Entsteht Egoismus aus Mangel an Selbstliebe?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich glaube, Egoismus ist ein Symptom. Die Ursachen sind Gier, Neid, Machtanspruch, Besitzdenken, usw.


sexy1111 
Fragesteller
 01.09.2022, 09:10

Kann das jeder Trottel haben?
Meinst du, Gier und Neid seien hilfreich im gesellschaftlichen Leben? Denkst du dass Machtanspruch und Besitzanspruch sexy machen?

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CleverRemo  01.09.2022, 09:42
@sexy1111

ähm, ich habe lediglich deine Frage beantwortet. Was gehst du jetzt so steil?

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sexy1111 
Fragesteller
 02.09.2022, 11:04
@CleverRemo

In Ordnung! Ich Dummkopf ließ mich zu Ärgerlichkeit hinreißen. Tut mir leid. Bitte verzeih mir!

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Skoph  01.09.2022, 09:11

Modern psychologisch andersherum: Die Verneinung des Selbst mit der Verherrlichung des Ichs führen zum Willen zur Macht, zur Habgier, zum Neid, zur Bosheit, zur Nekrophilie, der Verneinung des Lebens.

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Kommt drauf an .....

Es gibt schon einen gesunden Egoismus, der uns auf uns selbst schauen lässt und wo sich Eigenliebe dahinter verbirgt (also kein Mangel), denn würden wir uns nicht lieben können, könnten wir ja nie etwas zu unserem Vorteil tun.
Nötig aber ist das schon, wie ich finde.

Der gesunde Egoismus wird meiner Ansicht nach zu stark abgewertet.

Nur wenn ich selbst gesund und stabil bin, eben weil ich auf mich achte und mich selbst wahr nehme und auf meine Bedürfnisse eingehe, kann ich auch anderen helfen und Gutes tun.

Es ist wichtig, dass unsere Aufmerksamkeit und unser Denken immer wieder uns selbst gilt. Auch für Selbstreflexion.

Übertreibt man es jedoch mit dem Egoismus, wovon du vermutlich sprichst, dann kommt man mit seinem Egoismus ins Ungleichgewicht und schöpft zu intensiv und an falscher Stelle den eigenen Vorteil auf Kosten anderer aus.
Dann gilt uneingeschränkt der eigene Vorteil auf Kosten anderer.

Ellbogenmentalität.

Aber auch Altruismus kann ein verdeckter, gesellschaftsfähiger Egoismus auf Umwegen sein.

In Selbstgerechtigkeit kann man ausgeprägten Egoismus erkennen.

Starker, übertriebener Egoismus entsteht sicherlich aus Mangel an Selbstliebe, weil ich dann ja der Überzeugung bin, dass ich all das, was mir fehlt, anderen, wenn nötig auch mit List und Gewalt, nehmen muss. Folglich fehlt es mir an Liebe zu mir selbst, weil ich nicht davon ausgehe, dass ich es wert bin, dass meine Bedürfnisse auch ohne andere auszubeuten, erfüllt werden.


sexy1111 
Fragesteller
 02.09.2022, 11:09

Wladimir Wladimirowitsch, auch Putin genannt, meinst du wohl, oder?

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amormutuus  03.09.2022, 10:30
@sexy1111

Ne, war pauschal so erzählt .... dachte dabei an keinen konkret.
Naja, und Putin .... also das ist kein übertriebener Egoismus mehr, da kommen schon mehr krankhafte Eigenschaften wie etwa Größenwahnsinn und so dazu. Der ist in Sachen Egoismus natürlich am Anschlag und hat aber zusätzlich noch weitere krasse Störungen .... ;-)

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Egoismus entsteht aus evolutionärer Logik.

Altruismus ist tatsächlich ein Mangel an Selbstliebe und Ausdruck von verstecktem Egoismus.

LG


Rakey269  02.09.2022, 07:32
..Ausdruck von verstecktem Egoismus.

Sehr schön formuliert.

Ansonsten vollste Zustimmung beim Inhalt!

Gruß

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Tonis9706  02.09.2022, 08:02
@Rakey269

Hätte ich nicht von dir gedacht. Aber gut, du scheinst großen Teilen von Schopenhauers Philosophie zuzustimmen.

