Ausbildung Pferdewirt, klassische Ausbildung, sollte ich es machen?

3 Antworten

Ein eigenes Pferd ist nicht nötig. Allerdings schadet es nicht, wenn man Abzeichen, Turniererfolge, Praktika,... vorweisen kann. Erhöht die Chance auf einen Ausbildungsplatz vor allem in renommierten Betrieben, in die man nach wie vor ohne entsprechende Kontakte schwer rein kommt.

Der Ton ist nach wie vor rau, gerade in der Ausbildung. Die Arbeit ist hart, der Verdienst als Angestellte/r mäßig. Verabschiede dich von irgendwelchen romantischen Vorstellungen, die du vllt hast. Es geht immer in erster Linie um's Geschäft, das heißt um Geld, da werden zu vorderst wirtschaftliche Entscheidungen getroffen, die sind nicht immer schön u. pro Tier. Und pro Mensch. Muss man abkönnen.

Ich arbeite in diesem Beruf seit ü20 J., bin geraume Zeit Meister u. hab einen eigenen Stall. Der Weg dahin war alles andere als ein Zuckerschlecken. Für mich hat es sich gelohnt u. ich bin mehr als zufrieden - da gibt es aber auch Kollegen, da ist es ganz anders gelaufen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Ein eigenes Pferd ist für die Ausbildung absolut nicht nötig. Eher im Gegenteil, würde ich sagen. Du musst ja dann acht Stunden lang verschiedenste Pferde von unterschiedlichen Eigentümern bestmöglich versorgen und bewegen. Ob da dann das eigene Pferd sich wirklich noch wie ein schönes Hobby zum Ausgleich anfühlt und nicht vielleicht doch die Gefahr besteht, dass es einem gerade an nicht so tollen Tagen einfach nur wie Überstunden vorkommt?

Ansonsten muss man sich bei allen Berufen mit Tieren klar machen, dass Tiere in dem Moment, wo man sein eigenes Einkommen mit der Arbeit an und mit ihnen erarbeiten möchte, nicht mehr nur Spiel, Spaß und Hobby sind, sondern auf gewisse Art zum wirtschaftlichen Objekt werden. In diesem Beruf ist das sicherlich nicht so krass der Fall wie in der Landwirtschaft bei Nutztieren wie Rind oder Schwein. Aber hier und da kann es eben doch mal reinspielen. Und dann dazu führen, dass man vielleicht Dinge tun oder lassen muss, die man bei purer Tierliebe und Hobby ganz anders gehandhabt hätte...

chrissetin1010 
Fragesteller
 21.05.2022, 19:10

Würdest du also sagen, dass solange man den Wirtschaftsteil der Tiere im Sinnne von an ihnen Geld verdienen und den Pflegeteil auseinander halten kann und fair arbeitet, man dort sich gut einen Namen und das wissen erarbeiten kann? Würdest du diese Ausbildung empfeheln, beruhend auf deiner eigenen Meinung?

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HappyMe1984  21.05.2022, 19:17
@chrissetin1010

Man KANN es eben früher oder später nicht auseinanderhalten, weil man irgendwann in so Situationen kommt, wo das Gewissen was anderes als der weistungsbefugte Vorgesetzte will. Das muss man sich bewusst machen - und damit umgehen können, es also psychisch verdauen können!

Es ist zudem ein Knochenjob. Harte körperliche Arbeit, hohes Gefahrenpotential (es sind Tiere, keine Maschinen!). Bei jedem Wetter im Freien, schwere Lasten bewegen, unbequeme Haltungen einnehmen - all das gehört dazu. Und all das wird nur selten wirklich gut bezahlt, ist definitiv keiner der Berufe, in denen hohe Gehälter zu erwarten sind. Es ist nicht Immenhof, Wendy und Ostwind, es ist Schmutz, Schmerz, Schweiß und hier und da sicher auch mal Blut und Tränen!

Wer sich darüber im Klaren ist und es TROTZDEM unbedingt machen möchte, kann hier natürlich in einem Beruf landen, der sicherlich alles andere als langweilig und eintönig ist. Und wenn man sich nicht schwer verletzt, hält dieser Beruf definitiv auch fit! Aber ob du dir all das zutraust und auch die notwendigen Voraussetzungen (z. B. eben eine gute, körperliche Fitness und kein Problem mit Hitze, Kälte, Schmutz und unangenehmen Gerüchen etc.) mitbringst, musst du einfach selbst wissen!

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Urlewas  21.05.2022, 19:22
@chrissetin1010

Genau genommen ist ein Pferdewirt ein Mittelding zwischen Landwirt und Profisportler. Da muß man in jeder Hinsicht hart im Nehmen sein. Für Sentimentalitäten ist da kaum Platz.

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Ein eigenes Pferd könnte in den meisten Fällen sogar eher hinderlich sein.

Zwingend notwendig in dieser Fachrichtung sind jedoch außer großer Belastbarkeit sehr gute Reitkenntnisse. Reitabzeichen 4 oder zumindest die Fähigkeit, dieses auf Anhieb machen zu können, sind Vorraussetzung. Denn wer zu Beginn der Ausbildung nicht auf gutem A- Niveau ist, sowohl im Springen als auch in der Dressur, wird es schwer haben, innerhalb der 3 Jahre das Ausbildungsziel zu erreichen: Reiter UND Pferd bis L - Niveau AUSBILDEN zu können.