Einsilbentrennung - warum wieder abgeschafft?
Warum wurde die Einsilbentrennung im Zuge der deutschen Rechtschreibreform wieder abgeschafft? Es war aufgrund der Reform möglich (1996 bis 2008?) auch kurze Worte zu trennen, wie man sie gesprochen hat. So z.B. den Ofen, den Esel oder den Igel. Da konnte man trennen O-fen; E-sel; I-gel; oder auch A-mei-se. Heute kann man den Esel, den Ofen oder den Igel nicht mehr trennen, und die Ameise wird nur noch als Amei-se getrennt.
Warum diese Einsilbentrennung rückgängig gemacht wurde, weiß ich nicht. Auch sehe ich in der Rücknahme keinen Sinn.
6 Antworten
Theoretisch kann man argumentieren, dass die Artikulationswerkzeuge immer schon die folgenden Laute mitberücksichtigen, was bei der Abtrennung eines einzigen Vokals nicht gegeben ist. Ich sehe da aber auch keine vorhersehbaren, nachweislichen Schwierigkeiten.
Schlimmer ist die Kapitulation vor allzu schlichten Textbearbeitungsprogrammen, die nun mechanisch bei Konsonantenhäufung im Wortinnern nur den letzten Konsonanten hinter das Trennzeichen setzen dürfen. So sieht man grausige Beispiele wie
verk-leiden, eins-pielen, Geniest-reich, usw.
Dabei wäre es viel einsichtiger gewesen, das mittelalterliche "ck" abzuschaffen und durchgehend "kk" zu schreiben. Jetzt deshalb neuerdings vor dem "ck" trennen zu müssen, ist der Fluch der bösen Tat (bzw. die Strafe für die Unterlassung der guten).
Genau. Wir sollten uns hier ein Vorbild an unseren westlichen Nachbarn nehmen.
unmöglich zu sein scheint, einem englischsprachigen Programmierer zu erklären, dass beim Trennen daraus ein "k-k" werden könnte.
Bizarrerweise kann TeX, das 1982 von einem einzelnen Amerikaner geschrieben wurde, diese Hürde durchaus nehmen. Es sind immer die Programme von Multimilliardendollarunternehmen, die dabei zuverlässig versagen.
weil es unmöglich zu sein scheint, einem englischsprachigen Programmierer zu erklären, dass beim Trennen daraus ein "k-k" werden könnte.
Wenn ich mich recht erinnere, dann beherrschte das bereits TeX/LaTeX ab den späten Achtzigern. Es geht also schon, wenn man nur genug Enthusiasmus aufbringt, um ein ordentliches Programm zu schreiben und/oder entsprechende Mithelfer zu motivieren.
verk-leiden, eins-pielen, Geniest-reich, usw.
Das ist vom Regelwerk gedeckt?????????
Nicht von der amtlichen und der Duden-Regelung, aber von der algorithmischen Regelung gewisser Software, deren Schöpfer zu faul / zu geizig / zu unwissend / zu stolz ... sind, um Bibliotheken zu verwenden, oder die auf extrem schwacher Hardware laufen muss.
Jetzt bin ich wieder beruhigt — das hätte mich jetzt wirklich erschüttert. Da ich selbst programmiere, weiß ich, daß der Output irgendeines dahergelaufenen Programms bestenfalls als Diskussionsthema, aber nicht als Kanon, dienen kann.
Nebenbei finde ich die deutsche Silbentrennung als broken by design (und wahrscheinlich auch broken by intention). Es gibt eine phonetische Regel („brich vor dem letzten Konsonanten“) und eine morphologische Regeln („brich zwischen Morphemen“), und das ist gut&schön — aber Fälle, in denen diese Regeln in verschiedene Richtung zeigen, sind per Dekret und nicht per Regel zu entscheiden. So erlaubt der Duden zwar Päd·agoge und ein·ander, empfielt aber das IMO falsche Pä·dagoge und ei·nander. Und die etymologisch richtige Trennung En·ergie ist sogar explizit verboten.
Immerhin ist lt. Duden "Heliko-pter" erlaubt. Was mich in diesem Zusammenhang wirklich stört, ist, dass "Polyethylentere-phthalat" nicht erlaubt zu sein scheint. Die bei https://www.duden.de/rechtschreibung/Polyethylenterephthalat vorgeschlagene Trennung hat bei mir die Reaktion "Auaaa!" hervorgerufen. (Wie soll man übrigens überhaupt zu "ethylen" stehen? Es kommt schließlich von AEther / αἰθήρ. Also eindeutig mit etwas mit A am Anfang.)
Неlіkο·рtеr іѕt zwаr еrlаubt аbеr nісht еmрfοhlеn, wіе mеіѕtеnѕ іn ѕοlсhеn Dіngеn (Gruѕеlbеіѕріеl: dіе Εmрfеhlung Ηу·рο·хӓ·mіе). Ѕсhlіmmеr іѕt еѕ bеі dеr Ка·thοdе, dа wіrd dіе Wοrtbіldung κατὰ+ὁδός wіrklісh аd аbѕurdum gеführt (еbеnѕο Μе·thοdе), dіе Τrеnnung zwіѕсhеn t und h іѕt іn bеіdеn Fӓllеn ехрlіzіt vеrbοtеn.
