Eigenen Willen des Kindes akzeptieren?

11 Antworten

Du hast bereits viele und auch sehr gute Antworten erhalten. Dennoch möchte ich gerne noch ein paar Aspekt hinzufügen.

Grundsätzlich finde ich es wichtig, dein Kind mit- bzw. gar selbst entscheiden zu lassen, wenn es um Entscheidungen geht, die man mehr oder weniger konsequenzenlos treffen kann bzw. bei denen die persönlcihen Gefühle eine Rolle spielen. Als Mutter musst du aber regulierend und erklärend eingreifen, wenn die Entscheidung weitreichender ist als dein Kind verstehen kann.

Da kann es z.B. ums Essen gehen (z.B. was gekocht wird oder ob dein Kind die Nudeln mit oder ohne Soße oder eventuell mit etwas anderem möchte, was ihr gerade da habt). Das sind Entscheidungen, die du als Erwachsene ebenso treffen darfst. Dir schreibt niemand vor, was du essen musst. Bei Kindern neigen wir aber dazu, genau das zu tun. Dennoch solltest du natürlich ein Auge darauf haben, dass die Ernährung im Grunde ausgewogen und gesund ist. Verbote oder gar Zwang bringen in diesem Kontext wenig und sind kontraproduktiv. Kinder, die mit strikten Verboten aufgewachsen sind, neigen dazu, später genau das Verbotene zu wollen. Besser ist es dem Kind zu vermitteln, dass alles in den richtigen Maßen in Ordnung ist.

Ähnlich sehe ich es mit dem Kontakt zu anderen Personen. Dein Kind muss lernen selbstzuentscheiden, welche Person ihm gut tut und mit wem er wann Kontakt haben möchte. Du hast als Erwachsene kein gutes Verhältnis zu deinem Vater? Dann gehst du nicht hin bzw. nur dann, wenn du es auch wirklich möchtest. Warum solltest du das deinem Kind also verwehren? Wenn das Nachbarkind deinem Kind in der Schule ständig an den Haaren zieht und es auslacht, zwingst du es auch nicht, mit ihm zu spielen, nur weil es das Nachbarkind ist. Wenn dein Kind hingegen wochenlang nicht mit dem besten Freund spielen möchte, ist es aber meines Erachtens nach deine Pflicht zumindest darauf hinzuweisen, dass die Freundschaft so auch kaputtgehen und das andere Kind später auch nicht mehr mit ihm spielen könnte.

Anders sehe ich es, wenn es um den Erwerb grundlegender Fähigkeiten geht, die die Mehrheit beherrschen sollte. Andere haben bereits darauf hingewiesen, dass ein Kind aus Sicherheitsgründen Schwimmen können sollte. Kann es nicht Fahrradfahren, drohen ihm Ausgrenzung in der Schule bzw. im Freundeskreis.

Zudem tust du deinem Kind wirklich keinen Gefallen, wenn du es ermunterst, bei jedem kleinen Problemchen sofort aufzugeben. Das wird es sonst beibehalten.

Lässt du es auch zu, wenn dein Kind seine Hausaufgaben nicht machen oder Lesen üben möchte? Ich hoffe doch nicht, da auch das große Konsequenzen haben kann, die dein Kind aktuell noch nicht verstehen kann.

Wenn dein Kind nicht zum Ballettunterricht möchte, ist das etwas völlig anderes. Seine Hobbies sollte es sich selbst aussuchen dürfen. Ein Hobby haben sollte es aber schon :)

Das bedeutet aber auch nicht, dass es richtig ist, dein Kind zu zwingen. Du solltest es ermuntern und den Ehrgeiz wecken, eine Fähigkeit zu verbessern.

https://www.familienleben.ch/kind/erziehung/selbstbewusste-kinder-ermutigen-statt-loben-3947

Ich finde es in Ordnung, wenn Du dem Kind mit sieben Jahren zwei Wahlmöglichkeiten anbietet, und es in diesem Rahmen entscheiden lässt. Einem Kind in diesem Alter keine Grenzen zu setzen, ist kontraproduktiv.

Der Vater Deines Kindes verfolgt das andere Extrem, er übt Druck aus. Natürlich ist es wünschenswert und von Vorteil, wenn ein Kind Schwimmen oder Radfahren lernt, aber nicht durch Zwang.

