Defibrillator Pads oder manuell?
Wann verwendet man beim Defibrillator die Pads (z.B. bei der Cardioversion) und wann die, die man mit der Hand auflegen muss? Wie macht man das bei Asystolie im OP?
Bzw. werden im OP Paddles oder Pads angewendet? Werden die vlt. vor jedem Eingriff zur Sicherheit draufgeklebt oder nimmt man da nur Paddles?
4 Antworten
Hi,
im Grunde genommen wird das verwendet, was verfügbar ist - die Hausarztpraxis will keine regelmäßige Investitionen in Klebepads und verwendet daher Hardpaddels, der Rettungsdienst will die Möglichkeit einer automatisierten Defibrillation und verwendet der Einfachheit halber Klebepaddels.
Insgesamt verbreiteter sind - wie bereits erwähnt - die Klebepads. Grund ist hierfür die einfachere Handhabung, eine Zeitersparnis, die Möglichkeit einer transthorakalen Schrittmachertherapie und die Möglichkeit einer kontinuierlichen EKG-Ableitung.
Im Grunde genommen sind die "Hardpaddels" auf dem absteigenden Ast - mit Ausnahme der Kosten (da Verbrauchsmaterial) sind die Klebepads diesen schlichtweg überlegen, da praktikabler.
Wie macht man das bei Asystolie im OP?
Herzdruckmassage, Beatmung, ggf. Adrenalin i.v., Ursachenbehandlung. Eine Asystolie ist ein nicht defibrillationswürdiger Rhythmus, ergo stellt sich die Frage hier nicht, wie Vinarion1 schon erwähnt hat.
Hintergrund: eine Defibrillation hat den Zweck, eine unkontrollierte, hochfrequente Herzerregung (pulslose ventrikuläre Tachykardie, Kammerflattern, Kammerflimmern) zu beenden und bestenfalls die Wiederherstellung einer geordneten Erregungsbildung/-leitung zu erreichen.
Bei einer Asystolie (= Nulllinien-EKG) ist schlicht keine elektrische Herzaktivität vorhanden, die man unterbrechen müsste.
Bzw. werden im OP Paddles oder Pads angewendet?
Indikationsabhängig - bis auf wenige Ausnahmen (z.B. thoraxchirurgische Eingriffe, wie Tagesleuchtrot geschrieben hat) werden auch hier vermehrt Klebepads verwendet.
Werden die vlt. vor jedem Eingriff zur Sicherheit draufgeklebt oder nimmt man da nur Paddles?
Routinemäßig werden keine Pads geklebt - allenfalls bei Hochrisikopatienten.
LG
Und was verwendet man im OP falls auf einmal doch Komplikationen auftreten? Paddles oder Pads?
In aller Regel werden auch dann Pads verwendet. Hinsichtlich der "Erstanlage" bieten diese keinen relevanten Nachteil, im Verlauf jedoch deutliche Vorteile.
Und ist das so ein Gerät wie "Lifepak 15"
Jein - innerklinisch werden praktisch ausschließlich "reine" Defibrillatoren/Pacer verwendet, eine gesonderte Monitoring-Funktion wie bei rettungsdienstlichen Geräten wird schlichtweg nicht benötigt.
Wie schaut so ein Gerät aus? Marke? Es intressiert mich halt voll :)
Und was ist eig wenn jmd in Bauchlage liegt bei einer z.B. Skoliose OP? Wie wird da vorgegangen?
Wie schaut so ein Gerät aus?
Wie in EKG-Monitor im Kleinformat.
Marke?
Vollkommen unterschiedlich - die Vielfalt ist wesentlich größer als im Rettungsdienst.
Und was ist eig wenn jmd in Bauchlage liegt bei einer z.B. Skoliose OP? Wie wird da vorgegangen?
Variante 1: der OP-Fortschritt und die Man-Power lassen das Drehen zu - dann wird der Patient gedreht, normaler Ablauf.
Variante 2: man improvisiert - dem Herz ist es vollkommen egal, ob man nun von vorne oder hinten den Thorax komprimiert, dem Strom ist es auch egal, wie er fließt. Heißt: gedrückt wird eben auf der BWS, Pads werden in Höhe der Scapula rechts und axiallar links geklebt.
Zur Defibrillation im Regelfall die Klebepads, diesen, soll auch nach der Leitlinie bei einer Reanimation der Vorrang vor den Hardpaddels gegeben werden. Gründe sind eine minimierte Eigengefährdung des Personals, eine Zeitersparnis, dass man keinen Anpressdruck einhalten muss und dass diese bis zu 24 Stunden belassen werden können. Zudem, steht ein Teammitglied für weitere Aufgaben, zum Beispiel peripher- venösen Zugang anlegen und Medikamente vorbereiten sowie applizieren frei, während bei den Hardpaddels sich ein Teammitglied nur um die Defibrillation kümmern muss. Dies ist gerade im Rettungsdienst, wo das Team anfänglich zumeist nur aus zwei Personen besteht, ein weiterer rießiger Vorteil der Klebepads.
