Erklär mir die Eulersche Zahl?

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Die Eulersche Zahl gibt es in vielen Formeln.

Wie es zu dieser komischen Zahl kam, ist aber ganz interessant. Wenn du 1€ für ein Jahr anlegst und einen Zinssatz von 100% hast, dann hast du nach 1 Jahr 2€ insgesamt.

Jetzt willst du ja aber auch am besten schon Zinseszinsen. Wenn du also jeweils ein halbes Jahr anlegst zu 50% Zinsen, dann hast du über das Jahr verteilt trotzdem 100% Zinssatz, aber bekommst praktisch für deinen Zinsen nochmals Zinsen. Das wird dann folgendermaßen gerechnet:

1€ * 1,5 * 1,5 = 2,25€

Das treibst du weiter und willst für jedes Quartal Zinseszinsen:

1€ * 1,25 ^4 = 2,4414€

Für jeden Tag:

1€ * 1,0027397... ^365 = 2,71456

Wenn du das unendlich lang machst, erhälst du deine Zahl e.

E beschreibt also wie viel Geld du nach einem Jahr bekommst, wenn du 1€ für 100% incl. Zinseszins anlegst.

Stell dir vor, du hast ein Kapital K0 und bekommst dafür 100% pro Jahr Zinsen.

Dann beträgt dein Kapital nach einem Jahr:

K1 = K0 · (1 + 1) = 2 · K0

Nun nehmen wir an, das Kapital wird halbjährlich verzinst, nur mit dem halben Zinssatz, dafür aber mit Zinseszinseffekt. Nach einem Jahr hast du dann:

K2 = K0 · (1 + 1/2)2 = 2,25 · K0

Nun werde das Kapital vierteljährlich verzinst, mit einem Viertel des Zinssatzes. Nach einem Jahr hast du:

K4 = K0 · (1 + 1/4)4 = 2,44 · K0

Nun monatlich:

K12 = K0 · (1 + 1/12)12 = 2,61 · K0

Und nun täglich:

K360 = K0 · (1 + 1/360)360 = 2,7145 · K0

Und nun stündlich:

K8640 = K0 · (1 + 1/8640)8640 = 2,7181 · K0

Und nun noch minütlich:

K518400 = K0 · (1 + 1/518400)518400 = 2,7183 · K0

Du könntest das noch weiter spielen (sekündlich …) und wirst bemerken, dass auch bei unendlich kurzen Verzinsungsintervallen du nicht unendlich viel Geld bekommen wirst, sondern "nur" das 2,7183…-Fache deines Startkapitals.

Erkennst du die Eulersche Zahl wieder?

Die Eulersche Zahl hat hauptsächlich Bedeutung als Basis einer Exponentialfunktion.

So sieht das Verzinsungsbeispiel graphisch aus:

Bild zum Beitrag

  • Schwarz: eine Verzinsung zu 100%
  • Blau: zwei Verzinsungen zu 50%
  • Grün vier Verzinsungen zu 25%
  • Rot: Grenzwert n Verzinsungen zu 1/n

Zusätzlich wurden hier die einzelnen Punkte durch Linien verbunden.

Hier sieht man warum man warum man n Verzinsungen zu einem Zinssatz von 1/n wählt. Nämlich soll die Funktion an der Stelle 0 die Steigung 1 haben. Wenn man von 0 aus 1/n Einheiten nach rechts geht muss der Funktionswert auch um 1/n Einheiten ansteigen. Er steigt also auf (1 + 1/n) an. Wenn man eine ganze Einheit nach rechts geht, geht man n ⋅ 1/n Einheiten nach rechts. Der Wert steigt also n mal um den Faktor (1 + 1/n) von 1 auf (1 + 1/n)ⁿ an. Der Grenzwert dieses Terms ist bekanntlich die Eulersche Zahl. Wenn man in eine Exponentialfunktion 1 einsetzt, bekommt man die Basis. Der rote Funktiongsraph gehört also zu x ↦ eˣ. Diese Exponentialfunktion wurde so konstruiert, dass sie in (0|1) eine Tangentensteigung von 1 hat.

So kann man auch die Tangentensteigungen anderer Punkte berechnen: Der Grenzwert auf der rechten Seite ist genau die Tangentensteigung bei 0, die eben 1 ist. Somit ist die Ableitung der e-Funktion die e-Funktion selber.

Also, man konstruiert eine Exponentialfunktion, die an der Stelle 0 die Ableitung (=Tangentensteigung) 1 hat. Daraus folgt, dass der Funktionswert an der Stelle 1 die Eulersche Zahl ist und somit auch die Basis dieser Exponentialfunktion. Die Ableitung einer allgemeinen Exponentialfunktion (x ↦ bˣ) ist immer die Exponentialfunktion selber mal die Ableitung an der Stelle 0. Diese ist bei der Eulerschen Zahl eben 1.

 - (Mathematik, Rechnung, Eulersche Zahl)

Die Eulersche Zahl, mit dem Symbol e bezeichnet, ist eine Konstante, die in der gesamten Analysis und allen damit verbundenen Teilgebieten der Mathematik, besonders in der Differential- und Integralrechnung, aber auch in der Stochastik eine zentrale Rolle spielt.