Ciceros Geschichte?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Cicero war ein konservativer Verfechter der Römischen Republik und das sehr aktiv. Als Catilina sich 63-62 sich widerrechtlich zum Diktator machte, war es Cicero, der maßgeblich an der Wiederherstellung der Republik beteiligt war und für die Hinrichtung der Anhänger des Catilinas sorgte.

Mit den Poppulisten Clodius Pulcher verdarb er es sich, als er gegen ihn als Ankläger auftrat. Clodius Pulcher war ein Straßenkämpfer und bei der ärmeren Bevölkerung als Held gefeiert. Clodius Pulcher war in Frauenkleidern verkleidet in das Haus von Caesar gelangt, um dort mit Frauen Beischlaf zu machen (Bona Dea Skandal). Cicero war daher moralisch gegen ihn aufgebracht und durch sein Wirken benötigte Clodius Pulcher erhebliche Bestechungssummen, um einer Verbannung zu entkommen. Clodius Pulcher sorgte nach seiner Wiedererlangung an politischer Macht für die Verbannung von Cicero wegen seines Mitwirkens an der Beseitigung von den Anhängern Catilinas.

Beim Triumphirat von Crassus, Pompeius und Caesar weigerte er sich mit zu machen. Als glühender Verfechter der Republik konnte er sich nicht beteiligen. Wobei er in vielen Punkten mit Pompeius übereinstimmte und teilweise auch Caesar unterstützte. Gerade nachdem es zum Zerwürfnis zwischen Pompeius und Caesar kam, sezte er sich immer wieder für Pompeius ein. Caesar blieb ab 48 vor Chr. als Diktator übrig.

Cicero hatte zwar keine persönliche Schuld an der Ermordung von Caesar, doch zeigt sein Verhalten, dass er froh war, dass nun die Diktatur zu Ende war und die Republik gerettet schien.

Als nun Lepidus, Marcus Antontius und Augustus (damals noch Octavianus genannt) ein zweites Triumphirat planten, sahen diese in ihn ihren stärksten politischen Gegner und er wurde auf der Flucht ermordet.

Das Triumphirat konnte nun ohne bedeutende Gegenwehr durchgeführt werden.

Woher ich das weiß:Hobby
Chloe09 
Fragesteller
 04.07.2023, 12:30

Vielen Dank!!:)

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Neugier4711  04.07.2023, 12:37
@Chloe09

Sehr gerne, die Geschichte des Römischen Reichs ist mein Lieblingsthema. Das meiste weiß ich jedoch nur aus popularwissenschaftlichen Werken und Romanen.

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Neugier4711  05.07.2023, 21:40

Sehr feundlich von dir mit den Stern, ganz herzlichen Dank!

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Von Experten evella und Neugier4711 bestätigt

A)   Exil

Marcus Tullius Cicero ist vom März 58 bis August 57 v. Chr. im Exil (Verbannung) gewesen.

Am 20. März 58 v. Chr. hat die Volksversammlung ein vom Volkstribunen Publius Clodius Pulcher beantragtes Gesetz beschlossen, wonach der Ächtung verfiel, wer einen römischen Bürger ohne Gerichtsurteil habe töten lassen. Cicero ist ist freiwillig schon in der Nacht vor der Abstimmung aus Rom geflohen.

Clodius brachte dann noch weitere Beschüssse durch, Cicero namentlich zu ächten, sein Vermögen zu beschlagnahmen und ihm einen Aufenthalt von mindestens 400 Meilen von Italien entfernt anzuordnen.

Publius Clodius Pulcher hatte zwei Gründe, Marcus Tullius Cicero ins Exil zu treiben, einen politischen und einen persönlichen Grund:

1) Rechtsverstoß Ciceros durch Übergehung des Provokationsrechts bei der Hinrichtung gefangengenommener Anhänger Catilinas in Rom am 5. Dezember 63 v. Chr; das Recht zur Anrufung des Volkes (provocatio ad populum) bei Strafen durch Magistrate gegen Leib und Leben galt als Bestandteil der Freiheit römischer Bürger und die Betonung des Provokationsrechts gehörte zur sogenanten popularen Politik, der sich Clodius zugewendet hatte

2) persönliche Feindschaft zwischen Clodius und Cicero, anscheinend entstanden durch eine Zeugenaussage Ciceros im Zusammenhang mit dem sogenannten Bona Dea –Skandal 62 v. Chr., Clodius am fraglichen Tag in Ciceros Haus in Rom gesehen zu haben, was einem Alibi widersprach, das Clodius vorgelegt hatte

Übergehung des Provokationsrechts

Publius Clodius Pulcher beantragte als Volkstribun 58 v. Chr. ein Gesetz (Lex Clodia de capite civis romani), wonach der Ächtung verfiel, wer einen römischen Bürger ohne Gerichtsurteil habe töten lassen. Cicero verließ schon in der Nacht vor der Abstimmung Rom. Das Gesetz wurde von einer Volksversammlung beschlossen.

