Angst vor dem eigenem pferd beim reiten?

11 Antworten

Ach Mensch, das tut mir Leid. Da erfüllt sich Dein großer Traum vom eigenen Pferd und vom reiterlichen Vorankommen und dann sitzt Du weinend auf Deinem Traum. 

Das ist sicherlich belastend und entspricht auch nicht dem, was Du Dir vorgestellt hast. Und genau da ist vermutlich das Problem dann auch beheimatet: Große Erwartungen, die Du an Dich stellst, die Du vielleicht auch bei anderen erfüllen willst - zum Beispiel bei Deinen Eltern, die Dir diesen Traum erfüllt haben. Das Wissen, dass dieses Pferd gut ausgebildet ist und die Angst, dem Ganzen nicht gerecht zu werden und möglichst schnell gute Resultate und Erfolge zu liefern.

Komm von diesem Gedanken mal ganz schnell runter. So etwas blockiert Dich und setzt Dich unter Druck. An einer Stelle, wo Du Freude und Spaß haben solltest.

Das mit der Angst hat sich bei Dir manifestiert. Du schreibst, Du galoppierst nicht einmal. Dabei ist der Galopp die gemütlichste Gangart und kein Stück gefährlicher als der Trab. Im Gegenteil, im Galopp kannst Du Dich in der Regel viel besser sortieren, als vielleicht im Trab, in dessen Bewegungen man erst mal reinkommen muss, wenn das Pferd unter einem noch neu und ungewohnt ist.

Du schreibst, dass das Pferd lieb ist. Dass es blockiert hat und vorne hoch ist, als Deine Reitlehrerin vom Boden aus es strafend seitwärts richtete. Und genau das werte ich gar nicht als so schlimm. Es bekam ganz viel Druck im Maul und hat versucht, dem irgendwie zu entkommen. Das ist kein bösartiges Steigen. Das war der panische Versuch, einer echt blöden und sicherlich falschen Strafmaßnahme zu entkommen. 

Vermutlich bist Du auch nicht runtergefallen. Na also - dementsprechend ist  wirklich nicht viel passiert. Nichts, was rechtfertigt, dem Pferd nun auf ewig zu misstrauen. Glaube mir, bösartiges Steigen ist deutlich anders. Und als Steiger würde ich Dein Pferdchen auf Grund der vorhandenen Informationen gar nicht einstufen.

Ein Pferd, das bis L ausgebildet bist, wurde in der Regel immer schon auf vorwärts geritten. Schließlich sollte es ja auch die Beine schmeißen und traben und das geht im verhaltenen Tempo nun mal nicht. Dieser Vorwärtsdrang erscheint Dir sicherlich als stark, vermutlich weil Du über die Zügel versucht, das Tempo für Dich zu regulieren. Und genau damit übst Du Druck aus und erzeugst Gegendruck. Dieses im-Zügel-festhalten lässt Pferde meist nur noch stärker werden und ich habe mir schon meinen Mund fusselig geredet, wenn ängstliche Reiter einfach nicht glauben wollten, dass es besser wird, wenn sie die Zügel länger lassen und einfach mal entspannen. Doch genau das ist der richtige Weg.

Meine Lösung für Dich sähe aus wie folgt:

  • Stress ab, hör auf Dich unter Druck zu setzen und fange an, Dich zu freuen, dass Du eine wirklich tolle Perspektive hast und die Chance etwas so schönes zu erleben.
  • Nimm Dir viel Zeit für`s putzen und betüddeln, geh mit dem Pferd grasen und finde beim putzen heraus, welche Stellen es besonders gerne hat. 
  • Reite erst mal 2 Wochen gar nicht! In der Zeit gib Dein Pferd in kompetenten Beritt, aber beschäftige Dich viel mit ihm.
  • Nach diesen zwei Wochen lässt Du Dich erst einmal von einem guten Trainer/ Reitlehrer nur an die Longe nehmen und lernst die Bewegungsabläufe Deines Pferdes in allen Gangarten ganz in Ruhe kennen und Deine Glieder zu sortieren. Solange, bis der Galopp Dir vertraut und überhaupt nicht beängstigend vorkommt. Vielleicht bist Du nach der 5. oder 6. Longe so weit, dass Du Dir auch wieder zutraust, Dein Pferd frei zu reiten. Vielleicht setzt dieses Gefühl auch erst nach der 15. Sitzlonge ein. Hauptsache es setzt ein.
  • Lass Dir zeigen, wie man ein Pferd longiert. Zwischen Longieren und ein Pferd irgendwie zu zentrifugieren liegen nämlich Welten. Auch an der Longe kann man vom Boden aus mit seinem Pferd arbeiten.
  • Zur Not helfen Dir vielleicht für eine gewisse Zeit auch Ausbinder - sozusagen als mentales Stützrad. Sie suggerieren Dir vielleicht Hilfe, in den Momenten, wo Du Angst davor hast, dass das Pferd zu stark wird. Solange, bis Du Dich wieder entspannst, kann das eine Notmaßnahme sein. dauerhaft sollte aber kein Pferd in Ausbinder reinschlurfen, sondern der Reiter sollte lernen das Pferd an die Hand heran zu arbeiten. Doch um Dir erst einmal einen möglichen Rettungsanker zu ermöglichen, könnte das eine Hilfe sein.