Bei einer Kardioversion hingegen, kann man auch die Hardpaddels benutzen, sofern das Gerät noch diese hat, im klinischen Bereich ja, im Rettungsdienst, werden jedoch mittlerweile auch Geräte benutzt, die keine Hardpaddels mehr haben sondern aus den o.g. Gründen nur noch über Klebepads verfügen. Wichtig ist die Verwendung von Elektrodengel und der richtige Anpressdruck.
Bei einer Asystolie wird grundsätzlich nicht defibrilliert, da diese keinen defibrillationsfähigen Rhythmus darstellt, defibrilliert wird nur bei Kammerflimmern und bei einer pulslosen, ventrikulären Tachykardie (pulslose Kammertachykardie). Bei einer Asystolie, bringt eine Defibrillation hingegen nicht's, daher unterscheidet der ALS- Algorhythmus auch zwischen "defibrillierbaren" und "nicht defibrillierbaren" Ursachen eines Kreislaufstillstandes.
Mfg.
Die Klebeelektroden sind der aktuelle Stand der Technik weil gegenüber den Paddles die Vorteile überwiegen:
- kein elektrodengel nötig
- kein anpressen nötig
- kein enger patientenkontakt
- kein wiederkehrendes nachjustieren
- bindet weniger mentale Ressourcen
- man kann damit dauerhaft extern pacen
dadurch sind sie wesentlich sicherer und weniger Fehleranfällig und sollten aus diesen Gründen bei jeder Versorgung eines kritischen Patienten verwendet werden.
Paddles haben dennoch eine Niesche: Bei elektiven Eingriffen bei denen der Patient geplant kardiovertiert wird und deshalb nur wenige Schocks nötig sind und nicht zu erwarten ist dass er (bei korrekter Durchführung) kritisch wird sind paddles komfortabler für Patienten und günstiger für den Behandler.
Soweit ich weis gibt es dennoch keine Leitlinenempfehlung
Kommt auf die Art der OP, die Art des Zwischenfalls und den Gusto des Anästhesisten an würde ich sagen 😅 Wenn es zu einer Reanimation kommt werden es vermutlich die Klebeelektroden sein, ebenso zum Pacern. Abgesehen davon gibt es für thoraxchirurgische Eingriffe auch „interne Schocklöffel“
Aber bei einer normalen OP werden die dann routinemäßig schon vor Eingriffen draufgeklebt oder erst wenn Komplikatiomem auftreten, denn da die Abdeckung und alles zu entfernen....das dauert
Bei den meisten OPs die in DT durchgeführt werden ist das Risiko für rhytmusstörungen die eine Elektrotherapie benötigen so gering dass es nicht wirtschaftlich noch angemessen wäre jedem Patienten routinemäßig die patches auszukleben, würde ich sagen.
Und wenn Komplikationen dann auftreten würden, dann wären die Paddles aber sinnvoller oder? Die kann man einfach nehmen und schnell loslegen oder?
Die patches sind genauso schnell drauf geklebt und haben den Vorteil dass man danach sich nicht mehr darum kümmern muss... die paddles sind nur in einem einzigen Fall überlegen: Wenn man nur ein oder zwei mal Schocken möchte/muss und der Patient nicht kritisch ist. Was im OP als Zwischenfall aber eher selten ist
Bei asystolie wird erstmal überhaupt nicht defibrilliert. Das würde nämlich nix bringen. Der defi kann einen Rhythmus wiederherstellen, aber ihn nicht erzeugen. Soll heissen : bei einer asystolie wird mittels medikamentierung und herzdruckmassage versucht, irgendeine herztatigkeit wiederherzustellen, erst wenn irgendeine herzaktivität da ist, hat mein ein "fibrillat". Dieses kann man dann mit ein wenig Glück und dem defi eventuell auf ein gesundes Level bringen. Asystolie ist der denkbar schlechteste Zustand, in dem sich der Patient befinden kann, denn ist man erstmal in dieser, so ist es nur schwer, den Patienten wiederzubeleben.
Ob es genauere Anweisungen dafür gibt, wann man welche Variante an defipaddles benutzt, kann ich dir nicht sagen, aber die klebedinger haben den grossen Vorteil, das einer im Team nich ständig mit den dingern hantieren muss. Draufpappen und gut.
Aber Medikamente helfen doch auch nicht mehr, wenn das Herz still steht oder? Wie soll es im Blut weiterkommen
Und was verwendet man im OP falls auf einmal doch Komplikationen auftreten? Paddles oder Pads? Und ist das so ein Gerät wie "Lifepak 15"