Darf man über rot fahren wenn die Ampel nicht mehr wechselt?
Wenn man 15 minuten wartet und es passiert immer noch nicht darf man einfach fahren wenn man die anderen Autos beachtet?
6 Antworten
Dazu gibt es Rechtsprechung:
Bleibt eine Ampel mehr als 10 Minuten auf Rot - ohne Selbstverschulden, etwa, weil man die Induktionsschleife nicht auslöst, weil man nicht nahe genug an die Haltelinie gefahren ist, darf man eine rote Ampel mit besonderer Vorsicht auf den übrigen Verkehr überfahren.
Diese Ampel hatte demnach aber auch keinen technischen Defekt.
Ansonsten: OLG Köln, Beschluss vom 29. April 1980 – 1 Ss 1037 B 7/79
Diese Ampel hatte demnach aber auch keinen technischen Defekt.
Natürlich nicht. Die Frage ist nur, wie man das als Laie in der Praxis erkennen soll, dass die Ampel jetzt 10 Minuten Dauerrot war wegen eines Defektes oder 10 Minuten Dauerrot weil es gewollt ist.
Zumal ich in dem von dir genannten Urteil von einer 10 Minuten Grenze nichts zu finden kann. In dem Sachverhalt ist der Verkehrsteilnehmer nach "etwa 3 Minuten Rot" (Rz. 2) gefahren und zwar an einer Kreuzungsampel ("In den Kreuzungsbereich", Rz. 2).
Hier solltest du m.E. klar kennzeichnen, dass das ggf. nur für Kreuzungsampeln gilt und nicht für Baustellenampeln. Deine Antwort klingt etwas pauschal danach, dass man das bei jeder Ampel dürfte.
Ich halte eine Rotphase von 20 Minuten auch bei einer Baustellenampel für einen "technischen" Defekt, weil absolut unzureichend eingestellt - es ist nicht vorstellbar, dass da so viele Verkehrsbeziehungen in einen letztlich einspurigen Bereich einmünden, dass eine so lange Rotphase notwendig ist.
Doch die 20 minütige Rotphasen war notwendig, weil die einzige Zufahrtsstraße zum Dorf saniert worden war und die Umleitung zum Dorf und damit einzige Alternative über 8 km Feldwege geführt hat, der nur einspurig befahrbar war.
Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, kann es durchaus notwendig sein solche langen Rotphasen zu haben.
Eine Quelle für die Aussage "Bei 10 Minuten Rot darf man fahren", ist dein Urteil übrigens nicht.
Dann muss man das aber auf jeden Fall ausschildern - damit kann dann auch der Unkundige erkennen, dass kein Defekt vorliegt.
Es war nicht ausgeschildert außer "Bei Rot bitte Motor abstellen".
Trotzdem hat das problemlos funktioniert, weil sich die Leute auch 20 Minuten lang an das Rot gehalten haben und keiner auf die Idee gekommen ist, nach 10 Minuten drüber zu fahren.
Dass man außerdem nach 10 Minuten fahren darf, belegt dein Urteil nicht.
Vermutlich aber auch nur, weil das alle wussten - bei der genannten Situation verirren sich wohl keine Fremden dorthin ...
Ich hätte trotzdem gerne noch von dir das Urteil gehört aus dem sich ergibt, dass man nach 10 Minuten fahren darf. Denn dein genanntes Urteil besagt das eindeutig nicht.
Stimmt, da ging das OLG sogar schon nach 3 Minuten davon aus ... Hast Du den Beschluss überhaupt gelesen? Ansonsten sind das viele Dinge vor Amtsgerichten, die sind in Juris nur selten dokumentiert, die 10 Minuten sind aber eine Grundtendenz.
Natürlich habe ich den Beschluss gelesen.
Deswegen habe ich ja geschrieben, dass der Beschluss für den Kreuzungsbereich gilt und nicht allgemeingültig, beispielsweise auch bei einer Baustelle ist. Ich habe dir sogar die passende Randziffer genannt. Oder soll ich die etwa erraten haben?
In dem Sachverhalt ist der Verkehrsteilnehmer nach "etwa 3 Minuten Rot" (Rz. 2) gefahren und zwar an einer Kreuzungsampel ("In den Kreuzungsbereich", Rz. 2).
Zudem kam noch in dem Sachverhalt von dem Beschluss auch noch obendrauf, dass der Beschuldigte das nicht einfach so angenommen hat aufgrund der Zeit, sondern nach "dem Hinweis von Passanten" (Rz. 2). Dieser Hinweis lag zusätzlich vor.
Die hast Du eben genannt. Ansonsten solltest Du wissen, dass Du hier eine absolute Ausnahme beschreibst - und ich bleibe dabei, dass die Beschilderung der Ampel in Deinem Fall ungenügend war.
Du behauptest pauschal, dass man nach 10 Minuten über jede Ampel fahren dürfte und beziehst dich auf Rechtsprechung und kannst nicht ein Urteil für deine Behauptung als Beleg dafür nennen.
Kaputte Ampeln sind mir schon oft untergekommen. Oder Spezialisten/innen die zu weit weg vom Streifen stehen bleiben,dass diese von der Ampel nicht erkannt werden. Im Normalfall richtet man sich nach den Verkehrszeichen, diese sind soweit ich weiß immer an den Ampeln vorhanden für ggf. Ausfälle,bzw. sind bei uns auch manche Ampeln über Nacht ausgeschaltet.
Kann man pauschal nicht beantworten, da es auf die konkrete Situation ankommt.
Bei einer Baustellenampel würde ich das nicht machen, da die Umleitung eventuell einfach so lange dauern kann. Als unsere einzige Zufahrtsstraße im Dorf neu gemacht wurde, führte die Umleitung über mehrere enge Feldwege mit einer Ampel, die jeweils 20 Minuten Rotphasen hatte.
Bei einer einfachen Kreuzung würde ich mich jedoch nach 15 Minuten vorsichtig vortasten.
Wenn eine Ampelanlage tatsächlich schon derart lange keine Schaltvorgänge mehr für die eigene Fahrspur vornehmen würde, und auch alternative Versuche wie einmal rücksetzen um nochmals an die Ampel heran zu fahren nichts brachten, so dürfte man sich in äußerster Vorsicht und nur bei wirklich freier Strecke in den gewünschten Abzweig der Ampelkreuzung herein tasten.
Soweit ich weiß gibt es keine exakte Regel. Ja, Du kannst, aber BITTE SEHR VORSICHTIG.
Kannst du mir das Urteil dazu nennen?
Wir hatten im Dorf einmal eine Baustellenampel mit 20 Minuten Rotphasen. Wäre da jeder nach 10 Minuten Rot gefahren, hätte das Chaos ausgelöst, weil sich alle Autos in der Mitte in der Engstelle getroffen hätten.