Auslandsjahr in Kanada- Welche Organisation?

3 Antworten

Im Internet findet man leider zu jeder Organisation irgendwelche Horrorgeschichten

Ja, zu absolut jeder. Du wirst keine Organisation finden, die noch niemals irgendeine schlechte Bewertung bekommen hat.

Das liegt zum einen natürlich daran, dass tatsächlich Dinge nicht gut laufen. Wenn das systematisch in der Arbeitsweise der Organisation bedingt ist, ist es natürlich ein guter Grund, die Organisation nicht zu wählen, aber manchmal liegt es auch nur an einzelnen Mitarbeitern der Organisation. Und manchmal, ja ich wage es zu schreiben, liegt es auch an unrealistischen Erwartungen auf der Kundenseite. Man kann auch beobachten, dass schlechte Kritik weitaus häufiger nach einem Abbruch des Auslandsjahrs kommt als nach einem erfolgreichen Abschluss...

Ich persönlich denke, dass es ganz wichtig ist, eine Austauschorganisation nicht als Reiseanbieter zu betrachten. Die Ausstattung eines Hotels kann man ziemlich gut im Voraus von beiden Seiten kommunizieren; bei Schüleraustausch-Gastfamilien geht das nicht. Egal wie häufig eine Gastfamilie schon Schüler aufgenommen hat, und selbst wenn sie Geld dafür bekommt, es ist immer noch eine private Familie und kein Unternehmen. Wie eine Familie ihren Alltag gestaltet, nach welchen Werten sie lebt, welche Ansprüche sie an einen 17-jährigen Austauschschüler stellt, das alles rangiert selbst innerhalb Deutschlands in einem weiteren Spektrum, als so mancher glauben mag. Und wir reden hier von Familien in einem anderen Land in Übersee... Man kann gar nicht genug betonen, wie wichtig Offenheit und Anpassungsfähigkeit für ein Austauschjahr sind. So sehr ich persönlich verstehe, dass es sicher schwierig ist, ein Jahr in einer Mormonen-Familie in den USA zu leben, oder sich mit Zeitfenstern für fließend Wasser und Strom in Südafrika oder Thailand zu arrangieren, oder sich jeden Tag an Schuleingangstor einer südamerikanischen High School auf Waffen kontrollieren lassen zu müssen, aber das sind nun einmal Lebensrealitäten in (bestimmten Gegenden in) bestimmten Ländern, und das sind auch alles keine Geheimnisse. Wichtiger als sich ausführlich über Organisationen zu informieren ist deshalb vielleicht, sich abseits von Reiseführern und Unterhaltungsmedien über das Gastland zu informieren.

In diesem Zusammenhang wird bei negativen Bewertungen von Organisationen auch häufig die „schlechte Betreuung“ durch die Organisation im Fall von Problemen mit der Gastfamilie genannt. Hierzu möchte ich aus meiner eigenen Erfahrung als Austauschschülerin und ehrenamtlicher Mitarbeit bei meiner Organisation sagen - aber gleich ein Disclaimer: dies ist meine persönliche! Meinung - dass die „Krisenbetreuung“ tatsächlich nicht die Stärke der Organisationen sind. Die paar festangestellten Mitarbeiter haben selten einen pädagogischen oder psychologischen Fachhintergrund, und die Freiwilligen noch weniger. Alle wissen, aus eigener Erfahrung oder Beobachtung, wie überwältigend Emotionen in einem Austauschjahr hin und wieder sein können, aber die Hauptaufgabe von Austauschorganisationen ist es nun mal, Austausch zu organisieren, und nicht Teenager und deren Eltern (persönlich) zu betreuen oder zu erziehen. Gerade das sensible Thema „Gastfamilienwechsel“ wird von Austauschschülern und deren Eltern halt in schwierigen Momenten sehr schnell auf den Tisch gebracht; klar, weil ein Gastfamilienwechsel deren Probleme natürlich leicht lösen würde. Aus Sicht der Organisation ist das aber ein Problem, weil es nun mal (übrigens nirgendwo) Gastfamilien nicht im Endlosnachschub gibt, und weil ein Gastfamilienwechsel hin und wieder auch einen Gastschulwechsel mit sich bringt und das ist organisatorisch schwierig (möglich, aber eben schwierig) und kostet natürlich auch was.

