Bin ich "linksgrün-versifft", wenn...?

Diese Frage ist relativ problematisch zu beantworten. Denn ideologische Vorstellungen sind grundsätzlich etwas Gutes. Problematisch ist es, wenn man Ideologie zulasten der Realität auslebt.

• ... Klima- und Umweltschutz für mich oberste Priorität hat?

Wenn Deutschland seinen vollständigen Ausstoß auf 0 reduzieren würde, würde das in der Welt kaum einen Unterschied machen. Du musst also politisch andere große "Störer" wie die USA, Indien und China dazu bringen, dir zu folgen. 5 % Reduktion der chinesischen Ausstöße ist weit mehr als 100 % Reduktion in Deutschland.

Wenn du jedoch dich nur auf Deutschland fokussierst, dann störst du die eigene Wettbewerbsfähigkeit und damit unseren eigenen Wohlstand, der unser Hebel ist. Du gibst also das politische Instrument Druck auf Großausstoßer zu machen auf zugunsten von Ideologie.

• ... ich gegen Atomkraft bin?

Atomkraft zu verteufeln ist kurz gedacht, denn es gibt sehr saubere Formen von Atomenergie. So wird an Fusion geforscht und Flüssigsalzreaktoren sind eine echte Alternative, welche sogar rückwirkend den nuklearen Abfall beseitigen kann.

Atomkraft? Nein, Danke. Dieser Ausspruch ist viel zu kurz gedacht. Denn Atommüll ist das Problem. Und dafür gibt es Lösungen. Jedoch verlieren wir Expertise und Möglichkeiten, wenn wir so kategorisch denken. Übrigens: Frankreich verlässt sich sehr stark auf Atomkraft und sehr viele Kernkraftwerke stehen unmittelbar an der deutschen Grenze. Selbst nach dem Abschalten sämtlicher Kernkraftwerke beziehen wir weiter viel Atomkraft aus dem Nachbarland als Ersatz und haben weiter exakt das gleiche Risiko wie zuvor.

• ... ich alle Sexualitäten gleichermaßen akzeptiere?

Das ist nicht links-grün. Es gibt jedoch einen Unterschied etwas zu akzeptieren oder dafür zu werben. Aufklärung über Verhütung und Krankheit obliegt noch der Schule partiell. Die Geschlechteraufklärung ist eine Erziehungsaufgabe der Eltern.

Das "links-grün vesifft" trifft also hauptsächlich eher dann zu, wenn der Staat sein Neutralitätsgebot aufgibt und nicht mehr werteneutral lehrt.

• ... ich divers als 3. Geschlecht akzeptiere?

Das ist nicht "Links-Grün Versifft". Andere zu bestrafen, wenn diese sich nicht darauf einlassen, das wäre es. Zu canceln, weil jemand die zwei biologischen Geschlechter als Gegeben hinnimmt. Das ist dann der ideologische Teil. Das Andere ist eine individuelle Entscheidung.

So ist Akzeptanz und die Übertragung der gesellschaftlichen Last etwas Anderes. Zum Beispiel zahlt die Krankenkasse, also die Allgemeinheit, Transitionskosten bei Geschlechtsumwandlungen. Das ist dann die Haftung der Allgemeinheit für eine individuelle Entscheidung.

• ... ich behaupte, dass alle Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, Religion oder ihres Geschlechtes gleich viel wert sind?

Das ist wiederum sehr kurz gesagt und funktioniert nur als Grundsatz. Jeder Mensch hat den selben Basiswert. Doch zu sagen, dass der arbeitslose Alkoholiker den selben Wert hat wie ein promovierter Teilchenphysiker wäre Verkennung von individueller Leistung.

Kein Mensch liegt unter einem gewissen Wert, jeder Mensch hat einen Mindestwert. Alles darüber hinaus kannst du aber steigern. Miss es am Einkommen, am gesellschaftlichen Nutzen usw. Doch echte Leistungsträger und die großen Geister der Menschheit auf eine Stufe stellen mit den größten Versagern ist eben nicht gerecht für jene, die die Menschheit voran bringen und sich wirklich bemühen.

• ... ich Patriotismus ablehne?

Patriotismus für Grenzen im Sande ist veraltet. Doch gibt es durchaus Grund darauf auf die Leistung seiner Vorfahren stolz zu sein. Denn dies ist auch eine gewisse Form von Dankbarkeit. Vieles, was ich heute bin, kam aus Leistungen derjenigen, dir vor mir waren, die mir den Weg bereitet haben.

Zu Ehren, was sie getan haben, was sie mir hinterlassen haben, ist schon Patriotismus. Denn was anders ist eine Gemeinschaft als eine Gruppe von Familien. Und über weniger Generationen als du denkst sind alle miteinander verwandt.

• ... ich gegen jegliche Art der Diskriminierung bin?

