,,Die Zeit heilt Wunden"?

9 Antworten

Hallo

Der Spruch "Zeit heilt Wunden" hat im Bezug auf Liebeskummer, bei mir wirklich zu getroffen.

Aber im Bezug auf traumatische Erlebnisse hat mir wirklich geholfen das ich den Personen verzeihen konnte, weil ich es nicht mehr persönlich genommen habe. Weil zb mit meinen Eltern ist es so, das egal wen sie als Kind gehabt hätten, es ähnlich abgelaufen wäre. Ich habe das nicht auf mich bezogen, oder davon meinen eigenen Wert als Mensch abgeleitet. Meine Eltern zb sind krank. Narzissten eben. Oder aber anderen Menschen die ich während meiner Lebenszeit kennengelernt habe, die mir geschadet haben. Weil viele nicht wissen was echte Freundschaft ist, oder die Leute quasi Beziehungsunfähig sind, in welcher Art von Beziehung auch immer, lass ich nicht zu das ich durch diese Erlebnisse meinen Wert definiere. Das entscheide ich nur selbst. Bei mir war es auch so das ich erst gelernt habe anderen zu verzeihen und dann am Ende mit selbst verzeihen konnte. Nobody ist perfekt ✌🏼.

Aber um auf den Punkt zu kommen. Du musst wirklich verzeihen können. Das heißt nicht das alle wieder dicke Freunde sein müssen. Sondern das du die Erlebnisse abhackst und die belastenden Gefühle die damit verbunden sind, Stück für Stück entkräftest. Und anderen Leuten nicht mehr die Macht gibst, dir den Tag zu versauen.

Woher ich das weiß:Hobby – Lebenserfahrungen

Der Satz ist bescheuert, erstmal ist man den Rest seines Lebens traumatisiert, da heilt überhaupt nichts. Man kann nur manche Punkte erträglicher machen oder etwas lindern aber keine Spur von Heilung. Es ist auch nicht so, das Menschen unbegrenzt alles ertragen können. Irgendwann ist Ende und man ist gebrochen, zerstört das kann niemand in Ordnung bringen. Man kann nur begrenzt Dinge ertragen oder durch machen.

Man sollte auch bedenken das man nicht das Trauma verarbeitet, sondern die Folgeschäden die aus einem Trauma entstehen wie Ängste, Schlafstörungen, Persönlichkeitsstörungen usw.


Toni2023  10.05.2024, 10:54

Sehr gut beschrieben. Stimme dir zu.

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Das einzige was Zeit bewirkt, ist eine Chronifizierung der Traumafolgestörung.

Menschen, die im Kontext von einer Traumafolgestörung „die Zeit heilt alle Wunden“ sagen, haben schlichtweg keine Ahnung von dem Thema.

Allerdings muss man da den Unterschied zwischen Traumatisierung und Traumafolgestörung betrachten, Zeit kann sicherlich bei einzelnen Traumata heilend wirken (ansonsten hätte jeder Mensch eine Traumafolgestörung), bei komplexen Traumata aber nicht.

Traumatisierungen in der Kindheit gehen nochmal tiefer und das Risiko für Traumafolgestörungen ist erhöht, Menschen die Traumata im Erwachsenenalter erleben, haben hingegen häufig schon gute Ressourcen, um damit umzugehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – DBT & EMDR Therapie

Toni2023  10.05.2024, 10:54

Sehr richtig ! Das sehe ich genau so.

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Das stimmt schon. Die Zeit heilt Wunden. Aber es können sich Narben bilden. Unf diese bleiben bestehen. Auch wenn die Wunde verheilt ist und nicht mehr weh tut.

Also wenn es jetzt um Kindheitstraumata geht, würde ich für mich persönlich sagen, dass ich dies sehr lange und sehr erfolgreich verdrängen konnte. Aber jetzt gehe ich auf die 60 zu und merke, wie da langsam einiges wieder hochkommt, dass vergessen schien.

Jetzt muss ich aber auch dazu sagen, dass ich diese Dinge nie wirklich bearbeitet habe, sondern tief in mir vergraben habe. Was dann anscheinend irgendwann auch nicht mehr funktioniert und sich alles irgendwann wieder seinen Weg an die Oberfläche bahnt.

Ich habe das auch schon oft gesagt - "Die Zeit heilt alle Wunden!" Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob es wirklich mehr als eine Phrase ist. Sicherlich wird mit der Zeit einiges besser. Aus Wunden werden Narben und die halten dann. Aber manchmal tun auch Narben mal weh und man wird daran erinnert, dass da mal etwas war.


Toni2023  10.05.2024, 10:53

**Ich würde es so sagen:

Auch wenn die Wunden verheilt sind, die Narben tun immer noch weh.**

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