Glaubst du, es gibt(gäbe) echten Altruismus?

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Rakey269  02.09.2022, 08:32
@Tonis9706
Glaubst du, es gibt(gäbe) echten Altruismus?

Aber selbstverständlich, gleichwohl wenn dies äußerst selten vorkommt, da oftmals eine Art Selbstprofiliierung dahinter steckt, wie du es so wunderbar in deiner Antwort sagst.

Der Mensch ist ein widersprüchliches und somit halbgares Wesen. Es ist ein soziales Herdentier, welches gleichzeitig fähig zu radikalem Egoismus ist.

Wie ist dein Blickwinkel auf die Frage?

Gruß

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Tonis9706  02.09.2022, 08:43
@Rakey269

Ich halte den Menschen für grundsätzlich egoistisch.

Der eine Egoist hat aber eine sehr große Weitsicht, weshalb sein Handeln für viele altruistisch wirken mag.

Denn auch diese Handlung hat positive Auswirkungen auf einen selbst.

LG

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Rakey269  02.09.2022, 09:14
@Tonis9706

Nun die Frage, wie viel dem System zugeschuldet ist. Wie sehr wird unser intrinsische, unersättliche Wille gefüttert?

Würde Schopenhauer die heutige narzisstische und dekadente Vergnügungsgesellschaft samt des Konsumterrors erblicken, würde er voller Scham und auch Verachtung den Kopf schütteln.

Schopenhauer war sich nämlich sehr wohl der menschlichen Tendenz bewusst, materiellen Besitz und finanzielle Ressourcen anzuhäufen, um sie wieder zu erwerben: Menschen kaufen Dinge, weil sie glauben, dass sie dadurch glücklich werden. Alles, um der Langeweile und dem Existenzschmerz zu entfliehen.

Schopenhauer argumentiert auch, dass die beste Verwendung für Geld darin besteht, dass es die Macht inne hat, jemanden unabhängig zu machen. Es einem ermöglicht, bequem zu leben, ohne arbeiten zu müssen, und dass es als Bollwerk gegen alles Übel und Unglücke im Leben fungiert.

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Tonis9706  02.09.2022, 09:51
@Rakey269
Würde Schopenhauer die heutige narzisstische und dekadente Vergnügungsgesellschaft samt des Konsumterrors erblicken, würde er voller Scham und auch Verachtung den Kopf schütteln.

Das möchte ich auch behaupten, wobei Schopenhauer diesen Zukunftsblick zu seinen Lebzeiten bereits zu Ende gelebt hat. Ich finde vielmehr den Grund interessesant

Um den Psychoanalytiker Arno Gruen zu zitieren:

"Vom Verlust des Mitgefühls"

"Wenn ein Kind keinen Zugang zu seinem Schmerz in seinem Inneren findet und ihm dabei auch nicht geholfen werden kann, atrophiert seine Lebendigkeit. Dann verlagert es sein inneres Leben ins Äußere, ins Materielle. Es kauft sich das Leben in unzähligen Fertigprodukten, die unsere Konsumgesellschaft dafür bereithält. Von mechanischen Apperaten, bis zu gleichschaltenden Erlebnissen in den Filmen kann man fast alles kaufen, von dem man glaubt, es zu benötigen. Auf diese Weise, schreibt diese außergewöhnliche Lehrerin(die Rede ist von Sylvia Ashton-Warner), kann man das Leben selbst kaufen - wie Leben in Konserven(can-ned life).
Nun die Frage, wie viel dem System zugeschuldet ist. Wie sehr wird unser intrinsische, unersättliche Wille gefüttert?

Um einen meiner Gedanken ausführen.

Du kannst einen Tiger schwer mit Karotten erziehen. Wenn die Bedingungen stimmen, klappt es irgendwann mit dem Lebenserhalt.

Er wird aber niemals danach springen und jagen. Sobald er aber ein Stück Fleisch erblickt, verfällt er geradezu in eine Jagtextase.