Hier ist die selbe Problematik wie die Gleichstellung. So sind gewisse Formen der Diskriminierung aus meiner Sicht gesellschaftlich absolut notwendig. Niemand darf der Partei "Die Linke" beitreten, wenn er schon Mitglied der AfD ist. Dabei darf man durchaus bei zwei Parteien Mitglied sein. Nur gewisse Ideologien sind nicht miteinander vereinbar.

Auch in meinem Privatleben will ich nach meinem Bauch und meinen Vorlieben entscheiden dürfen, was also heißt Andere zu Diskriminieren. Die meisten Formen von Diskrimination sind absolut sinnvoll. Nach Herkunft, Rasse, Geschlecht oder Religion auf staatlicher oder unternehmerischer Ebene zu diskriminieren ist problematisch.

Alles über einen Kamm zu scheren senkt den Wert der eigentlichen Problematik.

nö. außer beim ersten punkt vielleicht etwas da der klimawandel nicht aufhaltbar ist* und vorallem das volk außerden keine schuld daran hat. wir sollen also mit fernsehgucken, autofahren, feuerwerk und sonstwas schuld am klimawandel haben während die ganzen fabriken, kraftwerke munter tonnenweise abgase in die umwelt blasen? ein beispiel: plastikbesteck und strohhalme sind verboten während alles andere noch aus plastik hergestellt werden darf. was soll das der umwelt bringen? in asien wird der müll einfach im meer entsorgt aber hey wir haben jetzt papierstrohhalme beim mcces! damit retten wir bestimmt die welt!

was ich auch nicht unterstütze ist das gendern. wörter wie bauabeiter oder pizzabäcker wahren immer geschlechtsneutral gemeint! weshalb man die sprache also jetzt mit z.b pizzabäcker/innen oder pizzabäcker*innen verschandeln muss bleibt mir ein rätsel

*der klimawandel ist natürlich und wenn überhaubt nur von menschen beschleunigt

Du bist völlig normal demokratisch links. Nur in zwei Punkten denke ich persönlich anders (habe aber offen gestanden zum Diskutieren keine Lust): Ich bin für die Atomkraft und lehne Patriotismus nicht ab. Außerdem lehne ich für mich persönlich das Gendern ab. Die kürzeste Kurzform sollte für sämtliche Geschlechter gelten, und das sollte auch in einem neuen Duden so beschrieben werden. Aber ansonsten hast Du eine tolle Einstellung.

Es gibt in fast allen dieser Punkte gute Punkte für beide Seiten. Gehen wir mal alles durch, ja?

• ... Klima- und Umweltschutz für mich oberste Priorität hat?

Hier hast du Recht. Allerdings müssen wir uns auch die Frage gefallen lassen, was 2% der Bevölkerung ausrichten können, wenn der große Rest nicht mitmacht. Wir beschneiden uns selbst, wir verzichten, wir verarmen, wir stehen vor gigantischen Problemen und machen es uns selbst schwer. Beispiel Kohlekraftwerke. Wir schalten sie ab, bzw. gehen auf Erneuerbare Energien - während in Afrika Dutzende neuer Kohlekraftwerke errichtet werden. Genauso in China. Unser bisschen Kohle hat also keinerlei Auswirkungen. Dazu kommt, dass wir unsere eigene Solarzellenindustrie vor wenigen Jahren buchstäblich mit dem Hammer zertrümmert haben - China führt dort, wir sind total abhängig von diesen - und wir haben so viele Steine, die wir uns selbst in den WEg legen. Der Preis für eine Kilowattstunde, die wir beziehen, liegt bei etwa 35 Cent. Die, die wir per Solar ins Netz einspeisen, bei etwa 6,5 Cent! Das ändert sich "vielleicht" bald, aber auch dann wird es niht so viel besser. Sie lag immerhin mal bei 20 Cent. Ironischerweise bekommst du weniger Geld, je größer deine eigene Solaranlage auf dem Dach ist.

Kurzum: Klimaschutz ist nobel und wichtig, doch die meisten machen nicht wirklich mit, nur wir doofen Deutschen, die sich davon nur Nachteile einhandeln.

• ... ich gegen Atomkraft bin?

Warum? Das ist die mit Abstand tollste, beste und Effizienteste Weise, Energie zu erzeugen! Die neuen Reaktoren werden immer sicherer, man ist unabhängig. Sicherlich hat man ein "Lagerproblem" aber auch das ist eher ein temporäres Problem, da es schon Wege gibt, Atommüll zu "zerstören". Theoretisch könnte man den Mist auch nach und Nach ins All schießen, aber das dauert noch. Auch hier ist die Ökonomie eine Frage.

• ... ich alle Sexualitäten gleichermaßen akzeptiere?

Wirklich alle? Auch Pädosexualität?