Ich würde eine Erziehungsberatungsstelle aufsuchen um gemeinsam ein Konzept zu erarbeiten, das das Kind angemessen fordert, aber nicht überfordert.

Giwalato

Na ja, ein 7 jähriges Kind sollte schwimmen können.

Das ist zum einen eine Sicherheitsfrage, denn dein Kind sollte sich eine kurze Zeit über Wasser halten können, falls es in einen Fluss oder See fällt.

Zum anderen kann es sein, dass er später in der Schule Schwimmunterricht hat - und Nichtschwimmer ist oder Angst vor Wasser hat.

Du tust deinem Kind keinen Gefallen, wenn es nicht schwimmen lernt.

In der Corona-Zeit war es schwer, einen Schwimmkurs zu finden. Inzwischen ist es aber auch etwas leichter geworden. Suche einen Schwimmkurs und melde dein Kind an.

Dein Kind sollte auch dringend Fahrrad fahren lernen, denn in der 3. oder 4. Klasse gibt es eine Fahrradprüfung in der Schule oder einen Schulausflug mit dem Rad.

Das kann auch der Vater übermehmen, der es ja anscheinend auch gerne machen möchte.

Prinzipiell stimme ich mit Dir überein, dass man seinem Kind Eigenverantwortung und Selbstbestimmung geben sollte. Allerdings mit Augenmaß.

Habe ich bei meinen beiden Mädels auch so gehandhabt. Jedoch war ich sehr konsequent darin, dass die beiden dann auch die Konsequenzen ihrer Entscheidung tragen mussten, was schon so manches Mal sehr unangenehme Folgen für die beiden hatte. Das mussten sie dann aushalten. Wer Freiheiten haben will, der muss auch Pflichten und Verantwortung übernehmen.

Die beiden haben sehr schnell gelernt, dass auf jede Aktion eine Reaktion erfolgt, dass man mit Freundlichkeit, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, mit Bitte und Danke sehr viel weiter kommt, als mit Trotz und Ungezogenheiten. Auch wurde ihnen schnell klar, dass Erwachsene über mehr Lebenserfahrung verfügen und es ausgesprochen dumm wäre, diese Erfahrungen bei der eigenen Entscheidungsfindung nicht zu berücksichtigen.

So habe ich auch ungern Verbote ausgesprochen, denn Verbote reizen immer zur Auflehnung. Wenn ich ein Nein aussprechen musste, haben die beiden eine Begründung bekommen, sodass sie aus Einsicht folgten und nicht aus Angst vor Strafe. Meine beiden hatten eine sehr breite Straße, um sich auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Die Grenzen orientierten sich dabei zumeist an den Gefahren für Leib und Leben, denn bestimmte Erfahrungen kann man nur einmal machen.

Beispiel: Wir wollten zum Einkaufen fahren. Es war Sommer, die Sonne schien warm und das Auto war entsprechend aufgeheizt. Beide Mädels saßen auf dem Rücksitz in ihren Kindersitzen. Ich forderte die beiden auf, sich anzuschnallen. Mosert Sarah, die Vierjährige herum: »Warum muss ich mich anschnallen? Das ist blöd, viel zu heiß und unbequem! Ich will mich nicht anschnallen!«

Da wir direkt an einem Feldweg fast ohne Verkehr wohnten, holte ich mein Mäuschen nach vorn auf den Beifahrersitz. Meine Kleine strahlte. Ich nahm etwas Fahrt auf und bei knapp 30 km/h begann ich sehr kontrolliert zu bremsen und verstärkte die Bremsung immer weiter, bis der Wagen zum Stehen kam. Schwupp! Saß mein Mädel unten im Fußraum und rieb sich die Stelle am Kopf, mit der sie ganz leicht gegen das Armaturenbrett gestoßen war. Der kleine Mund stand vor Schreck offen. Sie vergaß sogar das Weinen. Ich schaute meinem Mädel direkt in ihre blauen Augen: »Weißt Du jetzt, warum Du Dich anschnallen sollst?« Wortlos nickte Tochter, sich die kleine Beule reibend. Es gab nie wieder Diskussionen über das Anschnallen. Die jüngere Schwester probte erst gar nicht den Aufstand. (Probiere das aber nur, wenn Du Dein Auto unter völliger Kontrolle hast, nicht dass Dein Kind nachher mit einer Gehirnerschütterung oder gar einem Schädelbruch im Krankenhaus landet!)