Die Karotte ist der Kommunismus(Altruismus), das Stück Fleisch der Kapitalismus und der Tiger der Mensch.

Schopenhauer argumentiert auch, dass die beste Verwendung für Geld darin besteht, dass es die Macht inne hat, jemanden unabhängig zu machen. Es einem ermöglicht, bequem zu leben, ohne arbeiten zu müssen, und dass es als Bollwerk gegen alles Übel und Unglücke im Leben fungiert.

Ein Zitat aus einem meiner Lieblingsfilme (There will be blood)

"Ohhh ich möchte so viel Geld verdienen, dass ich niemanden mehr sehen muss."

LG

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Rakey269  02.09.2022, 10:46
@Tonis9706

Sehr sehr interessante Ausführungen, wo wir uns auch gar nicht so weit voneinander entfernt sein dürften, inhaltlich.

Das ist richtig. Zu Schopenhauers Zeit hatte dies schon ähnliche Züge. Wobei während seiner Zeit immerhin sowas wie eine gemeinsames Wertefundament herrschte und zwar die Religion. Dank der 68er wurde aber sämtliche traditionelle Leitkultur aufgelöst. Der Wille in den Menschen schreite nach ungebändigter Freiheit. Wie es endete wissen wir.

Es traf auf einen verheerenden Kompromiss, welcher die gesamte Welt zu einem Supermarkt machte. Jede Eigenschaft, jede zwischenmenschilche Beziehung, jegliche Liebe, Sex.... alles wurde allmählich zur Ware und plötzlich unterlag das individuellste Leben gewissen Marktregeln. Selbstoptimierung usw usf.

Plötzlich war der ungebremste Markt da und füllte die Nachfrage ganz nach dem Angebot-Nachfrage Prinzip die innere leere des Menschen wie es auch Herr Gruen beschreibt.

Der Wille ist blind, rasend, unberechenbar. Er ist willkürlich. Der Mensch weiß letztenendes nicht, was er genau will. Er will irgendwas, bloß nicht die schauderhafte existenzielle Langeweile!

So glaube ich, dass eine Wechselwirkung stattfindet. Der einfache Mensch wird von vorne bis hinten betört. Konsumgüter werden ihm schmackhaft gemacht. Honig wird ihm um den Mund geschmiert usw usf.

Es erfolgt eine Massenpsychose, die aus den Fugen gerät..statt sich den buddhistischen Lehren zu nähern..

Um dir mal ein Beispiel zu liefern:

Traumaspezialisten sind sich einig, dass die Nachkriegsgenerationen alle traumatisiert sind, aber ohne Ursache, was verheerend für Menschens Leid ist. So wurde der Krieg beispielsweise nicht gut verarbeitet von der Kriegsgeneration , was darin endete, dass Kinder verwirrt waren, warum sich ihre Eltern so und so verhielten und auch Schäden davon nahmen usw. usf.

Mein Punkt ist hier ein dialektischer, also entschuldige, wenn es widersprüchlich erscheint:

Der Mensch ist ein Tier und strebt nach Eigeninteresse, was völlig natürlich ist. Ob NS-Diktatur, ob DDR oder ob die ärmsten Gegenden der Welt. Der Mensch arrangiert sich irgendwie immer, sodass er beispielsweise eine schöne Kindheit hatte.

Sind seine Grundbefürdnisse gestillt (Familie, Partner, Sex, Status und Anerkennung) ist er bereits befriedigt. Dadurch ist er missbrauchbar für jegliche Ideologie.

So sehr der Mensch ein Produkt der Natur ist, genauso wie eine Katze immer eine Maus jagen wird, weil das ihr Wesen ist, wird der Mensch immer ein Wesen sein, wessen Wille die verschiedensten Formen annehmen wird, um an der Oberfläche zu erscheinen (Sei es der vorgegaukelte Altruismus, um mal einen Bogen zum Anfang des Gesprächs zurückzukommen), so ist er gleichermaßen stark von der Umwelt beeinflusst. Wie Spengler sagte sind Kulturen, Menschgebilde organisch sind. Wir sind allesamt Zahnräder, die sich gegenseitig beeinflussen und aufeinander abfärben und sehr viel voneinander lernen.

