Kann ich dann nicht auch einfach folgern, dass sie aufgrund ihrer Trägheit zu keiner Geschwindigkeitsübertragung kommt?

Nein, kannst Du nicht. Du gehst immer davon aus (und das ist allzu menschlich), dass Du Deinen Rotationszustand (er-)kennst. Du erkennst den Rotationszustand jedoch nur durch die Erfahrung von Scheinkräften. Hättest Du keinerlei Blick nach "außerhalb" Deines rotierenden Bezugssystems, gibt es erstmal keinerlei erkennbare Kraft, die an dem Körper ansetzt und nach Newtons F=ma dürfte sich daher nichts von Dir wegzubewegen beginnen. Aber das tut es. Daher musst Du eine Kraft annehmen (eine Scheinkraft, sagt der außenstehende Beobachter) oder eben schlussfolgern: Wir beide (ich der Beobachter und der Körper) rotieren und ich müsste mich nach "draußen" versetzen, um den Vorgang aus einem Inertialsystem beobachten und zu beschreiben zu können.

Entscheidend für das Verständnis dieser beiden Beschreibungsweisen ist es, die Beobachterposition (und das kann auch eine Kamera sein, der nicht schwindlig wird, wenn sie sich schnell dreht ;-)) nicht unwissentlich mitten in der Argumentation oder Beschreibung eines physikalischen Vorgangs zu wechseln. Das ist manchmal tatsächlich nicht ganz leicht.

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