An alle, die eine Ausbildung machten anstatt der Matura / dem Abi oder dem Studium: Was war eure Motivation?

Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen

Ich wollte nicht mehr ständig pauken müssen! 36%
Anderes (was?) 36%
Interesse an der Ausbildung! 18%
Ich brauchte dringend Geld! / Armut 9%
Notentechnisch ging nichts anderes! 0%
Ich wollte endlich mein eigenes Geld verdienen! Unabhängigkeit! 0%
Ich war gelangweilt vom Stoffangebot, wollte endlich frei sein! 0%

8 Antworten

Ich brauchte dringend Geld! / Armut

Mein Vater zahlte keinen Unterhalt, meine Mutter konnte es nicht... ich musste mich selbst erhalten. Und Anfang der Achtziger gabs noch keine BAB oder "aufstockende Leistungen" vom Sozialamt!

Also habe ich nach der Fachhochschulreife eine Lehre begonnen, parallel einen Minijob gemacht und außerdem in jeder freien Minuten gebastelt/gehandarbeitet und das dann Sonntags auf Flohmärkten vertickt.

Ich wollte nicht mehr ständig pauken müssen!

Ich habe Schule gehasst und dachte außerdem dass ich es sowieso nicht schaffen würde. Knackpunkt war aber insbesondere dass ich zu der Zeit in einer toxischen Fernbeziehung steckte und bei meiner Freundin sein wollte. Ich hätte auf ein Wirtschaftsgymnasium gehen können, tat es aber nicht. Ich erfüllte meine Schulpflicht auf einer Berufsfachschule und fing eine Ausbildung in Süd-Baden an, die ich nicht beenden konnte. Da war ich 17. Es war keine gute Entscheidung.

DoctorInge 
Fragesteller
 05.07.2021, 14:36

Ich kenne es nur zu gut, wenn sich Menschen in deinen Ausbildungsweg einmischen, die besser die Klappe halten würden.

Ich war jahrelang in der falschen Schule, da meine Mutter auf einem Egotrip war und mir ihre Vorstellungen aufzwingen musste.

Jetzt werde ich erst mit 22 maturieren.

Hätte sie mich damals in Ruhe gelassen oder hätte wenigstens irgendjemend hingesehen, hätte ich mit 17 schreiben können.

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Anderes (was?)

Ich schreibe gerne hier meine Geschichte auf, da ich mich auch immer freue, wenn sich jemand für berufliche Werdegänge interessiert (also in dem Fall für meinen). Außerdem denke ich gerne noch heute über diese Zeit damals nach, denn es war damals wahrhaftig nicht einfach, nun eine Entscheidung zu treffen. Damals in den 80ern setzte man als Eltern noch sehr den Fokus darauf, dass "dies nun eine Entscheidung für das Leben sein würde" (und es war auch der allgemeine Tenor). Es war ja auch damals noch aufgrund der nicht so vielfältigen Bidungsmethoden und dem möglichen "Umswitchen", das wir heute oft haben, eher noch wirklich eine Entscheidung für´s Leben. Also ich meine damit: Heute gibt es auch Studieren "nur" mit Studienberechtigkeitsprüfung, früher brauchte man Matura (Abitur) dafür. Heute gibt es zB"Lehre mit Matura", usw. Auch hat es sich mit der Zeit auch eher als normal eingebürgert, wenn jemand auf einmal einen ganz anderen Weg einschlägt und beruflich voll umsattelt. Damals sagte man da eher: "Du traust dich was ! Du hast niemals eine gute Grundlage für so eine Änderung !" Anderseits war wahrscheinlich in den 80ern die allgemeine Wirtschaftslage um einiges besser als heute. Also Vergleiche sind niemals gut.....Aber ich schweife ab....