So ist mein Standpunkt denke ich ein sehr schopenhauerianischer im Kern:

Dass der Mensch sich seines Willens und dem organischem Gebilde, was er hinterlässt, bewusst machen muss. Seinen Trieb und Willen verneinen oder zumindest seinen Egoismus reflektieren, (denn das ist es, was schlussendlich Mensch von Tier unterscheidet), und sich zur schopenhauer'schen oder buddhistischen Mitleidsethik zu besinnen.

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Tonis9706  02.09.2022, 11:46
@Rakey269
Das ist richtig. Zu Schopenhauers Zeit hatte dies schon ähnliche Züge. Wobei während seiner Zeit immerhin sowas wie eine gemeinsames Wertefundament herrschte und zwar die Religion. Dank der 68er wurde aber sämtliche traditionelle Leitkultur aufgelöst. Der Wille in den Menschen schreite nach ungebändigter Freiheit. Wie es endete wissen wir.

Jap!

Schopenhauer hat gewusst, dass diese Entwicklung gerade erst Pfad aufgenommen hat.

Es traf auf einen verheerenden Kompromiss, welcher die gesamte Welt zu einem Supermarkt machte. Jede Eigenschaft, jede zwischenmenschilche Beziehung, jegliche Liebe, Sex.... alles wurde allmählich zur Ware und plötzlich unterlag das individuellste Leben gewissen Marktregeln. Selbstoptimierung usw usf.

Das stimmt. Das perfide dabei. Erleidet jemand Schmerz, so bleibt ihm oft nur äußere Tröstung(durch Familie etc.) . Der moderne Mensch, der seinen Schmerz im Materiellen vergessen möchte, erfährt diese Tröstung nicht - oder aber deutlich emotional geringfügiger. Und vorallem reflektiert er nicht.

Das hat die Grundlage in der Philosophie der Menschen, der Markt ist quasi Symptom dessen.

Der Wille ist blind, rasend, unberechenbar. Er ist willkürlich. Der Mensch weiß letztenendes nicht, was er genau will. Er will irgendwas, bloß nicht die schauderhafte existenzielle Langeweile

Schöne Beschreibung. Nietzsche sagte schon, der Menschheit fehlt ein Ziel -

Fehlt dann nicht auch sie selbst. "Der letzte Mensch lebt am Längsten" und vorallem am Langweiligsten.

So glaube ich, dass eine Wechselwirkung stattfindet. Der einfache Mensch wird von vorne bis hinten betört. Konsumgüter werden ihm schmackhaft gemacht. Honig wird ihm um den Mund geschmiert usw usf

Der Mensch wird durch den letzten Mensch ersetzt, er wird gezähmt und einst kahl sein.

Es erfolgt eine Massenpsychose, die aus den Fugen gerät..statt sich den buddhistischen Lehren zu nähern

Da kommt der Schopenhauer vollumfänglich aus dir heraus. Es ist schon interessant. Ich habe eher überwiegend Nietzsche und du Schopenhauer gelesen und dennoch sind unsere Meinungen so ähnlich und doch irgendwo auch wieder nicht.

Traumaspezialisten sind sich einig, dass die Nachkriegsgenerationen alle traumatisiert sind, aber ohne Ursache, was verheerend für Menschens Leid ist. So wurde der Krieg beispielsweise nicht gut verarbeitet von der Kriegsgeneration , was darin endete, dass Kinder verwirrt waren, warum sich ihre Eltern so und so verhielten und auch Schäden davon nahmen usw. usf.

In dieser Zeit gab es wenigsten noch Familienbunde, meine Großmutter hat ihre Erlebnisse z. B. In einem Tagebuch festgehalten.

Der Mensch ist ein Tier und strebt nach Eigeninteresse, was völlig natürlich ist. Ob NS-Diktatur, ob DDR oder ob die ärmsten Gegenden der Welt. Der Mensch arrangiert sich irgendwie immer, sodass er beispielsweise eine schöne Kindheit hatte.

Das Ziel der Kindheit ist vorallem ein essentieller Punkt.

