Berufe der Juden im Mittelalter?

3 Antworten

Aufgrund der oft guten überregionalen Vernetzung waren sie oft Kaufleute. Da den Christen der Geldverleih gegen Zins verboten war (und nur so lohnt es sich nunmal) waren Juden auch im Geldgeschäft tätig. Das hat das Misstrauen oder Schlimmeres in den vielen dunklen anti-jüdischen Zeiten noch angestachelt. Oftmals mussten sie aber auch in eigenen Vierteln ihr Leben organisieren und hatten demnach auch alle Berufe, die man dort zum Leben brauchte. Es gab durchaus auch Gelehrte und Weitgereiste.

stranger5431  16.12.2018, 22:32

Zinsverleih gegen Geld wurde von den Christen trotz Verbot praktiziert und schliesslich offiziell erlaubt...

Das mit dem Geldgeschäft ist ein gerne kolportiertes Cliché...

Das mit dem Misstrauen wegen Geldgeschäften ist ein anti-jüdisches Cliché, denn die Wahrheit war eher die, dass säumige Schuldner, so sie genug Macht hatten, gerne Pogrome und Vertreibungen veranstalteten, um so ihre Schulden nicht bezahlen zu müssen und zusätzlich noch zu plündern...

Das mit dem Plündern haben übrigens auch die Deutschen 1933 bis 1945 sehr ausgibig betrieben, sie nahmen ihren Mordopfern sogar noch die Unterwäsche weg, und nach der Ermordung die Goldzähne...

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hunos  16.12.2018, 23:08
@stranger5431

Interessant, war Inhalt eines meiner Fernstudien bei der SGD, die ich als seriös einstufe.

Absatz 1 stimmt natürlich, sonst hätte es auch keine Verstöße gegen die 10 Gebote durch Christen gegeben, der Papst war weit weg.

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stranger5431  16.12.2018, 23:19
@hunos

Ich habe das mit dem Zinsverbot überprüft: es wurde in gewissen Regionen oder von gewissen Konfessionen der Christen überhaupt nicht anerkannt, und auch dort wo es theoretisch herrschte, konnte es umgangen werden...

(was übrigens heute mit dem islamischen Zinsverbot genauso geschieht, da gibt es extra Kurse für "islamic finance")

Diese Geschichte mit den jüdischen Bankiers wird insofern oft falshc verstanden, dass es viel zu allgemein ausgelegt wird. Erstens weil es auch durch das Mittelalter und die Neuzeit hindurch in den meisten christlichen Regionen erlaubt oder irgendwie möglich war, als Christ Geld gegen Zins zu verleihen. Zweitens weil nie die Mehrheit der Juden Bankiers waren... es konnte höchsten, in gewissen beschränkten Regionen und zu sehr beschränkten Epochen dazu kommen, dass die Mehrheit der Bankiers Juden waren... aber das ist nicht dasselbe...

Deshalb bin ich ziemlich bestürzt darüber, dass dieses Cliché heute noch kolportiert wird...

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Bitte glaube deinem Lehrer nicht, wenn er dir mit der Story von den Geldverleihern anfängt... denn schon im Spätmittelalter haben de facto auch Katholiken Geld gegen Zinsen verliehen, und schon in der Renaissance wurde das, nach einigem Hin und Her, auch von der katholischen Kirche offiziell erlaubt...

Also glaube bitte nicht an das Cliché, das bis heute besonders in Deutschland gerne propagiert wird, dass die Juden vor allem Geldleiher waren, und dass das den Antisemitismus motiviert hat...

Juden hatten so ziemlich alle Berufe... Je nach Landstrich und Epoche machten die Christen den Juden Schwierigkeiten und erlaubten ihnen nicht, gewisse Berufe auszuüben, oder verboten ihnen sich, an gewissen Orten niederzulassen, oder beschränkten auch die "Heiratsbewilligungen", d.h. pro Familie durfte nur ein Sohn heiraten und in dreselben Stadt bleiben.

Aber das hat ständing gewechselt und war auch von Landstrich zu Landstrich verschieden, da ja die Gesetzgebung im Mittelalter sehr kleinräumig organisiert war... Im Prinzip konnte jeder Baron in seinem Dorf seine eigenen Gesetze machen...

Grundsätzlich waren Juden eher Mittelschicht, also Gewerbe, handwerk, Handel, Verwaltung, und "white collar" oder intellektuelle Berufe (insbesondere Rabbiner und so), relativ gab es meist unter den Juden weniger Bauern als im Schnitt der übrigen Bevölkerung (was teilweise auch damit zusammen hing, dass es ihnen in gewissen Regionen zu gewissen Zeiten verboten war, Land zu erwerben)...

Im Judentum gab es traditionell Schulpflicht für Jungen von 3 bis 13 Jahren, d.h. im Prinzip konnte jeder jüdische Mann hebräisch lesen und schreiben, auch zu Zeiten, wie im Mittelalter, wo in Europa die Alphabethisierungsraten noch relativ gering waren...

Es gb auch Juden, die Bankiers waren, aber das war immer nur ein geringer Prozentsatz der jüdischen Bevölkerung... aber es konnte vorkommen, dass Fürsten Geld liehen und nicht zurück zahlen wollten, also veranstalteten sie Pogrom, verjagden die Juden aus ihrer Stadt, dann mussten sie die Schulden nicht zurück zahlen, und konnten ausserdem noch den zurück gelassenen Besitz der Vertrieben plündern...

Das ging dann immer ganz gut im Zusammenarbeit mit dre Kirche: die Kirche hetzte das Volk gegen die Juden auf, das Volk raubte, mordete, brandschatzte, und der Fürst konnte Schulden los werden, ohne sie zu bezahlen...

Das haben auch die Deutschen in der Nazi-Zeit so gemacht, nur diesmal mit "völkischer" Propaganda, statt mit christlich-religiöser...

Das Spektrum jüdischer Betätigungen war breit und reichte von der Gerberei bis zur Medizin. Juden waren in fast allen Berufsbranchen der Städte zu finden.

Neben der Funktion als Geldverleiher und Geldwechsler übte die jüdische Stadtbevölkerung noch eine Vielzahl anderer Tätigkeiten aus. Sie arbeiteten als Handwerker, Klein- und Großhändler und führten auch Handelstransaktionen im großen Sinne durch. Weiters waren sie als Hausierer und im ambulanten Handel tätig.

https://www.sbg.ac.at/ges/people/janotta/sim/juden.html

Woher ich das weiß:Recherche