Selbstbefriedigung unmöglich durch antidepressiva?

9 Antworten

Eine verminderte Fähigkeit zum Orgasmus zu kommen (Anorgasmie) ist eine häufige Nebenwirkung bestimmter Antidepressiva.

Den Effekt haben Forscher in einer Studie kürzlich sogar ausgenutzt, um damit die Frage zu klären, warum Frauen überhaupt einen Orgasmus bekommen, obwohl er für die Fortpflanzung nicht nötig ist. Die Forscher vermuten, dass der Orgasmus bei den frühen Säugetieren den Eisprung ausgelöst hat (induzierte Ovulation). Das ist noch heute bei einigen Tieren so, etwa bei Kaninchen. Um ihre Hypothese zu testen, verabreichten sie Kaninchen Antidepressiva und verglichen die Zahl der Eisprünge mit jener einer Kontrollgruppe, die keien Antidepressiva erhalten hatten. Ergebnis: die Tiere, deren "Orgasmusfähigkeit" durch die Medikamente geraubt worden waren, hatten deutlch weniger Eisprünge. In einem zweiten Experiment lösten sie dann den Eisprung künstlich durch Gabe eines Hormons aus, um sicher zu gehen, dass der nicht vorhandene Orgasmus die Ursache war und nicht das Antidepressivum selbst.

Bei Frauen ist der Orgasmus demnach heute nicht mehr notwendig - Frauen bekommen ihren Eisprung bekanntlich regelmäßig in zyklischen Abständen. Als evolutionäres Erbe hat er sich aber erhalten. Heute dient er vermutlich anderen Zwecken, etwa der Stärkung der Paarbindung, da beim Orgasmus vermehrt das "Kuschelhormon" Oxytocin ausgeschüttet wird.

Ja, dass ist sehr gut möglich. Dafür sind die Medikamente bekannt.

Sertralin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI welches zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen eingesetzt wird. SSRI (und SNRI) sind die heute mit Abstand am häufigsten verwendete Gruppe von Antidepressiva.

Eine der häufigsten Nebenwirkungen aller SSRI/SNRI sind die sexuellen Funktionsstörungen. Diese reichen von Anorgasmie über Inpotenz bis hin zu Libidoverlust. Studien der Pharmaindustrie haben ergeben, dass rund 5-15% aller Konsumeten/innen davon betroffen sind. Doch die Pharmaindustrie hat bei den Zulassungsstudien geschummelt. Es wurde nicht aktiv nach diesen Nebenwirkungen gefragt sondern die sexuellen Funktionsstörungen nur dann notiert, wenn der Proband bzw. die Probandin diese von sich aus erwähnte. Unabhängige Studien gehen davon aus, dass zwischen 40% und 60% der Frauen und zwischen 50% und 70% der Männer davon betroffen sind.

Anders als die meisten anderen Nebenwirkungen bleiben die sexuellen Funktionsstörungen in der Regel während der gesamten Einnahmedauer bestehen und bilden sich erst dann zurück, wenn das Medikament abgesetzt wird.

Das Problem sind die oftmals fehlenden gleichwertigen Alternativen. Ich bekam aufgrund meiner zeitweise schweren Depressionen und Panikattacken auch Sertalin verschrieben. Zunächst musste ich eine hohe Dosis nehmen und meine Sexualität war komplett auf Eis gelegt. Durch eine intensive Psychotherapie konnte ich nach mehreren Monaten die Dosis langsam auf 50mg reduzieren. Meine Sexualtiät erwachte sehr zaghaft wieder zum Leben. Nach längerer Zeit reduzierte ich gar auf 25mg. Die Sexualität ist zwar nicht ganz das selbe wie ohne Medikamente, funktioniert aber wieder mehr oder weniger einwandfrei. Danach versuchte ich das Medikament 2x ganz abzzusetzen, was leider misslang. Nach jeweils 2-3 Monate ohne Sertralin kamen die Symptome zurück und das Ganze ging wieder von vorne los.

Weiterführende Informationen zu Sertralin findest du hier. Im Kapitel "Nebenwirkungen" sind auch die sexuellen Funktionssstörungen aufgelistet.

Ja, das pssiert bei höher dosierten Andidepressiva recht häufig.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

LilPlug69 
Fragesteller
 02.03.2020, 11:21

Kann man dadurch impotent werden?

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Curasanus  02.03.2020, 11:22
@LilPlug69

Nein. Die Samenproduktion geht ja weiter, nur die mangelnde Erektion ist das Problem

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Ein Blick in die Packungsbeilage unter Nebenwirkungen und Du wirst die Antwort finden.

Das legt sich aber nach einer Weile.