• ... ich divers als 3. Geschlecht akzeptiere?

Wieso auch nicht? Es klingt ewas amüsant, aber es ist eben ein Sammelbegriff und tut niemandem weh.

• ... ich behaupte, dass alle Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, Religion oder ihres Geschlechtes gleich viel wert sind?

Das ist zum Beispiel Unsinn. Ich werde niemals Menschen akzeptieren, die mir sagen, dass ihre Religion MIR sachen verbietet und dass ich, wenn ich mich nicht an IHRE Regeln halte, ein Ungläubiger bin, den man ruhig abmurksen darf, weil ich sowieso nichts wert bin. Man muss intoleranz nicht akzeptieren.

• ... ich Patriotismus ablehne?

Warum? Man kann doch stolz auf sein Land sein. Ich sehe darin nicht das kleinste Problem - ist ein wenig wie mit Fußballvereinen. Wenn die Leute ihren Favoriten lieben, lasst sie doch. Wenn ich die Flagge von meinem Land schwenke, weil ich es mag, lasst mich doch. In Amerika tut das jeder - genauso in anderen Ländern. Ein "stolzer indigener" oder "Stolzer Afrikaner" sind sehr viel seltener ein Problem für Anti-Patrioten, als ein "stolzer Deutscher."

• ... ich gegen jegliche Art der Diskriminierung bin?

Das ist absolut richtig, aber auch hier muss man genau hinschauen. Wenn ich z.B keine Quoten möchte, die mir vorschreibt, welche Hautfarbe, Religion, Geschlecht ich in welchem Verhältnis einzustellen habe, ist das keine Anti-Diskriminierung. Diskriminierung ist heute ein geflügeltes Totschlagargument geworden, dass sehr schnell zu missbrauchen ist. Ich habe einen Job nicht bekommen? Diskriminierung! Egal ob der blonde Klaus einen Schnitt von 1.0 hat und 10+ Jahre Erfahrung! Ich bin schwarz und habe 4,0 und kann eben nicht Bruchrechnen, aber dass ich den Job als Buchhalter nicht bekommen habe, ist klar Diskriminierung, weil ich Schwarz bin!" Und wer jetzt lacht, diese Fälle gibt es. Auch bei Wohnungssuchen. Es mag für Leute unerhört klingen, wenn sie hören: Vermieter legen bei ausländischen Namen auf - aber sind superfreundlich, wenn der Herr Müller anruft - es gibt durchaus Gründe für dieses Verhalten - und das ist meistens weniger Rassismus, als der eigene Geldbeutel. In Japan z.B ist es völlig normal, dass viele Vermieter nicht an Ausländer vermieten, schlicht weil es dort zu oft vorgekommen ist, dass diese die letzte(n) Monatsmieten nicht bezahlen und dann aus dem Land abhauen. Eine arabische Hausfrau hat einmal, ganz wie sie es gewohnt ist, den Putzeimer ausgeschüttet, um zu putzen - weil sie es so kennt, dass in Saudi-Arabien überall Wasserabflüsse sind, und man "so " eben ptuzt. In Deutschland hat sie so den kompletten Boden ruiniert, kernsanierung war nötig - das will kein Vermieter! Und die schlichte Tatsache, dass "bestimmte Klientel" eher geneigt sind, die Wohnung niht penibel wie der Durchschnittsdeutsche, der fröhlich Untersetzer anbringt, am Ende streicht und alles fein macht, zu behandeln, ist nun mal auch kein "Einzelfall" - ich hatte mal ein Gespräch mit einem Wohnungsmakler - der hat diesen Satz dann mal öffentlich fallen lassen, dass laut seiner Jahrelangen Erfahrung bestimmte Herkunftsländer für einen sehr viel größeren Teil an "Schäden, unbezahlten Mieten" etc. verantwortlich sind, sich einen Shitstorm eingefangen (er war selber Ausländer, was die Sache dann für die "Du nazi!" Rufer schwierig machte)

• ... ich die Legalisierung von Cannabis befürworte?

Es ist nun mal kein Brokoli. Sicherlich braucht unser System eine Überarbeitung. Aber jetzt einfach zu sagen "ja, geben wirs halt frei" ist jetzt auch keine Lösung. Wenn, dann mit einer massiv gesteierten Sucht- und Abhängigkeitsprävention, wie z.B in Portugal.

Kann man so bezeichnen, wobei die Grünen ja aktuell tatsächlich mal in der Realität anzukommen scheinen und merken, dass in Situationen wie dem Ukraine-Krieg Klimaschutz eben nicht oberste Priorität hat, sondern die gesicherte Versorgung der Bevölkerung mit Energie. Da ist dann eine Laufzeitverlängerung von Kohle- und Atomkraftwerken auf einmal doch nicht mehr ausgeschlossen. Da haben mich die Grünen positiv überrascht.