Ja, ich kenne das auch. Fühle mich ständig für alles verantwortlich, auch für die Gefühle anderer Menschen. Möchte niemanden verletzen usw. Die Crux an der Sache ist, dass es nicht möglich ist, nie jemanden zu verletzen, ohne sich selbst dafür aufzugeben und nichteinmal dann wäre es möglich.
Grenzen setzen ist da so ein Problem, aber macht man es nicht, tut man dem anderen nichts Gutes und kann sich selbst auch in Schwierigkeiten bringen. Es wird einem dann sogar vorgeworfen, keine Grenzen gesetzt zu haben und selbst Schuld zu sein an der daraus entstandenen Situation. Setzt man dann doch einmal Grenzen, die jemand anderem nicht gefallen, wird man gerne als egoistisch, wiedersprüchlich oder schlechter Mensch bezeichnet.
Das Ding ist, man möchte es am liebsten allen recht machen, aber das ist faktisch unmöglich und auch nicht richtig.
Ich musste lernen, dass es gar nicht so schlimm ist, als egoistisch bezeichnet zu werden, denn Egoismus ist ansich gesund, bis zu einem gewissen Grad. Man bekommt nicht immer von jedem Zustimmung und wird nicht immer von jedem richtig verstanden, das ist manchmal einfach so.
Aber du musst und kannst nicht die Verantwortung für die Gefühle oder das Leid anderer Menschen tragen. Schließlich bist du selbst auch für deine eigenen Gefühle, Probleme und Misstände verantwortlich. Wer kümmert sich um deine Bedürfnisse, wenn du es nicht tust? Deine Entscheidungen müssen auch nicht immer jedem gefallen.
Mitfühlend, hilfsbereit, empathisch und sensibel zu sein halte ich aber für sehr wertvolle Eigenschaften, die man deshalb nicht aufgeben muss. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, für sich selbst einzustehen, aber ebenso wichtig finde ich es, weiterhin auf die Stimme meines Herzens zu hören.