bibel vs evolution?

LenerdSkinnerd  06.05.2023, 23:02

WARUM möchtest Du den Unsinn, der in der Bibel steht, glauben`?`? - WAS versprichst Du Dir davon?

davidJrss 
Fragesteller
 07.05.2023, 12:28

meinst du mit unsinn die 3200 prophezeihungen die wahr geworden sind? es werden von Tag zu Tag mehr.

LenerdSkinnerd  07.05.2023, 12:53

Kann es sein, dass Du eine andere ARt von Hilfe brauchst als eine Antwort hier auf GF?

davidJrss 
Fragesteller
 07.05.2023, 16:36

bruh

17 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo davidJrss,

ich beschäftige mich schon sehr lange mit der Bibel und kann Dir versichern, dass man ihr in allem, was sie sagt, absolut vertrauen kann! Allerdings ist einiges nicht unbedingt wörtlich zu verstehen. Und das trifft auch auf die Aussage zu, die Welt sei in "7 Tagen" erschaffen worden.

Die Bibel spricht zwar von Schöpfungstagen, doch lässt der Schöpfungsbericht auch erkennen, dass es durchaus möglich ist, dass die Erde bereits Milliarden von Jahren vor dem ersten Schöpfungstag existiert haben kann. Warum kann man das sagen?

Nun, die Bibel zeigt, dass sich das Wort für "Tag" nicht immer auf einen 24 Stunden Tag beziehen muss. In 1. Mose1:5 wird beispielsweise von Gott gesagt, dass er den Tag in einen kürzeren Zeitabschnitt aufteilte, denn hier wird nur die Zeit des Tageslichts "Tag" genannt.

In einem anderen Text, in 1. Mose 2:4, werden sogar alle Schöpfungsperioden ein Tag genannt. Es heißt dort nämlich: "Dies ist [die] Geschichte der Himmel und der Erde zu der Zeit, da sie erschaffen wurden, an dem Tag, an dem Jehova Gott Erde und Himmel machte."

Das in dem hebräischen Urtext zugrunde liegende Wort "jom", das mit Tag übersetzt wird, kann verschiedene Zeiträume umfassen. Teilweise werden mit diesem Wort entweder ganze Zeitperioden beschrieben, oder es wird für einen Zeitabschnitt gebraucht, in dem etwas Bedeutungsvolles geschieht.

Nicht nur im Schöpfungsbericht sondern auch an verschiedenen anderen Stellen wird in der Bibel das Wort Tag in einem anderen Sinne als dem 24 Stunden Tag gebraucht. So wird z. B. vom "Erntetag" gesprochen, der viele Tage umfasst (Siehe Sprüche 25:13, 1. Mose 30:14). Auch werden 1.000 Jahre mit einem einzigen Tag verglichen (siehe Psalm 90:4, 2. Petrus 3:8,10). An anderer Stelle wird von dem "Gerichtstag" gesprochen, der viele Jahre umfasst (Matthäus 10:15).

Aus dem Gesagten geht somit deutlich hervor, dass die erwähnten 6 Schöpfungstage (am 7. Tag ruhte Gott gemäß dem Bibelbericht von seinen Werken) durchaus längere Zeitperioden von Tausenden von Jahren umfasst haben können. Das zeigt übrigens auch, dass biblische Aussagen nicht unbedingt im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen müssen.

Um die Bibel richtig verstehen zu können, ist es immer wieder nötig, einige Hintergrundinformationen heranzuziehen. Auch ist das Bestehen auf einem wörtlichen Verständnis jeder biblischen Aussage nicht im Sinne des Autors der Bibel, denn auf diese Weise entstehen eine große Vielzahl an Ungereimtheiten und Widersprüchen. Zu einem besseren Verständnis trägt auf jeden Fall bei, wenn man sowohl den Kontext als auch die Gesamtaussagen der Bibel berücksichtigt.

Soweit dazu. In Deiner Frage schreibst Du, dass Dir der Glaube an die Bibel auch deswegen schwerfällt, weil bewiesen sei, dass der Mensch vom Affen abstamme. Ist aber wirklich so?

Mit dieser Frage habe ich mich intensiv beschäftigt und weiß daher, dass es eben nicht bewiesen ist, dass der Mensch vom Affen abstammt. Um die Antwort jedoch nicht zu lang werden zu lassen, werde ich an dieser Stelle nicht darauf eingehen. Wenn Du möchtest, kann ich das jedoch zu einem späteren Zeitpunkt gern tun.