Man riet mir in meiner Schulzeit des Öfteren, auf ein Musik-Gymnasium zu gehen, denn ich spielte Akkordeon relativ gut und andere Tasteninstrumente, und dies sollte der Weg sein, der für mich gut und bestimmt sein könnte. Ich bekam privaten Musikunterricht, und musste eigentlich viel üben, und spätestens ab 12 ging mir das schon ziemlich auf die Nerven. Ich hatte die moderne und etwas abstrakte Musik gerne, aber die Klassik war nicht so mein Freund und ich wollte nicht so viel Zeit für diese Pflicht verbringen. Außerdem waren meine Noten ab 12 alles andere als gut. Nicht dass ich unintelligent war, ich konnte wenn ich gut drauf war zeitweise Mathe-Höchstleistungen vollbringen , war aber auch gleichzeitig oft im Unterricht "weggetreten" und checkte gar nichts mehr, und besonders in Mathe verliert man dann schnell den Anschluß. Diese Zerstreutheit habe ich heute noch , aber ich kann bereits gut damit umgehen. Auch in den "Lerngegenständen" hinkte ich ziemlich nach und hatte bereits von der 2. auf die 3. Gymnasium eine Nachprüfung, und in der 3. Klasse (also mit 13) fiel ich in 5 Gegenständen durch. Danach ging es mir bis 15 etwas besser, und dann sollte ich die Entscheidung treffen: Musikgymnasium oder ein andere Schule ?? Dadurch dass ich die Musik zum Lernen als Pflicht nun nicht mehr sehr wollte, tat ich kund, dass ich Musik mehr im technischen Bereich als Beruf ausüben könnte, und zwar schwebte mir da so auf die Art "Tontechniker" beim Rundfunk oder Ähnliches vor. Da erkundigten sich meine Eltern, dass man dafür eine HTL besuchen müsste. Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich nun endlich nicht mehr dauernd gefragt würde, was ich nun machen sollte (denn mit 15 hat man bekanntlicherweise auch noch andere körperliche und Pubertätsprobleme), und ich schaffte tatsächlich die Aufnahmeprüfung für das TGM (die Elite-HTL in Wien, 5-jährig mit Matura und voll Hardcore; Nachrichtentechnik und Elektronik).

Im Herbst 1984 fand ich mich auf einmal in der 1 Klasse dieser Schule wieder. Naiv wie ich war, glaubte ich, wir lernten in diesem Lehrgang gleich ziemlich viel über diesen "Beruf mit Tontechnik" u.s.w., aber natürlich nicht, es gab zuerst mal einen ganzen Tag pro Woche Feinmechanik-Werkstatt mit Feilen , Bohren , Fräsen und handwerklich (also basteln schon , aber keine harten Arbeiten) war ich nicht sehr begabt. Die sehr mathematiche Ausrichtung der Schule (5x pro Woche Mathe, oft Physik und mechanische Technologie und Chemie etc) war dann gefühlter Weise schon in der 1. Woche auch nicht die Entscheidung, die ich mir erwartet hatte.

Bis zum Frühling des Folgejahres war ich dann ziemlich down. Ich träume heute noch zeitweise vom Stress, für eine Schularbeit lernen zu müssen, die morgen stattfindet, und ich kann nichts. Mein Vater, immer sehr aufbrausend, machte mir klar, dass ich mich nun bereits "auf dem besten Weg zum Versager" befinde, und meine Mutter wollte mir zwar immer helfen, doch war sie der Meinung, dass nur die Matura zählte. Für einen Umstieg wieder auf eine Oberstufe eines Gymnssiums schien ich nun zu alt.

Gut, letzter Ausweg : EIne Lehre ! (meine Mutter hatt aber dabei weiterhin im Hinterkopf, dass ich die Matura später nachholen würde) .Es gab eine Ausbldung bei der damaligen POST- und Telegraphenverwaltung : "Fernmeldemontuer". Da mein Vater auch bei der Post arbeitete (aber als Briefträger), kannte er diese Option von Kollegen und man wußte, das hat was mit Telefontechnik (damals ausschließlich Festnetz), Kabel-Verlegungen, Schalten von Drähten und Wartung der Anlagen zB in einem "Wählamt" (heute ist das alles elektronisch) und der Beruf heißt "Nachrichten - und Kommunikationstechniker" und der Betrieb ist einer der größten Telefon- und Internetanbieter, wie es sie heute , wo kein Monopol mehr herrscht, öfters gibt.

Nun kann man kurz mal einwerfen, dass die Antwort auf deine Frage sien könnte: Es war ziemlich Hilflosigkeit zu diesem Zeitpunkt, eine Lehre zu beginnen. Doch so sollte man dies eben auch nie sehen, denn es eröffnen sich stets neue Wege im Leben.

