Jemanden zu einem Nicht-Muslim (Apostaten) zu erklären, nennt man Takfir. Insbesondere Wahabiten und andere extremistische Strömungen neigen dazu, Muslime schnell zu Ungläubigen zu erklären. Hier muss aber aufgepasst werden:

Der Begriff selbst ist ein Derivat von "Kufr" bzw. Kafir" und bedeutet in Verbform "zum Kafir machen". Allerdings steht es einem Muslim, der selbst nicht zu den Reinen [masum] gehört, gar nicht zu, jemand anderen derart zu beschuldigen oder gar Konsequenzen zu verlangen. Daher ist jene Unsitte auch in fast keiner Rechtsschule Praxis, außer bei den Wahhabiten. Hier wird jene Unsitte derart oft praktiziert, dass andere Muslime den Wahhabismus spättisch als "Takfir-Religion" bezeichnet haben.

Mit den Reinen ist die Familie des Propheten (Arabisch ahl al-bait) gemeint. Ayatollah Mahdawi-Kani sagt:

Frage: Kürzlich wurde die Frage gestellt, für wen die islamischen Gesetze gelten? Gelten sie für alle Sekten, die sich zum Islam bekennen, von den Sunniten bis zu den Schiiten? Fallen sie alle unter die Gesetze und Regeln des Islam?
Antwort: Wer sich zum Schahadatayn [Bekenntnis zur Einheit Gottes und zum Prophetentum des Siegels der Propheten (S)] bekennt, ist ein Muslim, es sei denn, er hegt Feindschaft und Feindschaft gegen die Ahl al- Bayt des Propheten (A) und bringt diese Feindschaft zum Ausdruck. [...] Ihnen wird befohlen, sektiererisches Verhalten und Feindseligkeit gegenüber anderen Muslimen zu vermeiden; das ist es, was der Feind des Islams begehrt.

Takfir trägt also zur Spaltung bei, weswegen Wahabiten dem Islam mit ihrem Verhalten viel Schaden zufügen.

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