Dаѕ Τеrерh·thаlаt іѕt wаhrlісh аbѕurd; Ρhеnοlрh·thаlеіn und Αmрhеtа·mіn ѕіnd ӓhnlісh krаnk, аbеr іmmеrhіn wеrdеn dа dіе rісhtіgеn Τrеnnungеn „gеduldеt“. Ісh frаgе mісh іmmеr, wаѕ еѕ brіngеn ѕοll, еіn rаtіοnаlеѕ Ρrіnzір durсh еіnе Кοmmіѕѕіοnѕеntѕсhеіdung zu еrѕеtzеn und dаѕ dаnn nοсh kесk аlѕ „Vеrеіnfасhung“ zu bеzеісhnеn. Еіn Ρrіnzір kаnn ісh аllеіnе аnwеndеn, еіnе Εntѕсhеіdung muß ісh nасhlеѕеn und dаzu vіеllеісht ѕοgаr еіnе Ρublіkаtіοn dеѕ Dudеn-Vеrlаgѕ kаufеn. Vіеllеісht іѕt dаѕ ја ѕοgаr dеr Ѕіnn hіntеr dіеѕеr Luѕt аn unѕуѕtеmаtіѕсhеn Еіnzеlfаllеntѕсhеіdungеn?
Αn Εthу·lеn hаbе ісh еіgеntlісh nісhtѕ аuѕzuѕеtzеn.
P.S.: Maßnahmen gegen den Höflichkeitsfilter gesetzt.
Bei "eth-" meine ich die Auslassung des "a" am Anfang (und die Aussprache als "i-" im Englischen).
Aber amtlich ist z.B. Most/rich, wo ich beim Sprechen einwandfrei Mos/trich trenne.
Da es von Most bzw. franz. moustarde abgeleitet ist, würde ich es beim Sprechen und Schreiben als Most·rich zerlegen. Aber ich bin mit dem Wort nicht aufgewachsen, als ich es das erste Mal geschrieben sah, mußte ich es nachschlagen (Was für ein Strich soll das sein?).
Die Etymologie ist natürlich richtig, kann aber die deutsche Aussprache (und danit Trennung) des doch sehr veränderten Lehnworts nicht bestimmen. Kein Mensch trennt ja auch "Heliko-pter" bei der Aussprache usw. obwohl da sogar die Originalform bewahrt geblieben ist.
Eine trennung für einen einzelnen Buchstaben ist Sinnfrei
Warum diese Einsilbentrennung rückgängig gemacht wurde, weiß ich nicht. Auch sehe ich in der Rücknahme keinen Sinn.
Welchen Sinn sollte es machen, einen Igel zu trennen?
Andererseits, wenn Du unbedingt willst, wer sollte Dich daran hindern?
Nur "Urinstinkt" sollte man ausschließlich nach der ersten Silbe trennen.
Ja, wenn man Urinstinkt falls trennt, dann bekommt Urin stinkt ;)
Eigentlich ist die worttrennung am zeilenende kein problem der ortografie, sondern der typografie und damit ein tema für spezialisten. Typografische regeln gibt es jede menge, z. b. eine höchste zahl von trennungen bei aufeinander folgenden zeilen. Nur wird man natürlich bei einem bibliofilen buch strenger darauf achten als in einem sportbericht einer zeitung, mit der man am folgenden tag die einkäufe einwickelt. Je nachdem vermeidet man z. b.«zeilenen-de» und trennt nur «zeilen-ende» oder gar nicht – oder man nimmt es nicht so genau. Dasselbe gilt ursprünglich für die frage, ob man einzelne buchstaben abtrennen soll. Der «normale» schreiber kann das auch so halten, wenn er will. Er hat aber auch die möglichkeit, trennungen ganz zu vermeiden!
Da man in der schule möglichst nur sinnvolle dinge lernen soll, haben die linguisten 1996 typografisches spezialistenwissen aus der ortografie entfernt. Solche auswüchse waren die trennregeln mit st, ck, den drei konsonanten und eben auch mit den einzelbuchstaben.
Leider gibt es in Deutschland viele obrigkeitshörige leute. Ihnen kann man nicht eine schreibweise empfehlen oder davon abraten. Für sie muss alles entweder vorgeschrieben oder verboten sein. Diesem drängen hat das laiengremium «rat für deutsche rechtschreibung» 2006 nachgegeben und betreffende regel wieder eingeführt. Wie sinnlos das ist, sieht man, wenn man ein gesangbuch aufschlägt. Wie sonst soll man die silben unter die noten platzieren («in E-wig-keit»)?
(Geschrieben gemäss http://www.kleinschreibung.ch.)
Weil ein einzelner Buchstabe ohne Probleme in die folgende Zeile eingefügt werden kann und weil es unschön aussieht.
Mittlerweile ist es bei Wikipedia drin. Es waren weder fachliche noch grammatikalische Gründe ausschlaggebend, sondern einfach ästhetische Gründe.
Abs-tand, Sys-tem (diese beiden "st" sind übrigens etymologisch dasselbe)
Übrigens soll früher die Trennung des "st" verboten gewesen sein, weil sonst der Setzer eine Ligatur zurücklegen und zwei einzelne Buchstaben einfügen musste. Ebenso wird jetzt "ck" nicht getrennt, weil es unmöglich zu sein scheint, einem englischsprachigen Programmierer zu erklären, dass beim Trennen daraus ein "k-k" werden könnte.