Verstehst Du, was ich meine?

Kinder lernen per Imitation und Identifikation - deshalb brauchen sie Eltern, die Vorbilder sind - und sie lernen aus Erfahrungen, die wir Eltern ihnen ermöglichen sollten, ohne dass sie dabei ernsthaften Schaden nehmen.

Wenn Du sagst:

Mein Kind soll nichts machen was es nicht machen möchte.
Diesen Gedanken versteht mein Ex nicht.

Verstehe ich den Gedanken auch nicht, denn es kommt so rüber, als wenn Dein Kind (ich nehme mal an, dass Du einen Sohn hast) machen und tun kann, was es will. Jedoch gibt es immer unangenehme Pflichten / Aufgaben / Arbeiten, die ein jeder von uns erledigen muss - auch ein Kind! Zudem gibt es Vorschriften und Gesetze, auch ungeschriebene Gesetze in unserer menschlichen Gemeinschaft, denen es gilt Rechnung zu tragen.

Dass Du Dein Kind bereits "verzärtelt" hast, zeigt mir Deine Aussage:

Es war auch mal so schlimm, da ist das Kind 6 Monate am Stück nicht zum Vater und hat psychosomatische Beschwerden wie Pippi machen 7x alle 3 Std.

Dein Kind reagiert auf Druck mit Ausweichen und körperlichen Symptomen. Das ist nicht gesund. Es sollte eigentlich so reagieren, dass es eine Herausforderung annimmt und Wege sucht, Schwierigkeiten zu meistern / sich zu behaupten. Es sollte von sich aus den Wunsch haben, Fahrradfahren, Schwimmen zu lernen, ein Musikinstrument zu beherrschen und auch das Durchhaltevermögen, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Dabei hast Du als Mutter die Pflicht Deinem Kind die entsprechende Rückenstärkung, Aufmunterung, Motivation, Hilfestellung zu geben, aber nicht ihm zu erlauben allem Unangenehmen auszuweichen, sich zu drücken, aufzugeben.

Man darf durchaus fallen und auf der Nase landen, aber zeige Deinem Kind, wie man wieder aufsteht, einen anderen / neuen Weg sucht / findet, sein Ziel doch noch zu erreichen, ohne dabei auf unlautere / verwerfliche / unmoralische Verfahren zurückzugreifen.

Die meisten Eltern honorieren oft nur das Ergebnis / gute Note, anstatt auch das Bemühen / Lernen wertzuschätzen.

Dass Dein Ex eine andere Erziehungsmethode hat, sollte Dich nicht kümmern. War bei mir und meinem Ex auch so. Die Mädels lernten sehr schnell, sich darauf einzustellen. In meinen Augen ist eine gemeinsame Linie nicht unbedingt erforderlich. Kinder sind unglaublich stark, anpassungsfähig und unterscheiden ganz genau, mit wem sie was machen können, bei wem sie was dürfen.

In meinen Augen ist die Mutterschaft / Elternschaft etwas, was auf Dauer angelegt ist, daher halte ich von Erziehungstricks und –kniffen gar nichts und von Manipulation noch viel weniger. Für mich war es wichtig, zu meinen Kindern eine echte Beziehung aufzubauen, die von gegenseitiger Wertschätzung, Achtung, Ehrlichkeit, Vertrauen und vor allem liebevollem Umgang und Wohlwollen geprägt ist.

Mein Kind soll nichts machen was es nicht machen möchte.
...
Das Kind hat aber sein eigenes Tempo und wenn es erst mit 8/9 die Dinge lernt, dann ist das auch in Ordnung.

Heißt im Klartext: Dein Kind entscheidet. Nicht du. Da stellt sich dann schon die Frage, wer wen erzieht. Du das Kind oder dein Kind Dich?

Eure Aufgabe als Eltern ist es, eurem Kind alles beizubringen, ohne es zu zwingen. Ihr sollt das gemeinsam machen.

Ganz wichtig ist, dass ihr als Elternteile da eine gemeinsame Linie fahrt. Bei Mama und Papa müssen dieselben Regeln gelten.