Überholte Ansichten der Kirche?

18 Antworten

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Ist „kein Sex vor der Ehe“ heutzutage überholt?

Ja, völlig. Seit es zuverlässige Verhütung und Vaterschaftstests gibt und dazu auch Alleinerziehende gesellschaftlich nicht mehr geächtet werden, ist das Konzept obsolet geworden.

Nein, warum sollte es das?

Erst im vergangenen August hat eines unserer Kinder geheiratet. Die haben mit dem Sex bis zur Hochzeit gewartet und erst nach ihrer Hochzeit das gemeinsame Leben in ihrer Wohnung begonnen. Aber warum sollte diese Einstellung und Entscheidung "überholt" sein?

annaunddielibe 
Fragesteller
 19.01.2022, 21:44

Weil der Sexualtrieb ein natürliches Bedürfnis des Menschen ist

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wolfruprecht  20.01.2022, 14:37
@annaunddielibe

Aber was hat das mit deiner Frage zu tun?

Essen ist auch ein Grundbedürfnis. Trotzdem sind Zeiten des Verzichts nichts Unnatürliches oder ungesund.

Wie jeder andere Trieb im Menschen muss auch der Sexualtrieb kultiviert und geordnet werden. Auch in einer festen Partnerschaft / Ehe kann es längere Zeiten des Verzichts auf Sex geben (z. B. Krankheit oder längere Abwesenheiten des Partners).

Wer mit dem Sex bis nach der Hochzeit warten will, kann das doch tun. Was soll daran anstößig sein? Ich verstehe es jedenfalls nicht.

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annaunddielibe 
Fragesteller
 20.01.2022, 23:03
@wolfruprecht

Anstößig definitiv nicht! Finde den Gedanken total schön, bin mir aber einfach nicht sicher, ob man seinen Sexualtrieb und seine Lust wirklich so unterdrücken muss/sollte?!
Wenn Gefühle ins Spiel kommen und man eine Person attraktiv und anziehend findet, kommt es einfach zu so einem Verlangen. Auch wenn man sich eben schon küsst, umarmt… warum muss man sich also genau dem Sex vorenthalten?

Hatte es damals nicht eher Gründe wie, fehlende Verhütungsmittel?!

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wolfruprecht  21.01.2022, 15:04
@annaunddielibe
...ob man seinen Sexualtrieb und seine Lust wirklich so unterdrücken muss/sollte?!

Unterdrücken geht nicht, zumindest nicht für längere Zeit. Außerdem macht das früher oder später krank. Triebaufschub ist allerdings etwas anderes wie Triebunterdrückung und ein Zeichen persönlicher und emotionaler Reife. Wer sich darin trainiert, lernt den anderen nicht für seine Zwecke — in diesem Fall hier die eigene Lust — zu gebrauchen und schlimmeren Falls sogar zu missbrauchen. Schließlich ist die sexuelle Begegnung körperlich so ziemlich das Intimste, das ein Mensch mit einem anderen teilen kann. Daher ist die Verletzlichkeit gerade in diesem Bereich am größten und erfordert einen sehr guten Umgang miteinander. Diesen guten Umgang miteinander erlernt man deutlich leichter, indem man auch den Verzicht erlernt. Erlernt man das nicht vor der Eheschließung — was letztlich leichter fällt — muss man das in der Ehe erlernen, was im Normalfall schwieriger zu sein scheint, so zumindest nach meiner Wahrnehmung. Für Letzteres habe ich keine eigene Erfahrung, da meine Frau und ich insgesamt sechs Jahre mit dem Sex bis nach der kirchlichen Hochzeit gewartet haben. Glaub mir, das war nicht immer einfach. Aber später in unserer Ehe gab es Zeiten, wo wir über mehrere Monate hinweg enthaltsam leben mussten. Mit "Unterdrückung der sexuellen Gefühle und der Lust" allein wären wir mit Sicherheit nicht sehr weit gekommen und wäre nicht hilfreich gewesen. Da kam uns das zugute, dass wir den Umgang mit dieser Situation nicht erst lernen mussten. Wenn wir da nur unseren Gefühlen und unserer Lust gefolgt wären, wären wir heute nicht mehr verheiratet, mit allen seelischen Verwundungungen, die eine Trennung in der Regel mit sich bringt.

Hatte es damals nicht eher Gründe wie, fehlende Verhütungsmittel?!

Seit etwa Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gibt es die hormonelle Verhütung. Aber auch davor gab es bereits verschiedene Möglichkeiten künstlicher Verhütung, allerdings nicht mit dieser relativ hohen Sicherheit wie der Pille. Für die Situation "fehlende Verhütungsmittel" muss man mittlerweile schon ziemlich alt sein; so sind die jüngsten betroffenen Personen heute weit über 80 Jahre alt, falls es überhaupt noch jemand gibt, der davon betroffen war. Für alle, die jünger sind, trifft diese Situation nicht mehr zu. Ich erinnere mich noch als Kind Anfang der 70er Jahre: Auf jeder öffentlichen Herrentoilette gab es diese Kondomautomaten. Kondome gab es praktisch überall zu kaufen. Verhütung war allgegenwärtig, wenn man das so sagen kann.

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annaunddielibe 
Fragesteller
 21.01.2022, 15:40
@wolfruprecht

Wenn ich damals sage, meine ich auch nicht vor 50 Jahren, sondern von über mehr als 100 Jahren

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wolfruprecht  21.01.2022, 15:58
@annaunddielibe

Kann sein, aber ich denke, dass das eher von untergeordneter Bedeutung war, wenn überhaupt eine Frage. Vor 100 Jahren waren die Gesellschaften weitgehendst homogen, d. h. die damit verbundenen gesellschaftlichen Zwänge waren weit größer als heute. Heute leben wir — zumindest in westlich geprägten Ländern — weitgehend in sehr heterogenen Gesellschaften und spielt die individuelle Entfaltung eine deutlich größere Rolle. Manche Fragen von heute hat man sich früher einfach nicht gestellt, es gab sie schlichtweg nicht (Ich meine damit den Mainstream der Gesellschaft, nicht die relativ wenigen Ausnahmen). Kein Sex vor der Eheschließung wurde als moralische Richtschnur einfach nicht hinterfragt. Das macht man halt heute.

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Ohne Sex vor der Ehe ist nicht überholt, sondern immer aktuell.

Wer sein Leben liebt, wird sich daran halten.

Wer aber sein Leben für nichts achtet, der wird sich dem hingeben was er will.

Die Sexualität war und ist schon immer ein Problem der Menschen gewesen.

diese Ausschweifungen gab es in der Geschichte auch immer wieder.

Die Geschichte aber zeigt, dass umso mehr die Sexuelle Ausschweifung und Desorientierung überhand nahm, so nahm auch die Gesetzlosigkeit und der Respekt unter den Menschen ab.

Schlussendlich führte das alles immer wieder zum Untergang von Kulturen und Völkern.

Es gibt nichts neues unter der Sonne.

lrscologne  21.01.2022, 17:48

Das halte ich für eine ziemlich fatale und verkorkste Einstellung. Sexualität ist nicht das Problem der Menschheit, sondern die Tatsache, dass manche Menschen durch die Macht bzw. Deutungshoheit über die Sexualität auch Macht über andere Menschen gewinnen wollen. Viele Religionen bedienen sich dieser Methode, indem sie Sexualität zur Sünde oder als "schmutzig" erklären, greifen sie auf die Psyche der Menschen zu, da sie ihnen Schuldgefühle, Angst und die Notwendigkeit sich zu verstecken einreden. Das ist zutiefst menschenfeindlich und machtbesessen. Wenn man sich beispielsweise in der katholischen Kirche den Umgang mit Sexualität ansieht, ist das Muster leicht zu entschlüsseln, wie hier machthungrige alte Männer ihre Unterdrückungsfantasien an ihren "Schutzbefohlenen" ausleben und zugleich ihren eigenen (gesetzeswidrigen) Trieben freien Lauf lassen und dies versuchen zu verstecken und zu vertuschen.

Wenn man schon mit Religion argumentieren möchte: Gott hat die Sexualität geschaffen und dem Menschen geschenkt, damit er damit Freude und Lust am Leben und somit ganz nebenbei auch ausreichend Interesse an der Fortpflanzung und Arterhaltung empfindet. Wer etwas anderes behauptet, äußert sündige Gedanken, weil er Gottes Willen nicht folgen will sondern irdische Machtabsichten verfolgt.

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Ja, das ist völlig anachronistisch und an der Natur des Menschen und seinen Bedürfnissen vorbei. Das sind nur künstlich gemachte Einschränkungen der Kirche, die damit Macht ausübt und quasi jeden in Sünde drängt, die sie dann wieder vergeben kann.

"Sex vor der Ehe" ist der Normalzustand in Deutschland. Nur eine verschwindend geringe Anzahl an Deutschen vollzieht den Geschlechtsverkehr erst nach der Heirat miteinander, weit überwiegend aus völlig überholten religiösen Vorstellungen.

Ich denke nicht, dass es zielführend ist, jemanden zu heiraten, von dem man nicht einmal weiß, ob man im Bett zueinander passt. Liebe allein genügt definitiv nicht, um sich da sicher zu sein. Sexuelles Harmonieren ist nicht garantiert, nur weil man sich liebt. ich würde niemals "die Katze im Sack kaufen", sondern immer die "Biokompatibilität" vorher erproben wollen.

Außerdem halte ich den Sex zwischen zwei frisch verliebten Menschen nach wie vor für den allerbesten. Da kommt nichts anderes heran. Dieses Begehren, diese Glücksgefühle, diese Euphorie sind unbeschreiblich. Sex mit einem Partner, den man innig liebt, ist auch sehr schön und auf andere Art schön, aber frisch verliebter Sex schon einzigartig. Wenn Du erst Sex nach der Heirat möchtest, wird Dir dieses Erlebnis für immer entgehen. Das wäre extrem schade, finde ich.

In meiner Erfahrung ist es so, dass Sexualität die Beziehung zwischen zwei Menschen grundsätzlich verändert. Sie macht intimer, vertrauter, näher. Man darf plötzlich Dinge, die niemand anders darf, man hat Einblicke in intimste Momente und körperliche Details, die einfach Vertrauen und Nähe herstellen, man verschmilzt miteinander im Akt, man fühlt sich geborgen und kuschlig. Auch der Geruch des Partners, das Gefühl von Haut an Haut, von Wärme und Geborgenheit ist durch nichts ersetzbar.

Ein weiteres Mal verändert sich eine Beziehung stark, wenn man zusammenzieht und ganz viele Alltagsdinge zusammen teilt, man sich über Einrichtung, Hausarbeit, Lebensgewohnheiten und Freizeitgestaltung noch mehr Gedanken machen und Kompromisse finden muss. All dies halte ich unter der Bedingung "Zusammenleben, zusammen schlafen aber keinen Beischlaf vollziehen" für reichlich absurd. Das wäre eher WG-Stimmung als Partnerschaft. Es ist wichtig Zusammenziehen und das Zusammenwohnen auszuprobieren. Man sollte nie heiraten, ohne schon zusammen gewohnt zu haben.

Warum, muss jeder sich neuerdings mit 12 entjungfern lassen?

Sowas kann niemals überholt sein. Es ist eine Frage der persönlichen Lebenseinstellung.

Mayahuel  18.01.2022, 14:24
Warum, muss jeder sich neuerdings mit 12 entjungfern lassen?

Falls sie verheiratet sind, ist das sogar hübsch biblisch:

Jüdische Familie zur Zeit Jesu
...
Das Heiratsalter lag bei Männern zwischen 18 - 24 und bei Frauen zwischen 13 - 14 Jahren.

https://www.grin.com/document/197051

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