Unterstützt das deutsche Schulsystem talentierte Menschen nicht?
Hallo,
Stimmt es, dass das aktuelle Bildungssystem auf externe Skills von den einzelnen Schüler/innen wenig bis gar kein Wert legt?
Wenn jemand beispielsweise ziemlich gut fotografiert und es auch leidenschaftlich tut und gerne Fotograf werden möchte, oder wenn jemand gerne Zeichnet und darin auch schon extrem gut ist und gerne schon irgendwo in einen Beruf wie Mediengestalter oder Designer einsteigen möchte.
Staatdessen müssen solche Schüler/innen in der Schule mit anderen Lernenden gleichgestellt werden, sodass die Lerninhalte gleichmäßig vermittelt werden und am Ende kommen dann Zahlen raus, welche dem entsprechen, wie gut jemand den Stoff auswendig gelernt hat.
Es ist für viele Schüler-(innen) ziemlich frustrierend, dass solche Menschen nicht mehr Zeit in ihre Leidenschaftlichen Hobbys investieren können. Und aber auch, dass Noten eine große Rolle spielen und darüber hinaus entscheiden ob eine Firma jemanden annimmt oder nicht.
Man kann so gut sein wie man will, viele Menschen in den verschiedensten Firmen/Betrieben wollen immer noch gerne diese Zahlen sehen wie gut jemand etwas auswendig gelernt hat.
Ich weiß nicht, ob ich der einzige Mensch bin der das so beobachtet.
Ich würde mich über Informative und in-depth Antworten freuen
3 Antworten
Hallo,
für die meisten Kinder ist unser Schulsystem schon in Ordnung. Es wird versucht, ein breites Bildungsfundament aufzubauen, auf dem dann anderes wachsen kann.
Was fehlt, sind Schulen für Hochbegabte, die sich auch Eltern aus ärmeren Schichten leisten können. Hier könnten besondere Talente, die ja recht selten sind, individuell gefördert werden und würden in ihrem Lerneifer nicht von weniger Begabten ausgebremst.
Herzliche Grüße,
Willy
Eine Spezialisierung auf irgendeinen Bereich findet in der Schule fast gar nicht statt, das wird erst mit Studium/Ausbildung gemacht.
Du hast also insofern Recht, ja. Auch der in Zukunft weltbeste Fotograf muss - wenn es nach dem staatlichen Schulsystem geht - den Standard-Schulstoff lernen und den Abschluss machen, bevor er sich dem widmet.
Aber: Es ist ja nicht verboten, Dinge außerhalb der Schule zu machen. Ich habe mich schon vor dem Realschulabschluss viel mit Video- und Bildbearbeitung, Webdesign, Werbetexten und solchen Dingen beschäftigt. Dadurch ging die Fachhohschulreife in dem Design mit links, auch danach konnte ich schon alles was ich brauchte - ganz ohne weitere Ausbildung oder Studium direkt in den Beruf rein.
Du bist ganz gewiss nicht der Einzige, der so denkt. Hier eine Antwort, die schon recht ausführlich ist. Weniger konkret bezogen auf die von Dir angesprochenen Beschäftigung mit den Interessen, dafür mehr mit dem “heimlichen Lehrplan“ der Schule.
https://www.marianne-gronemeyer.de/app/download/11522657/Brugg+2012+Schule.pdf
Wer schreibt da? Eine, die es wissen muss: https://www.marianne-gronemeyer.de/vita/
Aber: Du musst die Funktion der Schule erkennen, die aus dem Text hervorgeht. Dann schreibst Du ihr auch keine Aufgaben zu wie Talenteförderung oder ähnliches.
Wenn Du das Thema von der anderen Seite angehen möchtest, also wie schaffen wir Orte, an denen jeder seinen Interessen gemäß lernen kann, dann hier zwei Hinweise:
- Beschäftige Dich mit der Person André Stern und seiner «Ökologie der Kindheit». Du erfährst, wie man alles lernt, was wichtig ist, ohne einen einzigen Tag in der Schule gewesen zu sein.
- Demokratische Schulen, wie die nachfolgend verlinkte, gibt es im Ansatz auch in Deutschland. Randbemerkung: In Bayern wurde einer solchen der Betrieb untersagt. Das sagt eine Menge über die Funktion unseres Schulsystems und bestätigt meine tiefe Überzeugung, dass es in der Schule nicht ums Lernen geht, sondern um Beleerung und Erziehung.
Gruß Matti