Also du merkst, meine Haltung zu Bewertungen ist eher „essentiell kritisch“ ;) Um deine eigentliche Frage zu beantworten und daran anknüpfend aus meiner eigenen Austauscherfahrung zu berichten: Ich selbst war mit AFS weg; nicht in Kanada, aber sie haben Kanada auch im Angebot. Meine Gesamtbewertung von AFS ist gut, aber zwei Dinge führe ich immer auf der Negativseite an, und zwar habe ich einen Teil der Vorbereitung nicht bekommen, und tatsächlich war auch meine lokale Betreuungsperson im Gastland.... nicht so toll. Das hat mich aber beides nicht davon abgehalten, ein tolles Jahr zu haben.

Hallo Moody3284

EF ist eine anerkannte Organisation. Es gibt aber weitere seriöse Austauschorganisationen. Zur Auswahl:

  • Erfahrungsberichte helfen bei der Auswahl nur wenig, weil jeder nur einen Schüleraustausch macht, die Erfahrungen subjektiv sind und es am Ende vor allem auf die reibungslose Organisation, die High school und die Gastfamilie vor Ort und auf die Betreuung durch die Organisation vor Ort ankommt. Berichte im netz sind zusätzlich oft fraglich (fakes). Ungeschminkte Berichte findet man hier: https://www.aufindiewelt.de/blog/kanada
  • Daher hilft nur, die anfassbaren Leistungen und Kriterien und deine Anforderungen zu nehmen.

Zum Vorgehen: Du solltest das Auslandsjahr systematisch vorbereiten und erst nach genauer Prüfung unterschreiben. Dazu gibt es

Für die Auswahl der Austauschorganisation und des Austauschprogramms geht man am besten schrittweise vor. Es gibt viele seriöse Anbieter auf dem Markt. Außerdem werben auch "schwarze Schafe" für sich. Wichtig ist, nur solche Anbieter in den Blick zu nehmen, die seriös und leistungsfähig sind.

1) Du solltest dich auf die Anbieter konzentrieren, die sich auf das Land deiner Wahl spezialisiert haben. Einen Unterschied macht es für die Beratung, ob die Organisation die Schulen vor Ort persönlich kennen. Dafür ist sehr hilfreich, wenn du dir vorab überlegst, was dir wichtig ist.

2) Sichte den Markt. Online findest du eine vorgepüfte Auswahl der Anbieter in der Anbietersuche auf dem AUF IN DIE WELT-Portal: https://www.aufindiewelt.de/organisationen-suche/

3) Sprich mit den Anbietern persönlich. Dafür gibt es die bundesweiten AUF IN DIE WELT-Messen der gemeinnützigen Stiftung Völkerverständigung. Orte und Termine: www.aufindiewelt.de/messen. Der Eintritt ist kostenfrei und auch in Corona-Zeiten sicher. Aktuell finden die Messen online statt

4) Mit den beiden am besten passenden Anbietern solltest du je ein detailliertes Beratungsgespräch führen.

5) Am Schluss kommt der Blick auf die Kosten der Angebote. Wichtig ist, dass die Angebote inhaltlich vergleichbar sind und alle wesentlichen Positionen umfassen.

Einen Überblick über die Aufgaben der Austauschorganisationen und wie man den besten Anbieter findet, gibt dieser Blog-Beitrag: https://www.aufindiewelt.de/detail/schueleraustausch-usa-die-7-aufgaben-der-austauschorganisation-und-der-beste-weg-zum-guten-und-guenst

Viele Grüße

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Kann AIFS nur weiter empfehlen, von yfu auch sehr vieles positives gehört, die anderen kenne ich nichtmal 🤔

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigene Erfahrungen, viel Recherche