Beschleunigung Dieselzug vs Elektrozug?

6 Antworten

Von Experte LeBonyt bestätigt

Bei Dieseltriebfahrzeugen muss man generell zwischen 2 Systeme unterscheiden.

1) Dieselelektrisch - das heißt Der Diesel treibt einen Generator an und der wiederum Elektromotoren. Siehe die russischen V200 und V300.

2) Dieselhydraulisch - das heißt Der Diesel treibt eine Hydraulik Pumpe an die wiederum Hydomotoren. Siehe den DB Klassiker BR218.

Bei beiden Systemen ist die Kraftquelle der Dieselmotor, der im Vergeich zum Fahrdraht eine deutlich geringere Leistung bereitstellen kann. Dadurch kann bei einer Elokomotive bei gleicher Baugröße eine deutlich leistungsstärkere Antriebseinheit eingebaut werden, da die Kraftquelle außerhalb der Lok liegt. Dementsprechend ist eine E-Lokomotive deutlich Stärker im Anzug.

Was das aber letztlich im Güterzugeinsatz bei der Beschleunigung ausmacht bleibt meiner Ansicht nach offen. Denn es spielen bei der Traktion noch andere Faktoren eine Rolle wie die Gleisbeschaffenheit, das Wetter und wie gut die Lok ihre Leistung aufs Gleis bringt. Denkbar wäre dass 2 BR 232 a 116t a 3000PS zusammen 6000PS einen Güterzug besser weg bekommt wie eine BR151 mit 118t und 8400PS. Mehr Antriebsachsen 12 zu 6 bei gleicher Achslast = Mehr Traktion?

Woher ich das weiß:Hobby
Kwalliteht  03.11.2022, 23:29
Bei beiden Systemen ist die Kraftquelle der Dieselmotor, der im Vergeich zum Fahrdraht eine deutlich geringere Leistung bereitstellen kann. Dadurch kann bei einer Elokomotive bei gleicher Baugröße eine deutlich leistungsstärkere Antriebseinheit eingebaut werden, da die Kraftquelle außerhalb der Lok liegt. Dementsprechend ist eine E-Lokomotive deutlich Stärker im Anzug.

Prinzipiell richtig, aber trotzdem auch falsch. Die Lok wiegt im Vergleich zum gesamten Zug recht wenig. Und es zählt ja schließlich der gesamte Zug als die zu bewegende Masse, schließlich geht es nicht wie vor 150 Jahren um Lokomotivenrennen sondern um den Transport gewaltiger Massen. Da kann eine Lok schonmal 100 Tonnen wiegen und locker mehrere 1000 Tonnen ziehen.

Die Antriebsquelle außerhalb der Lok hat übrigens auch ihre Nachteile. Man benötigt in stark befahrenen Strecken viele Einspeisungen, sonst funktioniert nicht einmal das (Sicherheits)prinzip "in jedem Streckenabschnitt nur ein Zug". Stattdessen wird der Fahrdraht heiß.

Ich weiß nicht, seit wann das Verhältnis aus Leistung zu Masse bei Elektromotoren besser ist als bei Dieselmotoren. Experimentell ist es das schon seit mehr als 70 Jahren, seit wann das aber in der tatsächlich verwendeten Technik auch so ist, ist mir nicht bekannt.

Meine Tochter durfte vor ein paar Jahren mal einen Elektromotor für den Physikunterricht basteln. Spule mit Schleifkontakten zwischen zwei Magneten, also ganz primitiver Gleichstrommotor. Hat funktioniert war nur sehr schwach, konnte man mit einem Finger anhalten. Zufällig hatte ich ein paar Neodymmagnete im Haus, die haben wir mal spaßeshalber eingesetzt. Der Motor wollte nicht anspringen, die Stomversorgung war zu schwach für das nötige Drehmoment beim Start. Ein wenig mit der Hand nachgeholfen und dann lief er. Beim Versuch, ihn mit dem Finger zu stoppen, tat ich mir dann ganz schön weh. Da war schon ein ganz anderer Bums dahinter.
Ich nehme an, die Technik realer Elektromotoren hat in den letzten Jahrzehnten vergleichbare Fortschritte gemacht (ja, ich weiß, in Elektroloks laufen keine Gleichstrommotoren mit Dauermagneten), aber Motoren von heute sind wohl doch etwas anderes als in den Siebzigern oder gar in den Fünfzigern.

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Rumpelric  04.11.2022, 10:17
@Kwalliteht

Die Masse der Lok hat mit der Antriebsart nur wenig zu tun. Die Masse bezieht sich auf die zulässige Achslast. Und wenn ich 6 Achsen habe, darf die Lokomtive 120Tonnen wiegen. Und das vorgegebene Gewicht kann ich nutzen um einen passenden Antrieb zu installieren.

Zum Thema Elektromotoren, die sind sie so gut, dass sie in den meisten DIeselloks verbaut sind! Denn dieselelektrische Lokomotiven sind das Rückgrat des Dieselverkehrs auf allen Strecken der Welt.
In den USA nahzu ausschließlich seit 1945. Bsp: EMD F2/F3, GE Dash, etc...
In Australien ebenso! Class B 60. Ab 1952.
Die EMD F2/F3 war auch in Europa sehr präsent. Sie war das Rückgrat vieler Staatsbahnen! Bekannt als NOHAB!
In Russland nahezu ausschließlich: z.B Taigatrommel M62 von 1964 hier bekannt auch als BR120. Es gibt nur ein paar wenige dieselhydraulische Rangierloks.
In GB die Class 40 ab 1954.
Um nur einmal ein paar Beispiele zu nennen...

Zugstarke reine E-Lokomotiven, gab es schon, da war an eine brauchbare Diesellok noch gar nicht zu denken.

Schon 1920 fuhr in der Schweiz das legendäre Krokodil. Und auch in Deutschland gab es schon zugstarke Maschinen in den 20ern: z.B. E17, die bis 1980 ihren Dienst verrichteten!

Das der Fahrdraht und die EInspeisung passen müssen, ist Vorraussetzung. Ich denke die Schweizer waren die mit die Ersten, die wussten wie das geht...

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Der Unterschied ist, das die Diesellok Lärm macht und raucht. Die E Lok eben nicht

Die Leistung beider Motorenarten ist hoch genug, dass die Räder einer starken Lok bei einem recht schweren Zug durchdrehen könnten. Das wäre unnötiger Verschleiß und einen Haufen verplemperter Energie. Also erstmal nur beim Anfahren macht es keinen Unterschied. Beim weiteren Beschleunigen haben E-Motoren jedoch einen großen Vorteil, denn deren maximales Drehmoment ist unabhängig von der Drehzahl.

Dieser Vergleich hinkt aber auch ein wenig, denn es gibt prinzipiell zwei Arten von Dieselantrieben: dieselhydraulisch und dieselelektrisch. Beim letzteren läuft der Dieselmotor mit der benötigten Leistung und treibt einen Generator an, von dem der Elektromotor dann seinen Strom bekommt. Damit ist das Drehmoment, welches auf die Schiene gebracht werden kann, annähernd genauso konstant wie bei einer Elektrolokomotive.
Beim Dieselhydraulischen Antrieb geht die Kraft des Motors über das Hydraulikgetriebe direkt an die Räder, der Motor läuft beim Anfahren auch mit dem maximalen Drehmoment, das Hydraulikgetriebe übernimmt die Drehzahl so nach und nach, bis es die gleiche Drehzahl wie der Motor erreicht hat. Der Nachteil ist, dass ständig nachgeregelt werden muss, bei einem rein elektrischen Antrieb stellt man einfach die gewünschte Drehzahl ein.
Bei Dieselantrieben (egal welche der beiden Varianten) hängt die tatsächliche Beschleunigung und der Verbrauch erheblich von der Erfahrung des Fahrers ab.

Ein großer Nachteil der Elektrolokomotiven ist, dass sie sich den Strom des Fahrdrahts teilen müssen. Nun gut, in einem Streckenabschnitt darf normalerweise nur ein Zug fahren (aus Sicherheitsgründen), aber nicht jeder Streckenabschnitt hat eine eigene Einspeisung. Auf der anderen Seite müssen sie aber auch nie an die Tanke.

Immer der elektrozug:

Denn der Diesel hat eine Leistung, mehr geht nicht, während der Elektromotor hochüberlastbar ist und vorübergehend viel mehr Strom aus dem Netz saugen kann.

Während der beschleunigung kann der Elektromotor also mit höherer Zugkraft (Drehmoment) eine beschränkte Zeit lang arbeiten. So hat man mit dem Anfahrstrom für 3 Minuten fast die Doppelte zugkraft, als beim Stundendstrom. Die Grenze ist jeweils die Erwärmung: Bim Anfahrstrom hast du nach 3 Minuten die Erwärmung des Motors errreicht und musst dann zurückschalten, beim Stundenstrom, nach 60 Minuten. In der Schweiz ist der Stundenstrom massgebend und damit ist die Leistung höher als bei Dauerleistung.

Beim Elektrischen Bremsen ist bei den Loks am Gotthard noch der 45 Minutenstrom angegeben: So lange dauerte eine Talfahrt auf der Gotthard Südrampe. Daher hat man diesen Strom auch angeschrieben.

Kwalliteht  03.11.2022, 22:55
während der Elektromotor hochüberlastbar ist und vorübergehend viel mehr Strom aus dem Netz saugen kann

Oh nein, das ist er nicht, ganz im Gegenteil, er hat eine harte Leistungsgrenze. Bis zu dieser darf er eigentlich im Dauerbetrieb laufen, eine Überschreitung kann seinen sofortigen Tod bedeuten. Ein Diesel kann schonmal ein paar Minuten über seiner Leistungsgrenze betrieben werden, das schadet ihm kaum etwas. Und dieses "vorübergehend viel mehr Strom saugen" ist absolut tabu. Der eigentliche Vorteil ist des Elektromotors ist, dass er sein maximales Drehmoment über fast den gesamten Drehzahlbereich ausspielen kann, also fast bei jeder Geschwindigkeit maximal beschleunigen kann, und das sogar mit weniger Leistung als ein Dieselmotor. Eine Diesellok wird bei gleicher Leistung und Masse und niedriger Geschwindigkeit immer erstmal die Nase vorne haben, die E-Lok wird bei höheren Geschwindigkeiten auch mit weniger Leistung der Diesellok davonfahren.

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Hallo

Dieselgüterloks sind Elektrolocks mit Stromerzeugung durch Borddiesel (Dieselelektrik).

Dieselloks mit Direktantrieb gibt es nur noch als Rangierloks aber in dem Bereich ist Dieselhydraulik mit Wanderkupplung üblicher