Cicero hat als Konsul bei der Hinrichtung das Provokationsrecht (bei einer Bedrohung mit dem Tod hatte ein römischer Bürger das Recht zur Anrufung des Volkes [provocatio ad populum]) übergangen. Cicero war dafür rechtlich verantwortlich. Er handelte nach einem Mehrheitsbeschluß des Senates. Der Senat übernahm damit eine politische Mitverantwortung, aber rechtlich blieb Cicero verantwortlich, der aufgrund seiner Amtsgewalt als Konsul die Hinrichtung befahl. Der Senat war kein Gericht.

Bei der Beratung am 5. Dezember 63 v. Chr. im Senat über die Bestrafung festgenommenen Anhänger Catilinas hat Cicero als Konsul Bericht erstattet. Er neigte wohl dazu, eine Todesstrafe zu beschließen, hielt sich aber mit einer eindeutigen Festlegung erst einmal zurück. Die (in der Abfolge einer Rangordnung) um ihrer Meinung befragten Senatoren befürworteten zunächst eine Todesstrafe. Dann hat sich Gaius Iulius Caesar als designierter Praetor gegen eine Todesstrafe ausgesprochen. Er schlug lebenslange Haft in verschiedenen Landstädten (municipia) Italiens, Einziehung des Vermögens (Konfiskation) und ein Verbot der Wiederaufnahme des Verfahrens vor Senat oder Volksversammlung vor. Caesars Argumentation erzielte Eindruck. Der designierte Konsul Decimus Iunius Silanus, der sich zuerst für die äußerste Strafe ausgesprochen hatte, wobei an Hinrichtung zu denken war, erklärte anscheinend in einer Umdeutung, nur eine Gefängnisstrafe gemeint zu haben. Nur der ehemalige Konsul Quintus Lutatius Catulus hielt scharf an einem Standpunkt gegen Caesar fest. Erst Marcus Porcius Cato, designierter Volkstribun, brachte mit einer energischen Rede eine Mehrheit der Senatoren wieder dafür, eine Todesstrafe zu befürworten.

Caesar war offenbar die Beachtung des Provokationsrechts (Recht zur Anrufung des Volkes - provocatio ad populum - bei Bedrohung mit dem Tod) wichtig. Gaius Sempronius Gracchus hatte als Volkstribun 123 v. Chr. zur Provokation ein Gesetz (Lex Sempronia) beantragt, das vom Volk beschlossen worden war. Caesar trat für ein populares Prinzip ein. Er wollte verhindern, einen Präzedenzfall für ein Außerachtlassen des Provokationsrechts zu schaffen.

Cicero hat seine Stellungnahme in der Senatssitzung am 5 Dezember 63 v. Chr. in einer überarbeiteten Fassung später als vierte Rede gegen Catilina veröffentlicht.

Cicero hat als Konsul noch am 5. Dezember 63 v. Chr. die Hinrichtung angeordnet, die im Tullianum, einem unterirdischem Raum des römischen Staatsgefängnisses (carcer) stattfand. Hingerichtet wurden:

  • Publius Cornelius Lentulus Sura, Angehöriger der Nobilität, 71 v. Chr. Konsul, 70 v. Chr. aus dem Senat ausgeschlossen, 63 v. Chr. Praetor und damit wieder Senator
  • Gaius Cornelius Cethegus, Angehöriger der Nobilität, Senator
  • Publius Gabinius Capito, römischer Ritter (eques)
  • Lucius Statilius, römischer Ritter (eques)
  • Marcus Caeparius

Cicero hat zwar bewusst für die Tötung die politische Rückendeckung durch den Senat gesucht, doch behielt er die rechtliche Verantwortung.

Die Tötung verstieß verfahrensrechtlich strenggenommen gegen geltendes Recht, das eine Hinrichtung römischer Bürger ohne Gerichtsurteil verbot. Cicero hat das Provokationsrecht übergangen.

Notstand und eine durch den Senat ausgesprochen Bevollmächtigung der Magistraten mit den Konsuln an der Spitze, Schaden vom Staat abzuwehren (sogenanntes senatus consultum ultimum; kurz: SCU), boten keine rechtlich einwandfreie Grundlage für Cicero, weil die betreffenden Verschwörer nicht vor ihrer Festnahme zu Staatsfeinden erklärt worden waren und sie auch nicht bewaffnet und im offenen Aufstand ergriffen worden waren. Der Senat war aber kein Gericht. Das Vorgehen war rechtlich anfechtbar.

persönliche Feindschaft

Publius Clodius Pulcher stand zur Zeit der catilinarischen Verschwörung auf Seiten Ciceros. Er war ein Patrizier und sein ursprünglicher Familienname (nomen gentile) bis 59 v. Chr. Claudius (er hieß also bis dahin Publius Claudius Pulcher). Ende des Jahres 62 v. Chr. drang er als Frau mit einer Laute (ein Musikinstrument) verkleidet in ein Fest der Bona Dea (»gute Göttin«) ein, das vornehme Frauen feierten und bei dem die Teilnahme von Männern verboten war. Das Fest wurde in diesem Jahr in Caesars Haus gefeiert. Nach einem Gerücht hatte Clodius ein Liebesverhältnis mit Caesars damaliger Ehefrau Pompeia (Caesar ließ sich danach von ihr scheiden, ohne die Aussage ausdrücklich zu bestätigen, er gab an, Caesars Ehefrau müsse schon über einen solchen Verdacht erhaben sein). Eine Dienerin erkannte ihn aufgrund seiner Stimme, mit der er ihr antwortete, als Mann. Caesars Mutter Aurelia brach die Feier ab, suchte den Mann und fand ihn in der Kammer einer Dienerin. Die Frauen trieben ihn aus dem Haus.

Aufgrund dieses Vorfalls (»Bona Dea –Skandal«) gab es im Jahr 61 v. Chr. einen Prozeß gegen Publius Clodius Pulcher wegen Religionsfrevels (das Ergebnis war ein Freispruch mit knapper Mehrheit, wohl mit Hilfe großer Bestechungsgelder). Publius Clodius Pulcher behauptete, sich an dem betreffenden Tag in Interamna aufgehalten zu haben (140 km von Rom entfernt). Cicero machte eine Zeugenaussage, Clodius sei an dem betreffenden Tag in Ciceros Haus in Rom zur Begrüßung erschienen. Cicero widersprach also seinem Alibi, was Clodius übelnahm.

Gaius Iulius Caesar, Gnaius Pompeius und Marcus Licinius Crassus hatten Versuche unternommen, Cicero auf ihre Seite zu ziehen. Ihren Angeboten, Mitglied in einer Landverteilungskommission zu werden oder eine Stelle als Gesandter (Legat) zu übernehmen, verweigerte Cicero sich aber.

Caesar ermöglichte als Pontifex Maximus Publius Clodius Pulcher 59 v. Chr., durch eine Adoption zum Plebejer zu werden (Publius Clodius Pulcher wurde Adoptivsohn eines Plebejers).

Cicero unternahm in Reden Seitenhiebe Reden gegen die Politik der drei mächtigen Männer. Er lehnte offenkundig eine Zusammenarbeit ab und stand damit ihren Interessen entgegen. Sie ließen seinem Feind Clodius freie Bahn. Caesar äußerte, er halte die Verurteilung eines römischen Bürgers ohne Gerichtsurteil für nicht gut. Pompeius, auf den Cicero als befreundet Hoffnung gesetzt hatte, hielt ein anfängliches Hilfeversprechen nicht ein und wollte Cicero nicht empfangen. Die Konsuln Lucius Calpurnius Piso Caesoninus und Aulus Gabinius unternahmen nichts, um Cicero vor dem Exil zu bewahren.

Cicero reiste in der Nacht vor der Abstimmung über das Gesetz aus Rom ab. Die Mehrheit seiner Freunde hatte ihm dazu geraten, in der Meinung, dies werde nur eine sehr kurze Zeit nötig sein. Taktisch erwies sich Ciceros Verhalten als fehlerhaft, da er schon vor einem möglichen Prozeß die Rolle eines Angeklagten übernahm und ihm dies als Schuldbekenntnis ausgelegt werden konnte.

B)   Behandlung nach dem Tod

Marcus Tulllius Cicero, der durch Proskription geächtet worden war, ist am 7. Dezember 43 v. Chr. in der Nähe von Formiae auf der Flucht von einem seiner Verfolger, dem Centurio Herennius und dem Militärtribun Gaius Popilius Laenas, auf Befehl des Marcus Antonius getötet worden, Herennius hat ihm den Kopf und beide Hände bzw. die rechte Hand abgehauen, diese wurden nach Rom gebracht, Antonius, so heißt es, habe gegen den toten Cicero bittere Anschuldigungen geäußert, die Körperteile mit triumphierender Freude angeschaut und gelacht, auf seinen Befehl wurden sie dann auf der Rostra (Rednertribüne) angebracht und zur Schau gestellt (Plutarch, Cicero 48- 49; Plutarch, Antonius 20; Seneca, Suasoriae 6, 17 – 25; Licius, Periochae 120, 5).

Es ist auch erzählt worden, Fulvia, Ehefrau des Marcus Antonius, habe die Körperteile verstümmelt, auf sie gespuckt, grobe Witze über den toten Cicero geäußert, seinen Mund geöffnet, seine Zunge herausgezogen und mit Haarnadeln durchbohrt (Dio Cassius 47, 8, 3 – 4).

Chloe09 
Fragesteller
 04.07.2023, 13:18

Dankeschöön!:)

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Neugier4711  04.07.2023, 13:20

Wow, wie immer super interessante Antwort mit vielen Details. Ich kann bei so viel Fachwissen immer nur staunen und dich bewundern.

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evella  04.07.2023, 21:06

Besser, informativer und illustrer gab es auf diesem Forum in solch einer Frage fast noch nie eine solche Antwort. Chapeau :)) Evella

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