Halt durch. setz Dich nicht unter Druck und freu Dich einfach über Dein Pferd! Ich drücke Dir die Daumen, dass Du es schaffst, Deinen Kopfkasper zu bewältigen. Gib der Angst einfach nicht so viel Raum. Selbst wenn Du runterflogen solltest, was ich nicht glaube - in der Regel hast Du dann vielleicht einen blauen Fleck am Po, richtest Dein Krönchen und steigst wieder auf;-) Runtergefallen sind wir alle schon mal.



Hallo :)
Genau das gleiche Problem hatte ich mit meiner Stute auch. Das einzige was mir geholfen hat war ZEIT.
Mein Reitlehrer war zu dieser Zeit klasse. Ich hatte keinen wirklichen Unterricht. Habe nur drauf gesessen, bin Schritt geritten und getrabt ( und das in einem Tempo wofür ich mich heute vor mir selber schäme, was du aber wegen deiner Angst nicht brauchst!!) Er stand dann in der Mitte der Reithalle und hat mit mir über Gott und die Welt geredet. So hatte ich Ablenkung von meiner Angst und Zeit mich zu beruhigen. Das kann natürlich eigentlich jeder machen, nur konnte er so sofort auf mich reagieren wenn ich mich wieder vorne am Maul total festgezogen habe.
Bodenarbeit kannst du auch viel machen - hat bei mir persönlich nicht viel gebracht weil ich wirklich nur AUF dem Pferd und nicht neben dem Pferd Angst hatte.

Ich kann dir nur raten - nimm dir die Zeit die du brauchst und stresse dich nicht selber.

Ich hab mich erst so dermaßen gestresst, dass ich gar nicht mehr in den Stall wollte.
Erst als ich 'losgelassen' habe, hat es ganz plötzlich von ganz alleine wieder geklappt.

Ich wünsche dir ganz viel Glück und bald wieder viel Spaß mit deinem Pferd !

Liebe Grüße

Das Pferd merkt, dass du Angst hast und macht deshalb, was es will.


pingling2 
Fragesteller
 23.06.2017, 11:56

Bevor er das zweite mal losgerannt ist hatte ich ja keine angst. Es gab keinen grund das er weggelaufen ist.. 

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glaubeesnicht  23.06.2017, 11:58
@pingling2

Er hat es aufprobiert und du hast ihn nicht in den Griff bekommen, jetzt hast du noch dazu Angst. Für das Pferd ein idealer Zustand, für dich leider nicht.

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Dahika  23.06.2017, 14:11
@glaubeesnicht

auch für das Pferd ist es kein guter Zustand, wenn die Reiterin Angst hat. Es bekommt nämlich auch Angst, da eine ängstliche Reiterin dem Pferd keine Sicherheit geben kann.
Der ideale Zustand ist, wenn keine Angst in der Luft liegt. Weder vom Pferd noch erst recht nicht beim Reiter.

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Du hast das Pferd gerade meinen Monat und das jetzt verlorene Vertrauen lässt sich leider nicht im Nullkommanix wieder aufbauen. 

Ich kann schon nachvollziehen, dass man das Vertrauen verliert, wenn das Pferd zuerst nicht tut was es soll und dann auf eine Gegenmaßnahme erst recht ein "Eigenleben" (Steigen) entwickelt. Sich schon mit Angst aufs Pferd zu setzen, hilft dann auch nicht weiter, weil man ja nur darauf lauert, dass wieder was unerwartetes passiert und die Pferde ja auf dieses Gefühl direkt reagieren. 

