as ist der Unterschied zwischen reiner Marktwirtschaft, freier Marktwirtschaft und sozialer Marktwirtschaft. Gibt es da überhaupt einen Unterschied?

2 Antworten

ein freier Markt ist ein System, in das keine gewaltbasierte Institution (wie vor allem Staat) eingreift

also die vollkommene Freiheit, mit deiner Zeit und deinem Besitz nach Belieben zu handeln und Verträge einzugehen, sowie die Freiheit diese gegen Angreifer zu verteidigen

eine "soziale Marktwirtschaft" ist ein teilweise zentralgeplantes System, in dem staatliche Organe mit der Rechtfertigung, damit sonst benachteiligter Individuen, nach dem Ermessen des Staats, zu helfen, die Handlungsfreiheit einchränken und Resourcen denjenigen, die sie sich erarbeiteten, wegnehmen und teils anderen auszahlen

xKanarya1907x 
Fragesteller
 11.03.2016, 22:00

danke dir (Y)

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Alle drei sind wirtschaftstheoretische Konzepte, wobei "reine Marktwirtschaft" und "freie Marktwirtschaft" zwei Namen einer Idee sind. "Freie Marktwirtschaft" ist ein Konzept mit einem "Nachtwächter-Staat", als einem Staat, der nur die reinen Rahmenbedingungen schafft und sich ansonsten aus ökonomischen Prozessen raushält. Dieses theoretische Konzept gab es nie in der Praxis, weil es den "Nachtwächter-Staat" nie gegeben hat. Staatliche Institutionen haben immer erheblich in wirtschaftliche Entscheidungen hineinregiert.

Das Konzept der "Sozialen Marktwirtschaft" trägt dem Rechnung. Es wurde in den 30er Jahren entwickelt, aber die Chance vertan, es nach Neustart der Bundesrepublik 1946 umzusetzen. Es ging ökonomisch schon vollkommen ungleich los, indem einige wenige Familien ihren Einfluss und Reichtum retten konnten, während viele andere bei Null anfangen mussten. Ein Staat, der für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen sollte, war damit bereits vorbelastet. Mit dieser Vorbelastung hatte ein Ludwig Erhard keine Chance, eine gut gemeinte Idee gegen noch stark marxistisch geprägte Gewerkschaften und SPD umzusetzen. Danach ist der Begriff zum politischen Schlagwort verkommen. Positiv wurde der Begriff "Soziale Marktwirtschaft" von jedermann benutzt, um teils willkürliche staatliche Eingriffe zu rechtfertigen, weil es nie eine gesellschaftliche Übereinstimmung gab, was denn sozial gerecht wäre. Das ist auch das Manko des Konzepts "Soziale Marktwirtschaft", dass es bezüglich des Kriteriums, was "sozial" ist, ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Übereinstimmung unterstellt. In der Realität war genau das Feld des Sozialen das Kampfgebiet der politischen Kontrahenten.