Berufsberatung und ärztliches/berufspsychologisches Gutachten?


13.01.2024, 13:10

Und mein gesetzlicher Betreuer hat zu mir gesagt, dass man dort mit psychisch nicht abstreiten kann. Warum kann man dort mit psychisch nicht abstreiten?

3 Antworten

Man will mit Dir besprechen, wie es nun weitergeht, was wiederum vom Gutachten abhängt.

"Schlimm" ist daran grundsätzlich nichts :)

JungerKind 
Fragesteller
 14.01.2024, 08:37

Warum ist das grundsätzlich nicht schlimmes?

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Agamemnon712  14.01.2024, 08:38
@JungerKind

Weil es ein ganz normales Gespräch ist.

Das Gutachten wirkt sich ggf. auf Deinen Leistungsanspruch. Das bespricht man dann mit Dir.

Was soll daran "Schlimmes" sein?

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Deine Zweifel sind berechtigt - man wird da oft in die Pfanne gehauen, wo es nur geht, erst recht, wenn die Psychologen bzw. Beamten erkennen, dass sie es ohne viel Aufwand können. Ich hatte beruflich bedingt immer wieder damit zu tun und berichte dir gern von den dahingehenden Erfahrungen.

Ist das schlimm?

Objektiv ist es das nicht, aber es ist unangenehm. Das liegt ggf. auch daran, dass mitunter zwei oder gar drei Beschäftigte (zumindest Psychologe und Berufsberater) gegen den Gast vorgehen und auf ihn einwirken, ihn ggf. sogar manipulieren wollen - eigentlich sollte man da gar nicht allein hingehen, erst recht, wenn man ein Handicap hat und ggf. leichtes Kanonenfutter für die Bediensteten der Agentur für Arbeit ist. Die freuen sich, wenn jemand kommt, den sie fertig machen und ohne Gegenwehr eliminieren bzw. in eine Maßnahme stecken können - diesen Triumph der Demütigung sollte man denen nicht gönnen.

Muss man davor Angst haben?

Meiner Meinung nach nicht, aber Skepsis und Zweifel sollte man haben und darauf gefasst sein, dass die einen mehr oder weniger fertig machen oder direkt in eine Maßnahme schicken wollen, die sich in der Rege dadurch auszeichnet, dass sie für einen eigentlich ungeeignet ist. Es wäre gut, da nicht allein aufzukreuzen.

Was wird dort genau besprochen?

Das ist wohl die Begutachtung beim sogenannten "Arbeitspsychologischen Dienst", wo klargestellt werden soll, ob und wie du beruflich "einsetzbar" bist - meist geht es da um die Klärung der Ausbildungs-/Arbeitsfähigkeit. Das dauert vielleicht eine Stunde, maximal 90 Minuten.

Wichtig ist, dass man seine Situation so ehrlich wie möglich schildert, weder beschönigt noch dramatisiert. Und auf keinen Fall irgendwas unterschreiben, ohne zu wissen, was die von einem wollen!

Man muss nur dahingehend aufpassen, dass man nicht durch Fangfragen in die Pfanne gehauen wird (das beherrschen die beim Arbeitsamt ganz gut) und nicht in irgendeine Maßnahme verfrachtet wird. Denn genau das ist oft der Hintergedanke: Um Statistiken zu frisieren, stecken die einen in Maßnahmen, die eigentlich total sinnlos und reines Zeitabsitzen sind, aber eben die Zahlen beschönigen.

Ganz krass gesagt: Ziel und Zweck des Ganzen ist vorrangig immer, die "Klienten" in Maßnahmen zu stecken, egal welche, Hauptsache, man hat die Akte vom Tisch. Die dortigen Mediziner bzw. Psychologen sind Bedienstete der Agentur und haben in deren Sinne zu entscheiden. Meist bringt nur ein zweites Gutachten des eigentlich behandelnden Arztes Ordnung.

Was ich definitiv sagen kann: Gerade bei psychischen Problemen aller Art sind die Kaffeetrinker tatsächlich überfordert und haben auch meist keine Antworten auf viele Fragen, die wichtig sind - meistens versuchen sie dann vor lauter Hilflosigkeit und um die Erwartungen der Behörde zu erfüllen, die Leute in für sie letztlich ungeeignete Maßnahmen zu stecken und dadurch Statistiken zu beschönigen, aber den Klienten an sich wird damit natürlich nicht geholfen. Der übliche Weg ist schmerzvoll: Maßnahmen werden abgebrochen, es werden wieder aufs Neue Sondierungsgespräche zwischen Jobcenter, Agentur für Arbeit bzw. Arbeitspsychologischem Dienst und Klient geführt, dann geht es wieder so weiter ... oft ein endloser Kreis, bis es dann eines Tages ins sprichwörtliche Tollhaus führt und alle Beteiligten reif für die Insel sind.

Am Ende muss ich leider auch sagen: Freundlich, flexibel und produktiv oder irgendwie "pseudomotiviert" sind die in der Regel nur, wenn man (wie ich) als Medien-Vertreter zu irgendwelchen Pressekonferenzen mit der Geschäftsleitung und dem Pressesprecher kommst und mit Werbegeschenken und Pressemappen regelrecht gemästet wirst, damit sie einen guten Eindruck machen und weiterhin ihre Anzeigen, O-Ton-Zitate und "wohlwollende" Artikel kriegen. Hätte ich im Pressegespräch, wenn nach Kaffee gefragt wird z.B. gesagt, dass ich jetzt lieber ein Glas Sekt haben wollen würde (was ich nicht getan hätte - das ist nur ein bewusst ganz plump gewähltes Beispiel), hätten sie ihn mir sofort organisiert. Nun ja.

Werden die dort mir in der Berufsberatung mir irgendwelche Berufe oder Ausbildungsplätze/Arbeitsplätze vorschlagen?

Zunächst einmal nicht, das tun die - wenn überhaupt - per Post und erst nach einem weiteren Beratungsgespräch. Man muss da auch sagen, was man überhaupt wollen würde, in welchem Umkreis rund um den Wohnort und so weiter.

Wenn sie mir irgendwelche Berufe oder Ausbildungsplätze/Arbeitsplätze vorschlagen, muss ich diese Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze nehmen?

Nein, solange du keine Transferleistungen beziehst.

Werden sie mir vorschreiben was ich machen muss und wo ich eingegliedert werde?

Das können sie nicht bzw. sie können dir zwar dieses und jenes empfehlen und werden dir sicher Maßnahmen zuhauf präsentieren, die sie dir schmackhaft machen wollen, aber das ist Eigeninteresse seitens der Agentur für Arbeit und dient nicht dazu, dir zu helfen, sondern dem "Frisieren" von Statistiken und dem Sicherstellen von Fördergeldern.

Kann es sein, dass es rauskommen wird, dass ich nicht für den ersten Markt beschaffen bin?

Das ist gut denkbar. Gerade angesichts deiner Erkrankungen und Vorgeschichte werden sie zumindest von Behindertenwerkstätten und Ähnlichem sowie dem ganzen Fuder an Maßnahmen anfangen - ich kenne auch Fälle, wo Depressiven so was geraten wurde, die sogar nachweislich hochbegabt gewesen sind.

Wenn sie sagen, dass ich nicht für das erste Arbeitsmarkt beschaffen bin, was soll ich dann machen? Was muss ich dann machen?

Vorläufig nichts. So was sollte man erstmal auch mit dem behandelnden Arzt bzw. Therapeuten oder einem Bildungshelfer eines kirchlichen Bildungsträge (dazu kommen wir noch) besprechen und auf keinen Fall ohne das Wissen "als Anwalt in eigener Sache" tätig werden.

Wenn ich nicht für den ersten Arbeitsmarkt beschaffen bin, darf ich dann trotzdem Bewerbungen schreiben?

Ja, natürlich - und selbst, wenn's "nur" für einen Minijob ist, man sollte es sogar tun, damit man beschäftigt ist und nicht als Sozialfall "darben" muss.

Wenn ich mich irgendwo z.b im Zoo mich bewerbe, darf ich dann trotzdem als Tierpfleger arbeiten, wenn ich nicht für den ersten Arbeitsmarkt beschaffen bin? Muss ich dann den Arbeitgeber das Ärztliche und Psychologisches Gutachten nachreichen?

Meines Wissens nach nicht - es ist auch immer die Frage, ob man offen mit so was umgeht.

Kann es sein, dass die zu mir sagen, dass ich nur in den Behindertenwerkstatt arbeiten muss? Darf ich es dann trotzdem verweigern in der Behindertenwerkstatt zu arbeiten?

Ja, natürlich - man muss sich auf so einen Kuhhandel nicht einlassen und muss leider auch damit rechnen, dass sie so was vorschlagen - die Kaffeetrinker sind schnell mit allem überfordert und wollen es vom Tisch haben. Du kannst theoretisch auch Bürgergeld beantragen oder sonst was oder versuchen, dass die Familie einen durchfüttert (im übertragenen Sinne nur als Beispiel) - es ist auch immer die Frage, ob die Werkstätte einen nimmt, weil die Plätze stark begrenzt sind und Bedarf nachgewiesen werden muss. Ich weiß auch persönlich von Leuten, die nicht genommen worden sind oder wieder aus der Werkstätte "raus" mussten, weil laut der Folgegutachten kein weiterer Bedarf mehr bestanden habe.

Wenn ich nicht für den ersten Arbeitsmarkt beschaffen bin, darf ich dann eine Ausbildung in den Berufsbildungswerk machen?

Wenn die Ausbildungsreife vorliegt bzw. du als ausbildungsfähig eingestuft wurdest, ist das kein Problem - sofern die einen nehmen, da die Plätze dort auch begrenzt sind. Generell geht es aber!

Denn ich mache mir Sorgen, dass ich nicht für den ersten Arbeitsmarkt beschaffen bin, weil ich eine psychische Erkrankung Posttraumatische Belastungsstörung, Lernbehinderung, Störung der Emotionen/Angststörung und eine rheumatische Erkrankung „Juvenile Dermatomyositis ". Kann es sein , dass ich dadurch nur eine beschränkte Arbeitswahl und eine Berufswahl habe?
Auch stande in den Befunden, dass ich mehrmals suizidale Äußerungen geäußert habe und dass ich in die Psychiatrie aufgrund Suizidalen Äußerungen gekommen bin. Kann es sein, dass ich dadurch auch eine eingeschränkte Arbeits und Berufswahl habe? Kann es sein, dass ich deswegen nicht für den ersten Arbeitsmarkt beschaffen?

Das ist alles möglich, aber selbst wenn die das sagen, ist es nicht bindend und die Prognose kann sich ja auch verbessern. Das letzte Wort hat die Behörde nicht, auch wenn sie es sicher gern hätte.

Und mein IQ ist 68. Kann es sein, dass ich deswegen auch nicht auf den ersten Arbeitsmarkt beschaffen bin und kann es sein, dass ich deswegen eine eingeschränkte Berufswahl/Arbeitswahl habe? Was soll ich dann machen?

Eine andere Alternative, die für dich vielleicht auch was wäre - eventuell auch dann, wenn der Termin beim Arbeitspsychologischen Dienst schlecht verläuft: Die kirchlichen Bildungsträger wie Kolpingwerk, Caritas oder Diakonie mit ihren einschlägigen Anlaufstellen und Hilfsangeboten sind erheblich besser -----> man kann von der Institution "Kirche" freilich halten, was man will, aber die Leute dort strengen sich wirklich an, den Leuten zu helfen und nicht nur Aktenzeichen zu sehen und Statistiken, die es zu beschönigen gilt, sondern die Menschen, denen geholfen werden muss. Ich bin kein Kirchgänger, aber hier sind die Kirchen besser aufgestellt, als es die "Behörde" je sein wird.

Darf ich mir das Ärztliches und Psychologisches Gutachten durchlesen? Kann es sein, dass die es mir verweigern?

Das kommt normalerweise per Post etwa 14 Tage später und wird auch dem behandelnden Arzt / Therapeuten zugesandt. Man sollte aber explizit drauf bestehen und es denen sagen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es nicht immer automatisch zugesandt wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
JungerKind 
Fragesteller
 13.01.2024, 13:33

Was sind Transferleistungen?

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JungerKind 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:01

Warum wird das psychologisches Gutachten nicht automatisch zugesandt? Kann es sein, dass diesen Gutachten mein Hausarzt bekommt? Und ich habe momentan keinen Therapeuten.

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JungerKind 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:02

Und was hältst du von der Lebenshilfe?

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JungerKind 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:03

Wenn ich dorthin gehe, soll ich lieber meinen Betreuer mitnehmen? Weil ich lebe ja in der Einrichtung.

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