Ich würde im Zweifel ein paar Schritte zurückgehen. Dich ohne den Zwang, reiten zu müssen, mit dem Pferd beschäftigen - aber sicherzustellen, dass nicht weitere Dinge passieren, die dir das Vertrauen weiter nehmen. Ggf. statt Reitstunden die Möglichkeit Sitzschulungen an der Longe zu nehmen. Sowas schadet nie und du gewinnst Sicherheit, dass das Pferd wirklich keinen Grund zur Sorge bietet (was hoffentlich aber auch so ist). 

Dann kann dir ansonsten nur die Zeit helfen. Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit und ist nichts, was man innerhalb kurzer Zeit gewinnt oder hat. Lass dich in der nächsten Zeit ggf. von einem erfahrenen Pferdemenschen begleiten, quasi als "Sicherheitsnetz", sodass du dir keine Sorgen machen musst, dass du mit einer unerwarteten Situation nicht klarkommst, sondern dass jemand da ist, der das regelt. Dabei kannst du dann gleichzeitig lernen, wie du mit gewissen Situationen umgehen solltest, auch muss man nach einem Monat mit dem Pferd vielleicht auch erst noch ein Gespür dafür entwickelt, wie man am besten mit einem Pferd umgeht. Deswegen sollte meiner Meinung nach ja Pferdeerziehung von einer Person mit entsprechend Erfahrung erfolgen, weil es eben keine Pauschalreaktion auf besondere Verhaltensweisen gibt, sondern man individuell auf jedes Pferd eingehen können muss. Sowas lehrt einen aber nur die Erfahrung. Als unserer, eher ängstlicher Mensch würde ich mich nicht auf "Versuch-macht-Klug"-Vorgehen verlassen, weil das eher noch die Angst vor weiterem Verhalten schürt, mit dem man nicht klarkommt.


Urlewas  23.06.2017, 12:53

Kommt auf die .Situation an - wenn man den ausführlichen Text zur Frage genau liest, stellt man fest, dass es dem Pferd offensichtlich nicht an Ausbildund Erziehung mangelt.

Und die Hilfe der Reitlehrerin scheint auch eher kontraproduktiv zu sein. 

Jemand, der schon Angst bekommt, wenn ein Pferd mal zu schnell wird, hat auf einem Pferd, das zu steigen beginnt, ganz bestimmt nichts verloren. 

Ich habe schon einige Pferd korrigiert, buckelde, durchgehende....was auch immer - aber ganz ehrlich: wenn ein Pferd STEIGT, steige ich auch, nämlich ab, und nicht mehr auf. Da gehört dann nämlich ein wirklicher Profi drauf! 

Vor allem, wenn das Pferd ursprünglich ( wie beim probereiten) gut lief und nun mit solch schlimmen Unarten beginnt. Und das unter der Obhut der " Reitlehrerin ".

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Ganz normal, dass es beim Probereiten gut geklappt hat - jetzt ist dein Pferd umgezogen, fremde Umgebung, fremde Menschen, fremde Pferde. Es hat jetzt ein paar Wochen Zeit gehabt, sich einzugewöhnen. Dass es nun mutiger wird, ist eigentlich gut. 

Aber jetzt bist du gefordert - das Pferd möchte wissen, ob es sich auf dich verlassen kann. Ob du ein guter Chef bist, es sich lohnt, sich dir anzuschließen. Es ist davon auszugehen, dass es bisher wohl eher von besseren u. somit auch erfahreneren, entschlosseneren Reitern geritten wurde, wenn es L geht, als von verunsicherten Anfängern. Damit möchte ich nicht über dein reiterliches Können urteilen, aber vielleicht wärest du mit einem netten A-Pferdchen mit Entwicklungspotential für euch beide besser bedient gewesen. 

Die Reaktion deiner RL war auch keine so wirklich wirklich gute Idee, dein Pferd wäre wahrscheinlich nicht los gelaufen, hätte es die nötige Führung u. das Vertrauen zu dir gehabt u. eine “Strafe“ dafür wird es einfach nicht verstehen. 

K. A., ob du das Pferd behalten sollst, kann gut sein, dass ihr euch zusammen rauft, kann aber auch alles erst mal noch schlimmer werden, ehe es besser wird... wenn du euch eine Chance geben willst, dann geh mit deinem Pferd spazieren, mach viel Bodenarbeit, finde raus, was euch beiden Spaß macht u. such dir vor allem einen guten Trainer, der dir guten Unterricht geben u. die Angst vor dem Pferd nehmen kann. 

Setz dich nicht unter Druck, wenn du nicht traben/galoppieren magst, dann nicht! Solange du unsicher bist mach nur, was du dich traust. Unter Zwang wird nichts besser, im Gegenteil.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin