Warum fingen die Philosophen an, Mythen zu kritisieren? Welchen Erklärungsansatz verfolgten sie damit?

4 Antworten

Warum sie historisch anfingen kann ich nicht sagen (und wahrscheinlich auch niemand sonst, da sie sich da vermutlich nicht abgesprochen haben dürften).

Vorstellbar ist aber u.U. das sie ähnliche gründe hatten wie ich auch bzw. wie sie meiner Religionskritik zugrunde liegen:

Das Problem was ich insbesondere bei Religion, aber eben auch bei Mythen etc. sehe ist, dass sie auf Gleichnissen und Autoritätsargumenten aufbauen.

Aus einem Gleichnis jedoch kann nur ein Induktions- aber kein Deduktionsschluss gezogen werden. D.h. Handlung X kann in Gleichnis A zwar zu Ergebnis Y kommen, aber ich könnte genauso gut ein Gleichnis B konstruieren wo sie eben nicht zu Y führt - d.h. um daraus verbindliche Regeln abzuleiten ist kaum möglich.

Ähnlich sieht es mit den Autoritätsargumenten aus: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!" <- "Ja, aber warum?" <- "naja, weil das Gott dem Moses angeblich so gesagt haben soll..." - schlussendlich handelt es sich hier also nur um einen reinen Rechtspositivismus der zusätzlich noch dadurch verschlimmert wird, dass darüber diskutieren zu wollen schnell unter Häresie-Verdacht steht.

Schlussendlich richtet sich die Kritik also nicht gegen Religion oder Mythen ansich, wohl aber gegen aus diesen hergeleitete Autoritätsansprüche. Das Problem ist aber das stark religiöse oder sich mit Mythen identifizierende Menschen oft auf genau solche abzielen, denn: "Ein Gott der sich hinter dem dritten Hauptsatz der Thermodynamik versteckt, ist nicht geeignet seiner Nachbarn zu verbieten der eigenen Frau hinterher zu steigen..." (tolles Zitat, dessen Ursprung ich leider nicht kenne)

Im Grunde ist die Kritik hier also in erster Linie ein Autoritätsstreit.

Ich empfehle hierzu die Bücher von René Girard, einem Mythenforscher, Anthropologen und Literaturwissenschaftler.

Girard vermutete, dass Mythen, weil sie dem sozialen Zweck der Gruppenbildung dienen, oft eine Art Kollektivmord verdecken. Demnach ist nicht so sehr das, was Mythen positiv artikulieren wichtig, sondern das, was durch ein Tabu verdeckt wird.

Ein Schlüsselbegriff zum Verständnis der Mythen ist das Sakrale. Girard verstand die Gesellschaften als unter der Bedingung einer sakralen, also einer Opfersuggestion entstanden, und als durch diese stabilisiert.

Die Frage : "Wer opfert sich für den nächsten, großen, sozialen oder politischen Zweck ?" Hängt in jedem gesellschaftlichen Raum. Und, haben alle mehr oder weniger das, was sie haben wollen, geht es weiter um Opferungen : "Brauchen wir die ? oder solche ? Sollen wir die wirklich reinlassen, oder abschieben ? "

Und so weiter....

Weil Philosophen begriffen, dass dies ein anthropisches, also ein urmenschliches Schicksal ist, welches seit Anbeginn der Menschheit uns begleitet, und welches, je enger die Erde wird, eher an Vehemenz zunehmen, denn abnehmen wird, ist das, was Girard begriffen hat, m.E. von größter sozialer Bedeutung, nur ist die Menschheit auch viel kritischer geworden.

Massenmedien schauen in jede unmoralische Ecke : Es wird wohl nie mehr einen Mythos geben, dessen gottgleiche Figur Hitler sein wird. Dafür wurde zu sehr verstanden, zu sehr enttabuisiert, was im Zweiten Weltkrieg geschah, aber von hier an, verstehen Sie, was ich meine.

Damit ich recht verstanden werde : Ich freue mich, dass Hitler "entzaubert" wurde. Jeder Mythos ist ein "Krimi".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien

Es ist ja so, das Myhten nichts Reales sind.

Zumindest glaube ich das, ich hoffe ich konnte dir helfen.. Ich kann dir nicht versprechen das es richtig ist 😅

Der Mensch glaubt eher an spektakuläre Geschichten, also auch Mythen, als an die nüchterne Wahrheit.