Darf ich einen Satz mit "Und" beginnen?

8 Antworten

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Ein "und" am Satzanfang ist KORREKT und nicht als Formfehler zu bemängeln. Das gilt auch für andere nebenordnende Konjunktionen wie "aber / oder".

Sätze mit "Und..." am Satzanfang sind meistens rhetorische Stilmittel, um die Spannung zu erhalten und noch enger zum Inhalt des vorausgehenden Satzes anzuschließen. Das ist völlig akzeptiert und recht weit verbreitet.

Wie mit allen Stilmitteln darf man es aber auch damit natürlich nicht übertreiben. Je sachlicher oder förmlicher ein Text ist, desto weniger passen solche rhetorischen Stilmittel. In Sachtexten sollte man also eher nicht Sätze mit "und" beginnen, während dies in Reden oder Kommentaren sogar sehr typisch ist.

Hawkeee  31.07.2020, 17:11

Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.👍

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Bei einem journalistischen Essay ist das gewiss ein Deutschfehler, da "und" eine Konjunktion zweier gleichrangiger Sätze ist, also gibt es da ganz einfach keinen Punkt davor.

Aber ich verwende dieses satzbeginnende "und" gerne im Roman, wenn z. B. ein Geschehen nicht gleichzeitig von der erzählenden Figur gesagt werden kann, weil es ja erst geschehen muss. Spontanes Beispiel:

... was knackste da? ... Das Fenster! Der Wind verstärkt sich eben und die Nacht wird dunkler draußen, trotzdem ängstige ich mich nicht ... Na ja, zwar ein altes Häuschen, das ich hier zum Urlaub am Meer gemietet habe, aber ... Ist da eine Lampe draußen? Wer ist denn da? Hallo? ... Ich schleiche zum offenen Fenster und äuge vorsichtig hinaus. Ein Sturm zieht auf und Regen plätschert schon in diese Finsternis ... Und wer griff mir da .... auf meine Schulter? Wessen Hand ...

earnest  30.07.2020, 21:03

Das ist kein Deutschfehler. Das ist selbstverständlich "erlaubt".

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earnest  30.07.2020, 21:16
@BerndKohnen

Ich habe den Begriff in Gänsefüßchen gesetzt, um ihn damit zu ironisieren. Wir haben keinen Sprachpapst, der uns etwas erlaubt oder verbietet.

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Das ist keine Albernheit und neu ist es auch nicht. Man kann manchmal einen Satz mit "und" beginnen. Damit wird eine besondere Betonung oder Ergänzung zum vorherigen Satz ausgedrückt. Ohne dieses "und" hätte der Satz einen anderen Klang. Man könnte die beiden Sätze auch mit einem Komma vor dem "und" zu einem zusammenfassen: "..., und unsere Wirtschaft steuert direkt darauf zu." Das hat man in diesem Fall wohl nicht gemacht, weil der Satz sonst zu lang geworden wäre.

Ein schlechter Stil wäre, zu viele Sätze mit "und" zu beginnen. Ich habe einen Text von 1941, in dem jeder dritte Satz mit "und" anfängt. Das ist etwas unangenehm.

Das kann man machen, lässt sich jedoch ausnahmslos immer, mit einem schöner klingenden Satz vermeiden.

Und deshalb, beginnt man kein Satz mit "und".

Aufgrund dessen, beginnt man kein Satz mit "und".

Lg,

Lacrimis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst aktiv beobachtet über viele Jahre; belesen
BerndKohnen 
Fragesteller
 30.07.2020, 22:30

"Kein Satz" oder "keinen Satz"?

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earnest  31.07.2020, 07:03

Wenn ich mir deine Antwort anschaue, dann frage ich mich, warum du hier anderen Nutzer Sprachtipps geben möchtest.

Und was das "schöner" betrifft: Schönheit liegt in Aug' und Ohr des Betrachters oder Hörers.

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