Aldi-Rotwein mit Falstaff-Wertung?
Bei Hofer, bzw. Aldi, gibt es regelmäßig preiswerte Rotweine, die mit 90er Falstaff-Wertungen und diversen anderen Medaillen und Auszeichnungen daher kommen.
Ein Weinkenner, den ich dazu befragt habe, ob das ein gutes Geschenk für einen Weinliebhaber sei, meinte aber "Diese Weine kannst du vergessen. Sind teilweise "ganz okay", aber einem Weinliebhaber kannst du nicht mit etwas von Aldi kommen. Das geht einfach nicht."
Nun frag ich mich aber: Wieso bekommen diese Weine dann so hohe Bewertungen vom Falstaff-Magazin? Hat das keinen Aussagewert? Dachte immer, das sei ein seriöses Gourmetmagazin?
Oder geht's den Weinliebhabern mehr um Prestige als um Geschmack und sie lehnen deshalb automatisch alles ab, was es bei Aldi gibt?
2 Antworten
Hallo,
Magazine schreiben viel... schließlich ist das komplette Magazin jedes mal zu füllen. Nicht alles was in solchen Magazinen steht, sollte auch so übernommen werden, auch wenn es sicherlich gute Berichte gibt. Schließlich ist es ein Magazin und keine echte Fachzeitschrift.
Es gibt Weinliebhaber und solche die sich dafür halten. In dieser Welt spielt auch oft die Preisfrage eine nicht ganz unwichtige Rolle. Wirklich gute Weine gibt es bei keinem Discounter. Natürlich findet man durchaus die eine oder andere schmackhafte Flasche Wein, aber wenn der Anspruch gehoben ist, dann sucht man sich den Weinhändler seines Vertrauens.
Ähnlich verhält es sich bei Champagner. Deutsche ziehen in erster Linie bekannte Namen vor und zahlen unnötiger Weise 50% mehr oder gar mehr als doppelte Preise, statt einen vergleichbaren Winzerchampagner zu wählen, deren Namen in Deutschland selbstredend nur Champagnerliebhaber kennen. Natürlich gibt es unter den GlobalPlayern auch gute Champagner. Man sollte lediglich wissen, dass man dann einen deutlich höheren Preis zahlt.
Zurück zum Wein... ich würde das bestätigen, manche Weine der Discounter sind ganz ok, aber mehr nicht! Wenn wir hier wirklich von einem Weinliebhaber sprechen, dann ab zu einem guten Weinhändler. Wer eine guten Wein verschenken möchte sollte allerdings immer die Vorlieben desjenigen kennen.
Bei einem guten Wein zählen in erster Linie 3 Faktoren, Jahrgang, Jahrgang und Jahrgang... alles andere ist sekundär, ob Region, Rebsorte, etc.
Alles Gute Dir... und bleib gesund.
Gruß, RayAnderson 😏
Gerne...
...und danke für das Sternchen.
Was genau wird gesucht und wie hoch ist das Budget?
Da ich mehrere Leute (Geschäftspartner) beschenken würde, wollte ich ca. 25 Euro pro Person ausgeben. In der Vinothek wurde mir "Das Phantom" aus dem Burgenland empfohlen, aber mein Bekannter, der Weinkenner ist, meinte, dass ich da italienische und französische Weine um den selben Preis bekomme, die mehr her machen...
Mit Weinen aus Österreich stehe ich etwas auf Kriegsfuß... vielleicht ist es ein Vorurteil, dass nicht ganz gerechtfertigt ist, aber wenn es sich um Rotweine dreht, rate ich auch meistens von Weinen aus Deutschland ab. Für mich verkörpern diese Weine nicht das, was ich unter guten Rotweinen verstehe, etwas zu körperlos, verwässert im Geschmack, etc...
Da ich den Wein "Phantom" nicht selber getrunken habe, fällt es mir schwer direkt zu dem Wein zu urteilen. Das wäre unseriös. Hier müsste man auch schauen welche Jahrgänge angeboten werden. Der Jahrgang hat bei Weinen oberste Priorität.
Vielleicht ist es kein schlechter Wein, aber ich bin durchaus auch der Meinung, dass es für die Preisklasse bessere Rotweine gibt. Das ist allerdings immer zumindest auch eine Frage des Geschmacks und der Prioritäten.
Für die Preisklasse 25 €, evtl. bis 30 € würde ich über Bordeaux Weine, mit der Klassifizierung Cru Bourgeois oder Cru Bourgeois Supérieur nachdenken oder aber mich bei Italienern umschauen, Barolo oder Barbaresco.
Die Bordeaux Klassifizierung Cru Bourgeois ist direkt unter den Grand Cru Classé angegliedert, bei denen wir von einer ganz anderen Preisklasse sprechen würden. Da müsste dann die Kommastelle des Preises um eine Stelle nach rechts gerückt werden.
In der Klassifizierung Cru Borgeois bekommt man viel Wein für vergleichbar kleines Geld und ist in dem Bereich 25-30 € gut unterwegs. Es sind die kleineren, weniger bekannten Weingüter im Bordeaux, die teilweise exzellente Weine kreieren. Auch hier sollte auf den Jahrgang geachtet werden.
Wenn das Budget auf 30 € erhöht werden kann, wären Winzerchampagner eine Alternative. Ein guter Rotwein ist immer dann ein gutes Geschenk, wenn man die Beschenkten und deren Geschmäcker gut kennt.
Sind die Geschmäcker weniger bekannt, so kann ein beispielsweise guter Winzerchampagner das weniger risikoreiche Präsent sein. Winzerchampagner sind die Crème de la Crème der Champagne und immer etwas besonderes. Im Gegensatz zu Champagner der weltweit bekannten großen Häuser, sind sie auch nie Massenware.
Für ein gutes und zutreffendes Geschmacksurteil lass ich nur ein einziges Verfahren gelten: Eine Blindverköstigung!
Anders aussehen kann es bei der Beurteilung eines Produktes in seiner Ganzheit. Da können über das reine Geschmackserlebnis hinaus eine Menge anderer Fakten eine Rolle spielen. Und so wird es auch beim Aldi-Rotwein sein.
Danke für die umfassende Antwort. Dann werd ich mich mal auf zur Vinothek machen!