Aussagen/Meinungen des Philosophen Averroes (Ibn Rushd)?

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Averroes (Abu l-Walid Muhammad Ibn Ahmad Ibn Rushd) zielte darauf, die Rationalität der Welt zu sichern (ein von Al-Ghazali geschriebenes Werk, in dem dieser für eine Inkohärenz Philosophie argumentierte und dem religiösen Glauben den Vorrang gab, war eine bedeutende Herausforderung dabei) und damit eine Grundlage für Naturwissenschaft nachzuweisen (eine Welt, in der bloß Zufall herrscht, ist nicht mit ihrer Hilfe erklärbar). Er hielt die Ergebnisse von Philosophie und (islamische) Theologie für vereinbar und bemühte sich um den Nachweis, die Annahme eines Widerspruchs zwischen ihnen beruhe auf halbphilosophischen, oft rhetorischen Ausführungen der Theologen, die etwas falsch deuteten.

Weil die Art des Denkens die beste ist, deren Ergebnisse bewiesen werden, hielt er eine Beschäftigung mit der Philosophie sogar für nach dem Koran geboten, wenn der Verstand die Fähigkeiten dazu hat.

Averroes hat viele philosophische Gedanken als Aristoteles-Erklärer geäußert.

einige wichtige Aussagen:

  • Ewigkeit der Welt: Die Welt sei nicht aus dem Nichts geschaffen, sondern ein ewiger Prozeß: Der denkende Aufstieg zum Weltengrund geschehe nicht über die Vielzahl der Einzeldinge, sondern über den ewigen Kreislauf der Himmelschalen. Gott sei Beweger, indem er das Ziel aller Bewegung ist, der Weltlauf ahme ihn nicht nach, Gott greife nicht in ihn ein.

  • Existenz allgemeiner Wesenheiten: Allgemeinbegriffe existierten als Begriffe tatsächlich nur in Dingen, aber sie enthielten nur das Allgemeine, das der Möglichkeit nach in den realen Dingen liegt. Nur wenn es allgemeine (notwendige und ewige) Wesenheiten (Substanzen/Seiendes) gebe, könnten wir Wissen vom bloßen Vorstellen unterscheiden.

  • Mitwirken von etwas Allgemeinen in der Erkenntnis: geistige/intellektuelle Erkenntnis sei ein Zusammenspiel von zeitlichen Prozessen, der Bildung der Vorstellungsschemata, tätiger Herausarbeitung allgemeiner Strukturen und Rezeption dieser allgemeinen Strukturen im „möglichen“ Geist/Intellekt. Die Sinnesbilder seien individuelle Erfahrung, aber nicht die Begriffe und der Geist/Intellekt beim Abstrahieren und dem Erfassen der Ideen sei überindividuell und ein einziger. Der aktive Geist/Intellekt aktualisiere den materiellen möglichen Geist/Intellekt, damit der Mensch die von Sinnesblicken losgelöste reine Form erfassen könne.

Bücher:

Kurt Flasch, Einführung in die Philosophie des Mittelalters. 2., unveränderte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1989 (Die Philosophie Einführungen). S. 108 – 116

Anke von Kügelgen, Averroes und die arabische Moderne : Ansätze zu einer Neubegründung des Rationalismus im Islam. Leiden ; New York ; Köln: Brill, 1994, S. 25 - 56

Josep Puig Montada, Averroes : Treue zu Aristoteles. In: Philosophen des Mittelalters : eine Einführung. Herausgegeben von Theo Kobusch. Darmstadt : Primus-Verlag. S. 80 - 95, 2000

Renate Wünsche. Averroes. In: Großes Werklexikon der Philosophie. Herausgegeben von Franco Volpi. Stuttgart : Kröner, 1999. Band 1: A – K, S. 116 - 118

Internet: http://homepage.univie.ac.at/franz.martin.wimmer/ps01arbkremser.pdf

Du schaffst mich noch mit Deinen Fragen. Averroes, der Dorn im Fleisch des Islams. Als erstes, böse Zungen behaupten er wäre venizanischer Agent gewesen. Tatsache ist, er war kein venezianischer Agent, aber er war auch kein Araber. Er war Berber. Nun zu Deiner Frage. Er hat keine Kernaussage getroffen. Er hat vielmehr den Koran und Islam mit der Analyse des Vergleichs zu Texten des Aristoteles erschüttert. Dabei wurde er 1195, drei Jahre vor seinem Tod, bezichtigt mit seinen Lehren die Philosophie des Islams zu gefährden. Die Folge war seine Suspendierung und Verbannung. Erst kurz vor seinem Tod durfte er nach Marroko zurück. Ach eins, noch seine Schriften wurden in der moslemischen Welt verbrannt. Sogesehn die erste Bücherverbrennung eines totalitären Religionsregims.

berkersheim  27.01.2011, 10:32

Man muss das im Umfeld sehen. In christlichen Landen waren zu dieser Zeit Dummheit und Borniertheit noch um vieles größer. Über das islamische Reich von Spanien und Marokko hat man im Frankenland erst bessere Kenntnisse der alten griechisch/ägyptischen Medizin bekommen. Und ohne Averroës wäre Aristoteles nicht in der Hochscholastik des Albert des Großen und des Thomas von Aquin aufgetaucht, beide auch immer von der Inquisition beäugt. (Der Name der Rose: Das Buch über das Lachen des Aristoteles sollte vernichtet werden) So kommt es, dass die ersten Kontakte des Westens mit Aristoteles folgenden Weg nahmen: Vom Griechischen ins Arabische. Vom Arabischen ins Lateinische. Was zu vielen Fehlern führte, die dann erst nachträglich bei Auffinden der Originale im Humanismus wieder korrigiert wurde.

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Taflie1961  27.01.2011, 13:01
@berkersheim

Absolut richtig, und wenn ich noch ergänzen darf, Averroes war schon zu seiner Zeit ein hoch angesehener Mann in den christlichen Ländern. Der Mann verstand es wirklich Brücken zu bauen.

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Averroës war ein offener und kritischer Geist seiner Zeit. In seiner Beschäftigung mit Aristoteles ging er so systematisch wie nur möglich voran und interpretierte ihn wie niemand zuvor.