Zuerst einmal sollte man einen Unterschied machen zwischen "Haß" und "Abneigung". Es mögen zwar viele Leute eine Abneigung gegen Zigeuner haben, was aber nicht immer gleich "Haß" ist. Außerdem kann man da keine so allgemeine Aussage treffen, da es doch ziemliche Unterschiede je nach Regionen gibt.

Es ist tatsächlich vor allem die jahrhundertelange mobile Lebensweise gewesen, die den Seßhaften, vor allem ihren Behörden, ein Dorn im Auge waren. Daher wurden Gesetze und Verordnete nicht nur gegen Zigeuner gemacht, sondern auch gegen andere "Fahrende". Leute, die die Obrigkeit nicht leicht kontrollierten konnte - in früheren Zeiten wurden sie als "herrenloses Volk" bezeichnet - waren ihr suspekt. Für die einfache Bevölkerung waren Fremde, die kommen und gingen (woher und wohin wußte man meist nicht) und somit nicht in ihrem alltäglichen Leben eingebunden waren, ebenfalls nicht geheuer.

Man kam meist nur relativ selten mit Zigeunern in Berührung, d.h. für viele Menschen etwa in Deutschland blieben sie aus diesem Grunde und aufgrund ihres anderen Aussehens "Exoten", Fremde. Zumindest Mißtrauen gegenüber Fremden dürfte ein allgemein menschliches Phänomen sein.

Seit ihrem Auftreten in Mitteleuropa sind Zigeuner immer wieder mit magischen Praktiken in Verbindung gebracht worden, was bei den Seßhaften eine gewisse Furcht hervorgerufen hat.

Ständige Ablehnung schuf über Jahrhunderte Mechanismen, die mit dieser Situation fertig zu werden versuchten, sprich: womit man sich gegen Ausgegrenztsein wehren konnte. Das konnte Aggression (auch in Form von Kriminalität) sein oder Formen eines nicht so aggressiv auftretenden Betrugs. Es ist jedoch schwierig zu bestimmen, ob das Huhn oder das Ei zuerst existierte. Agressiver Haß gegenüber Zigeunern in manchen Ländern oder Regionen Südosteuropas ist sicherlich nicht vom Himmel gefallen. Das Verhalten von einer nicht geringen Zahl von Roma in diesen Gegenden ist sicherlich eine nicht zu leugnende Ursache dafür. Warum das so ist und daß das nicht so weiter geht, damit muß sich beschäftigt werden. Ähnlich trägt das Verhalten von vor allem einer Reihe rumänischer und bulgarischer Roma in Deutschland z.Zt. dazu bei, daß eine Abneigung gegenüber allen Zigeunern Nahrung bekommt. Dies kann man nicht so laufen lassen, sondern man muß sich mit dem Problem befassen. Hier könnten unter Umständen auch einheimische Zigeuner eine Aufgabe sehen.

Trotz allem hatten Zigeuner aber auch wichtige Funktionen in den Gesellschaften: als Händler, Handwerker, Musiker und Unterhaltungskünstler. D.h. die Haltung zu Zigeunern war nicht immer nur negativ.

In Deutschland leben seit einigen Jahrzehnten so viele Zigeuner, wie wohl nie zuvor. Das bedeutet, daß man, vor allem in den Städten, jeden Tag Zigeunern begegnen kann; nicht selten weiß man allerdings gar nicht, daß man an Zigeunern vorbeiläuft, mit ihnen arbeitet oder im Bus neben ihnen sitzt; denn nicht wenige Zigeuner versuchen ihre Identität zu verstecken, um nicht benachteiligt und diskriminiert zu werden. Verstärkte Seßhaftigkeit oder die Zuwanderung von ohnehin schon seit Generationen seßhaften Zigeunern trägt weiterhin vielfach zur Integration in die Gesellschaft bei.

Die Art und Weise wie man sich als Zigeuner in der Mehrheitsgesellschaft "bewegt" - da gibt es auch nicht nur individuelle Unterschiede, sondern auch Unterschiede zwischen verschiedenen Zigeunergruppen - ist also recht unterschiedlich, dementsprechend auch ihr Ansehen oder die Abneigung ihnen gegenüber.