowieso ab und an auf deinem zukünftigen Pferd sitzen soll, wäre es von Vorteil, wenn er dieses direkt ebenfalls reitet.

Noch ein paar Worte zu den beiden Pferden:

Ein Traber hat häufig eine Veranlagung für Spezialgänge wie Tölt und Walk. Ein solches Pferd korrekt gesunderhaltend zu reiten, ist eine Kunst. Mit 15 erst recht. Dabei ist es egal, ob du seit einem Jahr oder seit elf Jahren reitest. Vielleicht hast du früher alle paar Wochen auf dem Pferd gesessen, dann einmal die Woche geritten, irgendwann kam die erste Reitbeteiligung ... jemand, der seit einem Jahr regelmässigen, guten Unterricht bekommt, ist sicherlich besser als jemand, der viele Jahre abgestumpfte Schulpferde geritten hat.

Ein 6jähriges Pony, im Zweifel kaum eine Ausbildung? Für eine 15jährige? Da würde ich mal den Besitzer komisch anschauen ...

Was beim Kauf noch wirklich wichtig ist, ist eine ausführliche, gründliche AKU von einem Tierarzt deines Vertrauens. Kündige das direkt an, wenn dir ein Pferd als "passend" erscheint. Wenn der Besitzer abwehrend reagiert, Hände weg.

Alles andere wurde meiner Meinung nach sehr passend von Baroque auf den Punkt gebracht.

Der einzige wirklich wichtige Tipp: Fahre nicht alleine und Deine Begleitung muss absolut Ahnung haben.

Wie wir Menschen alle nicht makellos sind, sind es auch Pferde nicht. Stelle zwei gleich große Menschen nebeneinander, die die Hüftknochen auf gleicher Höhe haben und Du wirst sehen, dass dennoch die Knie unterschiedlich hoch sind. Als Mensch weiß ich selbst, was verhältnismäßig lange Oberschenkel mir an Vor- und Nachteilen im Leben bringen, weil ich mich im sportlichen Wettkampf und auch schon im Training mit Kollegen vergleiche und mir denke "ah, das kann derjenige viel besser". In dem Moment, wo es an die Auswahl eines Pferdes geht, sollte man genau sowas auch bei Pferden einzuschätzen wissen. Es hat lange Fesseln, was hat das vor Vorteile für mich, was für Nachteile? Wer ein Streckenpferd sucht, das auf Schotterwegen Distanzen geht, kann mit einem lang gefesselten Pferd null anfangen, das wird auf Dauer schon nicht für längere Ausritte geeignet sein. Dafür ist es weicher in seinen Bewegungen, was sich leichter sitzen lässt. Und so gibt es zu jedem einzelnen Punkt am Pferd etwas zu überlegen.

Jetzt möchte man meinen, so ein bisschen Freizeitreiterei geben alle Pferde her, aber auch am Freizeitpferd hat man länger Freude, wenn man es länger gesund erhalten kann. Wenn man sich ein recht robustes Pferd kauft, geht das leichter als bei einem, das ein paar Sachen mitbringt, wo man mehr Können haben muss, um das Pferd so zu trainieren, dass es geht. Neben der reinen Anatomie gilt hier auch die Gesundheit. Es ist nicht immer, dass die Vorbesitzer etwas bewusst verschleiern wollen, oft wissen sie es auch nicht besser. Hilft einem halt auch nichts, wenn man ein nur kaum oder gar nicht reitbares Pferd erwirbt, aber nach einem Reitpferd gesucht hatte.

Genauso geht es beim Verdauungssystem und Stoffwechsel, der wirklich von der Lippe bis zum Enddarm störungsanfällig sein kann. Manches kann man nicht erkennen, anderes erkennt jemand mit Ahnung vom Pferd. Ich habe zum Beispiel eine schlechte Zahnanlage (also bereits 12-jährig mit schon weit herausgeschobenen und abgenutzten Kauflächen - Mutter Natur meinte es nicht so gut mit ihm) bewusst in Kauf genommen. Kauft man sich sowas, wie ich hatte, weiß man schon beim 12-jährigen Pferd, dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass es mit fester Nahrung früher oder später ein Problem haben wird. Nur einsperren und "Suppe" ist aber auch keine Lösung. Zum einen ist es kein Leben für ein Pferd, zum anderen ist das Risiko der "Suppenfütterung" von pony heute schon gut erklärt worden in einer anderen Frage. Ich hab's trotzdem gemacht und immer einfach gehofft, es geht lange gut. Das Pferd wurde 26 Jahre alt und ich bereue keine Sekunde, die ich ihn hatte, wobei ich durchaus auch einiges an Zeit, Geld, eigene Weiterbildung und Sorgen investieren musste in den Wallach. "Irgendein" Pferd mit solcher Zahnanlage würde ich mir nicht anschaffen.

Herz/Kreislauf ist auch ein Punkt, den es zu beachten gilt.

...

Dann noch der Ausbildungsstand und dabei auch das, was jemand nach ein paar Jahren Reitunterricht noch nicht zu beurteilen vermag, aber ein routinierter Trainer top einschätzen kann. Wenn beispielweise das Pferd beim Vorbesitzer ein bisschen gegen die Hand geht, kann das geübte Trainerauge bzw. die geübte Trainerhand beim Reiten sehr oft beurteilen, ob es mit vernünftigem Aufwand lösbar ist, auch für diesen Käufer unter guter Anleitung oder gerade für den Käufer eine unlösbare Aufgabe wird.

