An Christen: haltet ihr die vorösterliche Fastenzeit ein?

14 Antworten

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Ich selbst (bin urchristlich orientiert) mache das manchmal, auch mit einem gewissen spirituellen/religiösen Anteil, aber fixiere mich dabei nicht unbedingt immer auf die genaue Zeit jetzt vor den Oster-Feiertagen. Ich habe das auch im Herbst schon gemacht, generell gelten Übergangszeiten wie Frühling und Herbst als günstig für das Fasten. Alles bzgl. Fasten ist sowieso freiwillig und kein explizites Gebot, eher eine Empfehlung.

Übrigens ist auch das einzelne Weglassen bestimmter Nahrungsmittel o. ä. als "Fasten" keine allgemeine Regelung im Christentum, sondern einfach eine häufige Interpretation, die viele so machen, aber alles komplett als eigene Sichtweise. Ich persönlich würde das gar nicht als Fasten bezeichnen, sondern das ist dann einfach eine "Zeit des Verzichts", auch eine gute Sache, wenn man so will ein Mini-Fasten, aber kein richtiges Fasten eben.

Das bekannte islamische Fasten im Ramadan könnte man wohl als eine Art "Light"-Variante des Fastens sehen, da ja jeden Tag gegessen wird, aber nur vor Sonnenaufgang bzw. nach Sonnenuntergang. Das ist also im Prinzip eine Form des sog. Intervallfastens, die aber in der Tat auch gesundheitsfördernd ist.

Das "urchristliche" Vorbild des Fasten ist ein echtes Vollzeit-Fasten. Der Überlieferung nach waren es 40 Tage bei Jesus, was schon sehr viel ist, das würden die allermeisten nicht so gut schaffen.

Was ist jetzt echtes Vollzeit-Fasten? Zuerst mal im klassischen Fasten ist das Trinken ganz essentiell, es wird eher mehr getrunken als normal, aber nur Wasser und Tee. Evtl. auch biologische Fruchtsäfte in moderneren Varianten. Zusätzlich nimmt man außerdem oft dünne, salzige Brühen zu sich, die den Körper mit ein paar essentiellen Nährstoffen versorgen. Der Punkt ist: Es gibt wirklich nur Flüssiges und in minimalistischer Form. Der Körper soll entgiften, d. h. viel ausscheiden, ausschwitzen, Ballast abbauen etc., gegessen wird definitiv gar nichts.

Am Ende des Fastens darf man auf gar keinen Fall "richtig zulangen", also nicht direkt normal oder gar viel essen, sondern muss das ganz langsam und geplant wieder starten, mit leichter Schonkost. Richtig gemacht hat das Fasten somit eine sehr entlastende, entgiftende Funktion auf den Körper, um Krankheiten zu überwinden oder die allgemeine Gesundheit zu verbessern.

Zudem, fast noch wichtiger im religiösen Kontext, findet auch durch den Stopp der stofflichen Ernährung eine gewisse Distanzierung von der Materie statt. Man wird sprichwörtlich leichter im Geist. Dies ist auch direkt fühlbar, durch größere Wachheit, mehr Bewusstsein etc., weil das Gehirn freier arbeitet, wenn der ganze Energiebedarf der Verdauungsarbeit entfällt. Man kann auch besser einiges an seelischem Ballast für sich überwinden und in der Zeit die besondere geistige Klarheit als Zugewinn für sich selbst nutzen.

Anastasia65 
Fragesteller
 25.03.2023, 20:21

Sehr interessant!

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leChatNoir267  26.03.2023, 21:18

Interessante Antwort und schön, hier mal von jemandem zu lesen, der urchristlich orientiert ist🕊️

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Es gibt im Christentum keine vorgeschriebene Fastenzeit, also auch nichts, was es "einzuhalten" gäbe.

Es gibt aber Christen, die in Ahnlehnung an das 40tägige Fasten Jesu in der Wüste freiwillig fasten. Dieses Fasten kann ganz individuell gestaltet werden oder sich an den kirchlichen Traditionen, die sich daraus entwickelt haben, orientieren. Auch kann man 40 Tage fasten, oder nur in der Karwoche, oder nur am Karfreitag... ganz wie man möchte. Und der Verzicht kann genauso Essensgewohnheiten betreffen wie andere (Handy, Rauchen...).

Ich selbst bin ungläubig, mache aber seit einigen Jahren die Karwoche zur vegetarischen Woche, mit dem Gründonnerstag als traditionellen Spinat-Spiegelei-Tag. Die religiöse Tradition dient dabei nur als Motivationsbooster, genauso wie die jüngere, profane "Dry-January"-Tradition mich motiviert, einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten. Und das Fleisch am Ostersonntag und das erste Glas Wein im Februar schmecken umso besser.

Manche Fasten auch nur zu bestimmen Ereignissen, also z.B. um Gott den Ernst der Lage zu zeigen, dass man es ernst meint, wenn z.B. man so „Alltagsprobleme“ hat aber auch anderes. Wie jemand ist krank, du findest keine Ausbildungsstelle und betest/fastest dafür usw.

Ein Christ sollte eigentlich für sich behalten wann und wie er fastet..

Anastasia65 
Fragesteller
 26.03.2023, 21:07

Und dennoch gibt es die große österliche Fastenzeit der Orthodoxen Kirche, die ein Teil der Kultur in den orthodoxen Ländern ist.

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vorösterliche Fastenzeit einhalten

Das sind Traditionen. Niemand muss gewisse Zeiten einhalten. In der Bibel gibt es keine Vorgaben, wann, wie und wie lange man fasten muss/soll.

Bei den Christen dauert die Fasten- oder Passionszeit von Aschermittwoch bis Ostern. In dieser Zeit soll sich der Mensch durch Enthaltsamkeit neu besinnen, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen.
Es gibt heute aber keine strengen Regeln mehr. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wie er die Fastenzeit gestalten will. Seit Jahren ruft die evangelische Kirche zu ihrer Aktion "7 Wochen ohne" auf. Egal ob sieben Wochen ohne AlkoholNikotin, Süßigkeiten oder Fernsehen, die Menschen sollen die Zeit nutzen, ihren Lebensstil zu überdenken und neue Perspektiven zu finden.
https://www.planet-wissen.de/

Auch auf katholischen Webseiten ist zu lesen, dass bei jungen Leuten das Genuss-Fasten beliebt ist.