Es ist amüsant inwieweit Kunst - und vorallem Hollywoodfilme das Ideal versprühen, der arme, zu unrecht und unfair behandelte Harry Potter könnte eine sympathische Persönlichkeit werden.

Wer in seinem Leben immer zu kurz kommt wird nicht edelsinnig und gutmütig, sondern neidisch und verbittert.

Das Ideal des ungerecht behandelten Heldens ist bei unseren POC-Jüngern geradezu drakonisch.

Sind seine Grundbefürdnisse gestillt (Familie, Partner, Sex, Status und Anerkennung) ist er bereits befriedigt. Dadurch ist er missbrauchbar für jegliche Ideologie.

Ahhh Zustimmung, aber : Sofern er besseres in entsprechender Qualität bereits gekannt hat..

So sehr der Mensch ein Produkt der Natur ist, genauso wie eine Katze immer eine Maus jagen wird, weil das ihr Wesen ist, wird der Mensch immer ein Wesen sein, wessen Wille die verschiedensten Formen annehmen wird, um an der Oberfläche zu erscheinen (Sei es der vorgegaukelte Altruismus, um mal einen Bogen zum Anfang des Gesprächs zurückzukommen), so ist er gleichermaßen stark von der Umwelt beeinflusst. Wie Spengler sagte sind Kulturen, Menschgebilde organisch sind. Wir sind allesamt Zahnräder, die sich gegenseitig beeinflussen und aufeinander abfärben und sehr viel voneinander lernen.

JAAA. Dies war wohl Spenglers bedeutendster Gedanke.

LG

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Rakey269  02.09.2022, 12:46
@Tonis9706
Das hat die Grundlage in der Philosophie der Menschen, der Markt ist quasi Symptom dessen.

Auch hier stimme ich zu. Der Markt ist nicht nur eine autoritäre Instanz, die die Menschen allesamt unterdrückt, sondern es geht auch in die andere Richtung. So ist der Markt immer das, was die Menschen aus ihm machen, weshalb er auch jede Epoche, und Generation andere Formen annimmt. Verstehe ich völlig!

Nur sind Marktführer und Besitzende hier am längerem Hebel, da sie in ihrer eigenen Welt leben und voll all den oben angeführten gesellschaftlichen Problemen kaum betroffen sind und natürlich massiv an Medienmacht haben.

Es sind zwei völlig konträre Welten.

Der Mensch wird durch den letzten Mensch ersetzt, er wird gezähmt und einst kahl sein.

JAA!! Sehr gut!

Der letzte Mensch ist heutzutage der für die herrschende Ökonomik der Idealmensch. Nietzsches letzter Mensch ist einer, der dem Massenkonsum verfallen ist und zum Patienten des System verkommen ist. Keine Familie. Niemanden, mit dem er reden kann. Völlige Entfremdung. Zeitarbeit. Psychologische Betreuung und am besten nur Symptombehandlung sprich Medikamentalisierung, damit Mensch wieder wie eine Batterie ausbeutbar ist...

Hyperindividualismus Hurrah!

Da kommt der Schopenhauer vollumfänglich aus dir heraus. Es ist schon interessant. Ich habe eher überwiegend Nietzsche und du Schopenhauer gelesen und dennoch sind unsere Meinungen so ähnlich und doch irgendwo auch wieder nicht.

Nun, Nietzsche bezog sich sehr viel auf Schopenhauer und entwickelte einzelne Punkte weiter und brachte seine eigene kritischen Gedanken ein und wandte sich später von Schopenhauer inhaltlich ab.

Es ist amüsant inwieweit Kunst - und vorallem Hollywoodfilme das Ideal versprühen, der arme, zu unrecht und unfair behandelte Harry Potter könnte eine sympathische Persönlichkeit werden.
Wer in seinem Leben immer zu kurz kommt wird nicht edelsinnig und gutmütig, sondern neidisch und verbittert.
Das Ideal des ungerecht behandelten Heldens ist bei unseren POC-Jüngern geradezu drakonisch.

Absolut!

Mir missfällt diese Heroisierung und Romantisierung "der Schwachen" ebenso. Es ist wie Schopenhauer es sagte, dass Geld macht dich per se nicht zum schlechten oder guten Menschen.

"Immoralische"/"amoralische" Handlungen und Menschen findest du bei Arm sowohl Reich.

Diese weiße Weste bei Benachteiligten sollte man schleunigst ablegen.
Der Ausgebeutete ist nicht per se der moralisch Gute.

Dafür plädiert übrigens auch jemand wie lacan'scher, hegelianer Zizek.
Es gibt nunmal sehr viele Leute in linken Kreisen, die eigentlich schon wieder kolonialistisches und paternalistisches Denken aufweisen ohne, dass sie es merken. Sie gehen so weit, denen gar "das Bösesein" abzusprechen. Die Obsession, alle Schuld auf sich zu nehmen ist krankhaft.

Das ist der Altruismus, von welchem wir sprachen, der eigentlich versteckter Egoismus ist.

Gruß

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Tonis9706  02.09.2022, 13:50
@Rakey269
Auch hier stimme ich zu. Der Markt ist nicht nur eine autoritäre Instanz, die die Menschen allesamt unterdrückt, sondern es geht auch in die andere Richtung. So ist der Markt immer das, was die Menschen aus ihm machen, weshalb er auch jede Epoche, und Generation andere Formen annimmt. Verstehe ich völlig!

Genauso ist es.

Nur sind Marktführer und Besitzende hier am längerem Hebel, da sie in ihrer eigenen Welt leben und voll all den oben angeführten gesellschaftlichen Problemen kaum betroffen sind und natürlich massiv an Medienmacht haben.

irgendwer ist immer Machtführer, ob nun der Kapitalist oder der oberste Genosse oder Gewerkschafter.

Der letzte Mensch ist heutzutage der für die herrschende Ökonomik der Idealmensch. Nietzsches letzter Mensch ist einer, der dem Massenkonsum verfallen ist und zum Patienten des System verkommen ist. Keine Familie. Niemanden, mit dem er reden kann. Völlige Entfremdung. Zeitarbeit. Psychologische Betreuung und am besten nur Symptombehandlung sprich Medikamentalisierung, damit Mensch wieder wie eine Batterie ausbeutbar ist...

Nietzsche setzt dieses Prinzip auch schon ziemlich früh an. Dort wo die unwichtigsten Entscheidungen getroffen werden.

Die Entscheidung auf einer hochseewasseruntauglichen Nussschale die Reise zu neuen Kontinenten zu wagen, wäre in unserer heutigen Zeit undenkbar. Man liest und erzählt aber gerne solche Geschichten. Besonders in jungen Jahren reicht das aber irgendwann nicht mehr. Früher war wenigstens die Herausforderung da in jungen Jahren ohne Ausbildung etc. auszuziehen, Arbeit zu finden und sich woanders frei, aber hart, ein eigenes Leben aufzubauen.

Heute ist es keine Leistung für seinen Lebensunterhalt aufzukommen.

Wer ohne Rettungsseil in eine schwierige Situation tritt entwickelt echten Selbstwert. Nach dem Motto

"Ich habe zwar keine Arbeit, kein Geld oder Berufsbildung, aber wer von euch kann behaupten den Weg alleine in die Wüste gewagt zu haben?" (Das lässt sich vorallem metaphorisch verstehen)

Was bleibt dem heutigen Menschen, wenn viele seiner Erfolge im Leben einmal weg sind. So baut sich in das Verständnis derGedanke, dass man bisher nur den Weg der Flucht nach vorne bestritten hat.

Nun, Nietzsche bezog sich sehr viel auf Schopenhauer und entwickelte einzelne Punkte weiter und brachte seine eigene kritischen Gedanken ein und wandte sich später von Schopenhauer inhaltlich ab.

Darauf wollte ich nicht unbedingt hinaus. Wir ziehen die selben Schlüsse, wir haben die selben Informationen und trotzdem unterscheidet sich unsere Wertung dessen. Das wollte ich nur beiläufig erwähnen, da wir wahrscheinlich in ganz anderen Umkreisen aufgewachsen sind. - Das macht dann letztendlich auch der Unterschied unserer Wertung.