Wenn man mal weit genug ist, alles zutreffend beurteilen zu können, dann kann man schon mal ohne den Trainer los ziehen. Ich habe inzwischen 41 Jahre mit Pferden hinter mir und habe alleine mit meinem unerfahreneren Mann besichtigt, aber dann auch mit meiner Tierärztin und Huforthopädin eimerweise Fotos und Videos analysiert, bevor ich die Entscheidung getroffen habe. Meine Einschätzung war richtig, aber ich war mir nicht 100 % sicher und bevor ich mich verschätze, möchte ich den Rat meiner Dienstleister dazu haben.

Das alles ungeachtet einer AKU. Zum einen erlebe ich so oft, dass die Leute zehnmal AKU bezahlen, bis ein Pferd dabei ist, das da nicht mit Pauken und Trompeten durchfällt und ich möchte gleich nur bei den Pferden machen, wo die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die da ohne (für meinen Anspruch an ein Pferd) einschränkenden Befund raus kommen. Zum anderen erlebe ich es auch ständig, dass die Pferde die AKU locker bestehen, aber eben etwas haben, was das Standardverfahren nicht aufdeckt bzw. das Pferd zwar gesund ist, aber eben für den Menschen nicht geeignet bzw. umgekehrt, dieser Mensch nicht für das Pferd geeignet ist, seine Ausbildung oder sein Wesen nicht geeignet ist, dem Pferd beispielsweise Gelassenheit zu vermitteln.

Deshalb braucht man jemanden, der einem die Vorauswahl mit selektiert und dann kann man AKU etc. abwickeln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
pony  11.11.2022, 20:08

das mit der zahnlage - definitiv absolute zustimmung.

das problem ist, dass unsere hauspferde nicht mehr wie von der natur vorgesehen, abbeissen müssen. knabbern sie irgendwas an, hindert man sie daran. dabei wollen sie doch bloss artgerecht die schneidezähne abnutzen.

bei einem anatomisch einigermassen korrekten pferdekiefer gibts nur zwei ursachen für haken und abgenutzte kauflächen: zum einen das fehlende abbeissen, zum andern das mundstück des zaumzeugs.

ponys je nach rasse und traber neigen dazu leider zum karpfengebiss. beim haflinger hat man in den frühen 90ern die notbremse gezogen und karpfengebiss als zuchtausschlusskriterium definiert.

es gibt ein paar ganz wenige manuelle pferdedentisten, die auch kieferorthopädie können. aber die hängen das nicht an die grosse glocke, weil sie auch irgendwann mal feierabend haben müssen.

ein pferd, das nach zahnalter 17 jahre alt ist, ist ein pferd, das seit 12 jahren zahnprobleme hat (leith ryan)

das zahnalter nur anhand der kunden kann nahezu niemand ermitteln.

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Baroque  11.11.2022, 20:21
@pony

Das ist wahr. Aber man sieht dem Zahn von außen an, ob man mal den Kiefer röntgen sollte, um zu sehen, wie es mit dem Nachschieben noch aussehen wird. Wenn man natürlich as Tier bereits hat, ist die Frage, ob es einem was bringt. Es sind natürlich Faktoren für ein Pferd mit durchschnittlicher Zahnanlage, die beeinflussend auf die Abnutzung etc wirken. Aber es gibt auch (bekanntermaßen in der Hengstlinie meines alten Pferdes) eine naturgegeben schlechte ZahnANlage, also eine genetische Unterentwicklung des Kiefers in Bezug auf seine Funktion. Also nicht die Lage, sondern die Anlage ;-)

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pony  11.11.2022, 20:33
@Baroque

stimmt. gibts auch.

was ich klasse finde ist, dass die kiddies heutzutage fast alle so ne komische kosmetische spange tragen, die in 98% nicht notwendig ist, weil die kaufunktion nicht beeinträchtigt ist.

und auf der andern seite sind den leuten die knabberleisten ihrer pferde, die das definitiv lebensjahre kostet, sowas von scheissegal, dass sie einmal im jahr einen scherenschleifer bestellten... und dann schreiben sie hier in die fragen "zähne sind gemacht, daran kann es nicht liegen".

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Fahre nicht allein. Schließlich braucht man noch eine außenstehende Meinung, die es besser beurteilen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich reite seit einigen Jahren und lese viele Pferdebücher.

Du solltest auf jeden Fall eine - pferdeerfahrene - Person deines Vertrauens mit zu den Besichtigungen nehmen !!

Bei der Beschreibung der beiden kommt es darauf an, ob - und wieweit - du reiterlich in der Lage bíst, diese zu händeln, bzw. zu korrigieren...

Auch hier benötigt ihr eine gute reiterliche Förderung - nicht so einfach, wie man manchmal meint !

Ich wünsche dir - und deinem potentiellen Pferd - viel Erfolg, indem ihr beide euch finden werdet...;)

Klingt beides nicht geeignet. Und es sollte unbedingt jmd mit, der die Pferde wirklich beurteilen kann u. sich auskennt. Auch sieht, ob das Pferd in irgendeiner Art u. Weise für dich "präpariert" wurde. Am besten dein RL

Zuerst lässt man den VK putzen, satteln, vorreiten. Alle Gangarten. Dann bist du dran: halftern, führen, putzen, satten, reiten. Alle Gangarten. Wird für das nicht so gehandhabt, Finger weg! Lass dir keinen Sattel andrehen, mitverkaufte Sättel passen zu 90% nicht. AKU selbst machen lassen vom TA DEINER Wahl! Am besten große.

Das Pferd muss zu dir u. deinen Anforderungen passen. Freizeitpferd, Turnierpferd,... jedenfalls doch kein Pferd mit mangelnder Ausbildung! Da ist doch die Baustelle u. der Frust direkt vorprogrammiert.

Es ist schon ein gewagtes Unterfangen, so ganz unbedarft als 15j.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin