Baden im Meer bei Gewitter?

6 Antworten

Reines Wasser ist ein ausgesprochener elektrischer Isolator, das kommt aber in der Natur nicht vor. Auch Süßwasser-Gewässer enthalten geringe Mengen an Säuren und Salzen, wodurch die elektrische Leitfähigkeit durch Ionisierung steigt. Beim Meerwasser ist die Leitfähigkeit schon erheblich höher (etwa 3% Salze). Im Schwimmbad wird das Wasser durch Chlor ionisiert.

Die Frage, ob das Unfallrisiko mit zunehmendem Salzgehalt steigt oder sinkt, ist m.E. nicht ganz eindeutig zu beantworten wegen der gegensätzlichen Wirkungen, da kommt es auf die konkreten Umstände an.

Ungeachtet der Entfernung vom Blitzeinschlag und von dessen Stärke, dürfte das Risiko beim Aufenthalt unterhalb des Meerwasserspiegels (wie bei Fischen üblich) vergleichsweise am geringsten sein: Der Salzgehalt des Meerwassers ist höher als der des menschlichen (und tierischen) Blutes. Das Meerwasser leitet also besser und der elektrische Strom wird somit vorzugsweise um den menschlichen Körper herum geleitet (Auf den Versuch würde ich es keinesfalls ankommen lassen!).

Bei Süßwassergewässern verhält es sich umgekehrt: Das menschliche Blut leitet besser als das Süßwasser. Der Körper wird somit zum bevorzugten elektrischen Leiter.

Das größte Risiko besteht in beiden Fällen für Menschen (viel schlimmer noch bei Vierbeinern!), die auf dem Gewässerboden stehen, teilweise von Wasser umgeben sind und teilweise über den Wasserspiegel heraus ragen: Zunächst stellt der überragende Körperteil im rundum flachen Wasserspiegel eine ausgesprochene Blitzfangeinrichtung dar (wie beim Blitzableiter), weil der menschliche Körper schätzungsweise 1 Million mal besser leitet als die Luft. Weiterhin ist eine große Hautfläche mit dem mehr oder weniger leitenden Wasser in Verbindung, was den Übergangswiderstand zwischen Körper und Wasser reduziert. Dieser Übergangswiderstand ist wegen der kleineren Kontaktfläche der Fußsohlen zwar kleiner, aber der nasse Boden leitet viel besser als Süßwasser. So ist der aufragende Mensch als "Blitzfänger" zugleich hochgradig geerdet.

Der Schwimmer wäre schon weitaus weniger gefährdet: Erstens ragt er nicht so weit aus dem Wasser ("Blitzfänger-Effekt"), und zweitens ist er schwächer geerdet ohne Bodenkontakt.

Grundsätzlich sind bei Blitzunfällen bei Menschen und Tieren, die auf dem Boden stehen (in Luft oder Wasser), zwei verschiedene Gefahrenquellen zu unterscheiden: Erstens der direkte Blitzeinschlag in den Kopf (oder Regenschirm) des Opfers mit einem Stromfluss durch den Körper in den Boden, in aller Regel tödlich. Zweitens die sog. "Schrittspannung" am Boden durch den Spannungsabfall am Boden zwischen beiden Füßen. Hier bemisst sich das Schadensrisiko an der Blitzstärke, an der Einschlagsentfernung und an der Schrittlänge. Im Gefahrensbereich empfiehlt es sich deshalb, die Schrittlänge zu minimieren. Dieser Empfehlung können die Kühe auf der Weide naturgemäß schwerlich nachkommen. Deshalb sind die Vierbeiner mehr gefährdet als Menschen. Mir sind Berichte zu Ohren gekommen, die vermuten lassen, dass sich Rinder ihrer Gefahr bewusst sind.

Nebenbei: Was wäre wohl aus den Urmenschen der Steinzeit geworden ohne die Erfahrungen des Blitzschlages und nachfolgender Brände? Wahrscheinlich wären die nie auf den Gedanken gekommen, ein Feuer beherrschen bzw. erst entfachen zu können. Dann würden wir wohl heute noch als Jäger und Sammler durch die Steppen ziehen. Die Evolution ist doch eine famose Kette von Zufällen!

Alles klar, oder noch Fragen dazu?

DerFritzi 
Fragesteller
 03.09.2019, 18:25

Nope, passt.
Vielen Dank!

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Gewitter und Wasser ist keine gute Mischung. Egal ob im Meer oder im Schwimmbad. Knallt der Blitz in der Nähe ins Wasser ist das nicht gesund. Und wenn es schon in Sichtweite ist, besteht diese Gefahr. Blitze können gelegentlich mal mehrere Kilometer neben dem Gewitter einschlagen.

dompfeifer  03.09.2019, 19:00

Grundsätzlich einverstanden. Nur was soll das heißen?

"Blitze können gelegentlich mal mehrere Kilometer neben dem Gewitter einschlagen."

Es kann sich natürlich abseits eines fernen, anhaltend seh- und hörbaren Gewitters plötzlich ganz unvermittelt in der Nähe ein weiteres Gewitter bilden. Es kann sich auch ein fernes Gewitter schnell in die Nähe verschieben. Aber der Blitz ist immer beim Gewitter und nicht abseits.

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Spiff123  03.09.2019, 22:50
@dompfeifer

Positivblitze kommen aus den oberen Regionen der Gewitterwolke und können eine Länge von deutlich mehr als 10 Kilometern erreichen. Es ist zwar selten, aber es kommt vor, dass ein solcher positiver Erdblitz 15 oder mehr Kilometer vom Gewitterkern entfernt einschlägt. Das wurde schon öfter von Wetterradar und Blitzortung so erfasst. Man ist also auch schon im Gefahrenbereich, wenn das Gewitter noch einige Kilometer entfernt ist.

Der bisher längste Blitz wurde übrigens 2007 über Oklahoma mit einer Länge von 321 Kilometern aufgezeichnet.

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Gute Frage....

Ich bin kein Experte aber Wasser und Gewitter ist NIE eine gute Kombi.

Wenn du es schon am Horizont sehen kannst sind das nur knapp 5km entfernt also lieber raus aus dem Meer

Also ich würde davon abraten. Uns hat der Bademeister immer rausgeschickt und ich denke mal das hat einen Grund. Und Nein, es macht keinen Unterschied ob du jetzt stehst oder schwimmst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
DerFritzi 
Fragesteller
 02.09.2019, 22:02

Im Schwimmbad logisch, aber im Meer sprechen wir ja von ganz anderen Dimensionen und weitere "Variablen"

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dompfeifer  03.09.2019, 14:11
@DerFritzi

Richtig, beim Meer kommen weitere Variablen in das Spiel. Aber auch dort ist wie im Schwimmbad der Bodensteher im Wasser weitaus gefährdeter als der Schwimmer. Siehe dazu meine obigen Ausführungen!

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dompfeifer  03.09.2019, 14:07

Nein, es macht aus gleich mehreren Gründen durchaus einen erheblichen Unterschied, ob der Betroffene im Wasser auf dem Boden steht oder schwimmt! Siehe dazu meine obige Antwort!

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egal ob süß oder salzwasser bei gewitter geht man raus denn einen einschlag in deiner nähe überlebst du nicht