Die Ausbildung war für mich nicht immer einfach. Oft glaubte ich nun, ich müsste mein Leben lang eine Arbeit machen, für die ich schlecht geschaffen bin. Also auf der Straße schalten von Kabeln, Spleißen von Muffen etc, das war nichts für mich, aber es hieß, dass die Besseren (also gut in der Berufsschule und in der Theorie mit Elektronik und der damals beginnenden EDV) einen Job im Büro-Bereich bekommen sollten und auch die Aufstiegschancen in diesem Betrieb gut sein könnten. In der Berufsschule war ich nun besser als früher in der Schule. Es machte mir Spaß, da ich mit 1x pro Woche Schule (und sonst tlw auch im Lehrbetrieb so etwas wie Elektronik und Schlattechnik) mich nun mehr konzentrierern könnte, der Stoff war nicht "technische Hirnw*xerei" wie in einer HTL, sondern zum Verstehen und menschlich, wenn man sich dafür interessierte. Auch war ich im technischen Zeichnen in der Berufsschule recht gut.

Kurz beschrieben (denn es wurde bereits ein langer Text) fand ich nach der Ausbildung von 3 Jahren tatsächlich in einer Stelle für "Pläne von Leitungen und der sonstigen ähnlichen Dokumentation" einen Platz, und ich bin auch heute noch in diesem Berieb. Es gab hier natürlich in mehr als 30 Jahren sehr viele techinsche Änderungen, zwischenzeitliche Umstrukturierungen und Wechseln in andere Abteilungen (zB Vertrieb), aber nun bin ich bereits wieder "zurückgekehrt" zu den Plänen (digitales techinsches Zeichnen, ähnlich Autocad), die nach längerem Anlauf in dieser Frima " nun bereits großteils digital sind oder digitalisiert werden". Und ich bin recht zufrieden, und muss auch sagen, dass es wahrscheinlich für jeden Menschen mehrere Wege gibt, zu einem ganz guten Beruf zu kommen. Der Weg jedes Menschen ist anders. Letztendlich trifft man wahrscheinlich die für einen richtigen Entscheidungen intuitiv selbst. Und auch viele andere Kollegen von mir machten die Matura später nach. Ich allerdings nicht, habe aber einen fast gleichwertigen Posten innerhalb des Betriebes durch Aufstiegsprüfungen erlangt.

Ich rate stets jemandem , etwas zu tun, was vom Innresten her richtig erscheint. Und doch war es bei mir nicht immer so. Oft tat ich etwas aus Angst, nun etwas tun zu müssen ! Aber trotzdem weisen sich neue Wege.

Und wenn es zu einem gewissen Zeitpunkt eher eine Lehre ist, die man machen kann, dann tut es ! Kann ich nur sagen. Besser halt mal eine Ausbildung gemacht haben, und weiterlernen, umsatteln oder andere Wege einschlagen kann man jederzeit. Man hat dann Erfahrungen auch auf anderen und praktischen Gebieten gesammelt . Oft wird man später etwas, was man sich früher nie träumen hätte lassen. Aber immer am Ball bleiben ist wichtig, und es ergeben sich stets Wege, die man früher nicht für möglich gehalten hätte.

Das wurde nun tatsächlich wieder ein sehr langer Text. Aber ich musste es schreiben, da ich die Geschichte sonst nicht als vollständig empfunden hätte.

Ich hoffe, es war etwas dabei und es können auch andere evtl etwas damit anfangen, die es lesen !

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Ich wollte nicht mehr ständig pauken müssen!

Nachdem ich verstärkt in der Oberstufe unter Depressionen gelitten habe kam noch so eine Tortur für mich nicht mehr in Frage, zumal ich auch an keinem Studiengang mit Berufsaussicht wirklich Interesse hatte.

Hatte mich zwar schon auf ein paar Ausbildungsstellen beworben, bin aber froh, dass aus denen nichts geworden ist.

Nach dem Abitur hab ich einen Ferienjob in der Firma gemacht, in der auch schon mein Dad arbeitet. Eines hat zum anderen geführt und ich hab mich für das kommende Jahr auf einen Ausbildungsplatz beworben und hab bis dahin ein Jahr fest in der Produktion gearbeitet.

Im Februar diesen Jahres hab ich dann meine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik mit einem sehr guten Gesellenbrief abgeschlossen Und mache jetzt nebenbei meinen Techniker. Hätte wirklich keine bessere Entscheidung treffen können.

Ich wollte nicht mehr ständig pauken müssen!

War schlicht und einfach so. War mit den ganzen Formeln und x² etc auch schlicht überfordert. Mathe Basics waren im Kopf drin, den lustigen Kram der dann kam war nix für mich. Und hatte ein gutes Ausbildungs/Jobangebot. Im Handelshof. Bin da aber nicht mehr.