LG Philipp

davidJrss 
Fragesteller
 07.05.2023, 12:32

Das war eine sehr gute und ausführliche Antwort, ich danke dir :)

1
Philipp59  08.05.2023, 15:28

Vielen Dank für den Stern! :-)

LG Philipp

0

Die Bibel ist als historisches Dokument nicht brauchbar, es handelt sich bei ihr also nicht um einen Tatsachenbericht. Wie du selbst richtig erkannt hast, widersprechen sämtliche wissenschaftlichen Befunde der Bibel, weshalb wir folgerichtig davon ausgehen müssen, dass der biblische Schöpfungsbericht sich definitiv nicht so zugetragen hat. Man darf nicht vergessen, dass die Menschen zur damaligen Zeit ja auch noch gar nicht die Möglichkeiten hatten ihre Welt systematisch zu erforschen, die wir heute haben. Sie konnten sich bestimmte Phänomene nicht erklären und versuchten einfach, eine für sie plausible Erklärung zu finden, das war dann eben ein Gott als Schöpfer der Welt - oder viele Götter, wie das z. B. bei den Griechen oder Ägyptern noch der Fall war. Gleichzeitig half die Religion eine gesellschaftliche Ordnung herzustellen, indem es Regeln gab, die alle zu befolgen hatten. Der gemeinsame Glaube konnte auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen und die Gesellschaft stärken. Aus heutiger Sicht ist die Bibel deshalb insofern wertvoll, weil sie uns erlaubt nachzuvollziehen, wie die Menschen sich damals die Welt vorstellten, nach welchen Regren sie lebten und welche Werte sie vertraten. Als Tatsachenbericht ist die Bibel aber nicht geeignet. Nichts, was in der Bibel steht, hat sich wirklich so zugetragen, wie es in ihr geschildert wird. Es gibt v.a. drei Gründe, weshalb man die Bibel nicht als Tatsachenbericht interpretieren kann:

  1. Ist die Bibel kein Augenzeugenbericht. Kein einziger der Autoren (oder Autorinnen?) der Bibeltexte, die übrigens alle anonym sind (d.h. z. B. das Lukasevangelium stammt nicht zwingend wirklich von einem Menschen, der Lukas hieß), war bei den geschilderten Ereignissen wirklich dabei. Die Texte basieren allein auf Hörensagen, entstanden oft erst viele Jahrzehnte nach den angeblich passierten Ereignissen.
  2. Die Bibel ist zensiert. Wenn du dich mit der Bibel beschäftigt hast, dann weißt du vielleicht schon, dass die frühen Kirchenväter auf verschiedenen Versammlungen (das bekannteste ist das Konzil von Nicäa) darüber abgestimmt haben, welche Teile der Bibel kanonisch sein sollen und welche nicht. Kanonisch bedeutet, dass diese Teile ganz offiziell Teil der Bibel sind. Andere Texte wurden hingegen ganz einfach abgelehnt, obwohl kein rationaler Grund dagegen gesprochen hätte. Texte wurden z. B. abgelehnt, weil sie mutmaßlich von einer Frau stammten (z. B. das Evangelium der Maria Magdalena) oder weil sie Jesus in ein schlechtes Licht rückten (z. B. das Kindheitsevangelium, das Jesus als verwöhntes, rachsüchtiges Kind darstellt, das seine Macht oft auch missbräuchlich einsetzte, um anderen zu schaden) oder weil sie die Handlungen anderer "böser" Bibelfiguren relativieren (z. B. das Judasevangelium, aus dem hrrvorgeht, dass Judas mit seinem Verrat in Gottes Absicht gehandelt hat, schließlich war es ja von Anfang an Gottes Plan, dass sein Sohn für die Menschheit geopfert werden sollte)
  3. widerspricht die Bibel sich selbst. Vergleicht man verschiedene Evangelien, passen etwa die biographischen Angaben oft gar nicht zusammen. Im Lukasevangelium ist Josef mit König David z. B. über 41 Vorfahren verwandt, im Matthäusevangelium aber über nur 25. Natürlich kann Josef nicht gleichzeitig über 25 und dann wieder über 41 Vorfahren mit David verbunden sein - mindestens einer von beiden muss sich irren. Aber wer? Welchem Evangelium soll oder muss man nun glauben? Solche Widersprüche findet man immer wieder. Warum z. B. wurde Jesus von Nazareth in Betlehem geboren? Auch dazu liefert uns die Bibel verschiedene Versionen, von denen wir uns die "richtige" Version aussuchen können. Im Lukasevangelium war eine Volkszählung dafür verantwortlich, die nötig wurde, weil Kaiser Augustus eine Steuer erließ. Historiker sind sich übrigens darin einig, dass zum im Lukasevangelium angegebenen Zeitpunkt gar keine Volkszählung stattgefunden hat. Aber egal, laut Lukas sollte jedenfalls jeder sich an seinem Geburtsort einfinden und zählen lassen. Nun war Josef aber gar nicht aus Betlehem, sondern aus Nazareth. Lukas konstruiert die Geschichte deshalb so: weil Josef ein 41-Ur-Enkel König Davids war und weil David aus Betlehem stammte, musste sich auch Josef dort hinbegeben. Wieder liefert uns Matthäus eine ganz andere Version der Geschichte. Ihm zufolge sind Maria und Josef in Betlehem geboren worden. Weil König Herodes dem Jesuskind nach dem Leben trachtete, musste das Paar Matthäus zufolge fliehen, erst nach Ägypten, später dann nach Nazareth. Wir stehen hier aber wieder vor einem Dilemma: wie kann es sein, dass Josef nicht in Betlehem geboren wurde (wie Lukas. behauptet) und gleichzeitig doch in Betlehem geboren wurde (wie Matthäus behauptet)? Welchem Teil der Bibel soll man hier glauben und welchem nicht? Wer hat recht, Lukas oder Matthäus - oder etwa am Ende gar keiner von beiden?

Am Ende ist und bleibt die Bibel eine nette Sammlung von Geschichten. Ihr Wahrheitsgehalt ist so groß wie Grimms Märchen oder Harry Potter. Wortw9rtlich verstehen darf man sie nicht. Man kann die Geschichten aber natürlich trotzdem spannend, unterhaltsam, vielleicht auch amüsant finden. Und natürlich dürfen viele Geschichten auch heute noch als Gleichnis verstanden werden, die einen moralischen Kompass vorgeben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Ist das nur symbolisch gemeint oder wie soll ich das verstehen?

Ich finde es bemerkenswert, dass die Bibel mit gleich zwei Schöpfungstexten beginnt, die sich in Reihenfolge und Darstellung unauflöslich widersprechen. So als möchte die Genesis sagen Wie Gott alles gemacht hat, ist nicht bekannt und auch gar nicht so wichtig.

Paulus wiederum hat geschrieben "Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut" Röm 1,20

Das heisst, dass wir in der Schöpfung Gottes Göttlichkeit wahrnehmen und schauen können (zum Vergleich, über die Bibel steht so etwas nicht in der Bibel). Und das bedeutet wenn wir in der Schöpfung wahrnehmen können, dass Evolution stattgefunden hat, dann erkennen wir darin die Göttlichkeit des Schöpfers.

Die 7 Tage können durchaus auch symbolisch gemeint sein. Es ist völlig in Ordnung, diese Tage symbolisch zu deuten. Das ist eine uralte Streitfrage, sie kann man so oder so beurteilen. Auch kann sich Gott doch durchaus der Evolution bedienen. Die betreffenden Stellen der Bibel kann man auch symbolisch deuten. Ich persönlich würde diesem Thema keine große Bedeutung beimessen. Das wird immer wieder unnötig aufgeblasen, von Leuten, die den Schöpfungsbericht bis aufs Komma absolut wörtlich nehmen. Dieser kann aber auch symbolisch zu verstehen sein. Meines Erachtens ist diese ganze Debatte völlig unnötig. Gott hat die Welt und den Menschen erschaffen. Wie, ist doch letztendlich egal. Das Ergebnis der wörtlichen Auslegung ist nur, dass manche Leute vom Glauben abgeschreckt werden, völlig unnötig. Also, wer will kann den Text wörtlich nehmen, wer will kann ihn symbolisch nehmen. Keine Variante ist absolut zwingend. Es ist in der Bibel oft so, dass man einen Text so oder so verstehen kann. Hier sind beide Varianten mit dem wahren Glauben vereinbar, beide können als rechtgläubig angesehen werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Ich denke, dass der biblische Schöpfungsbericht kein naturwissenschaftlicher Bericht ist. Die Intention der Autoren war meiner Ansicht nach eine andere. Man muss den Kontext betrachten, in dem der Schöpfungsbericht entstanden ist. Beim Entstehungszeitpunkt waren vermutlich viele Israeliten im Exil in Babylon. Hier lernten sie andere Religionen kennen, in denen z.B. die Sterne Götter waren. Der biblische Schöpfungsbericht hat nun das Ziel zu zeigen, dass die Sterne vom Gott der Bibel geschaffen wurden und somit keine Götter sein konnten. Das Ziel des Schöpfungsberichts ist damit nicht, eine naturwissenschaftliche Erklärung abzugeben, sondern zu zeigen, dass der Gott der Bibel alles alleine geschaffen hat und die Natur oder die Sterne keine Götter sind.

Man kann sich auch als gläubiger Mensch mit Naturwissenschaften beschäftigen. Glaube und Wissenschaft müssen sich nicht immer widersprechen. So hat zum Beispiel Mendel, ein katholischer Mönch, wichtige Entdeckungen bei der Genetik gemacht. Der Mensch, der die Urknalltheorie aufgestellt hat, war katholischer Priester.

Laut der katholischen Kirche ist die Evolutionstheorie mit dem Glauben vereinbar.

Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.