Mir missfällt diese Heroisierung und Romantisierung "der Schwachen" ebenso. Es ist wie Schopenhauer es sagte, dass Geld macht dich per se nicht zum schlechten oder guten Menschen.
"Immoralische"/"amoralische" Handlungen und Menschen findest du bei Arm sowohl Reich.
Diese weiße Weste bei Benachteiligten sollte man schleunigst ablegen.
Der Ausgebeutete ist nicht per se der moralisch Gute.

Völlig korrekt. Wunderbar zusammengefasst.

Dafür plädiert übrigens auch jemand wie lacan'scher, hegelianer Zizek.

Es gibt nunmal sehr viele Leute in linken Kreisen, die eigentlich schon wieder kolonialistisches und paternalistisches Denken aufweisen ohne, dass sie es merken. Sie gehen so weit, denen gar "das Bösesein" abzusprechen. Die Obsession, alle Schuld auf sich zu nehmen ist krankhaft.

Diese Leute suchen die Schwere und die Trägheit, weil jegliche Luftigkeit mit der Kindheit und der Realität verschwunden ist.

Mich stören aber besonders die Schilfrohrsitzer, die in ihrer unendlich Torheit noch den neuen Götzen anbetet und bei echter Ungerechtigkeit den Mund nicht aufbekommt. Das ist seit jeher die stille Mehrheit.

LG

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Rakey269  02.09.2022, 15:16
@Tonis9706
irgendwer ist immer Machtführer, ob nun der Kapitalist oder der oberste Genosse oder Gewerkschafter.

Klar, die Macht liegt letztenendes bei dem, der die Investitionsgüter, die Produktionsmittel besitzt. Und das ist meist "der Fabrikbesitzer", gegen den ich auch nichts hab, nicht falsch verstehem.

Aber du hast recht. In dem System ringen alle nach Macht, jegliche Identität. Sei es BLM, Genossenschaften, Feministen usw.

Was bleibt dem heutigen Menschen, wenn viele seiner Erfolge im Leben einmal weg sind. So baut sich in das Verständnis derGedanke, dass man bisher nur den Weg der Flucht nach vorne bestritten hat.

Wow, ausgezeichnet! Hier könnte man Schopenhauer herauslesen.

Darauf wollte ich nicht unbedingt hinaus. Wir ziehen die selben Schlüsse, wir haben die selben Informationen und trotzdem unterscheidet sich unsere Wertung dessen. Das wollte ich nur beiläufig erwähnen, da wir wahrscheinlich in ganz anderen Umkreisen aufgewachsen sind. - Das macht dann letztendlich auch der Unterschied unserer Wertung.

Ist dem so? Haben wir dieselben Informationen? Ich denke die Informationslage, aber sicherlich auch die Art unseres Seins wird eine andere sein. Dazu gehört dann auch das Umfeld, ja. Hm.

Mich stören aber besonders die Schilfrohrsitzer, die in ihrer unendlich Torheit noch den neuen Götzen anbetet und bei echter Ungerechtigkeit den Mund nicht aufbekommt. Das ist seit jeher die stille Mehrheit.

Absolut. Da hat Nietzsche vollkommen recht damit, dass Kollektive dazu neigen, deren Grund einen religiösen Rahmen verleihen...

Ob das jetzt der scheinheillige Humanismus, den Nietzsche sehr schön "säkularen Theismus" beschrieb. Der heilige Markt, der alles von alleine regelt, oder Sozialismus, der als Religionsersatz dient.

Gruß

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Tonis9706  02.09.2022, 18:00
@Rakey269

Dein Kommentar schließt diesen Diskurs sehr passend ab. LG

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Ich denke zumindest, dass es der eigenen Unzufriedenheit entspringt

Ja, natürlich,

das hat wahrscheinlich als erster Philosoph G. Siddharta gegen das ewige Leid mit dem Satz "Ich bin du und du bist ich" erklärt, deshalb "der Erleuchtete" (Buddha) genannt (vgl. das Licht Gottes in die Finsternis der Menschen, vgl. Himmel und Hölle, vgl. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, vgl. monotheistische Religionen usw. usw..)