Die Frage stellt sich schlicht und ergreifend deswegen nicht, weil man deutscherseits zu einem "Unternehmen" Seelöwe zu keinem Zeitpunkt in der Lage war, da nicht in der Lage einen dauerhaften Seekorridor zwischen den britischen Inseln und der französischen Küste zu errichten.

Das Kriegstagebuch der Wehrmacht für den Herbst 1940 vermerkt dazu, dass der eigene Schiffsraum dazu vollkommen untauglich war und das Übersetzen von lediglich 7 Divisionen nach England einen Zeitraum von über einer Woche in Anspruch genommen hätte, selst wenn man dies an der schmalsten Stelle des Kanals, also zwischen der Küste von Dover und dem Pas de Calais hätte vornehmen wollen.

Man hätte also 7 Tage und mehr völlige Ruhe gebraucht um 7 vorwiegende infanteristische Divisionen an der Küste von Kent anzulanden, nur hätten sie dort weder einen Versorgungshafen gehabt, noch Durschlagskraft weit ins Landesinnere vorstoßen zu können. Die Möglichkeit zur Albadung schweren Materials hätte also die Eroberung eines geeigneten Hafens vorrausgesetzt, die Briten hatten aber bereits alle vermint und die Hafenanlagen gesprengt, wenn es zu solch einem Versuch gekommen wäre. Insofern wären die deutschen leichten Verbände, selbst wenn an sie rüber bekommen hätte an der Küste festgesetzt und aufgerieben worden, wie es den Amerikanern ebenfalls passiert wäre, wenn sie nicht die totale Lufthoheit besessen und damit die deutsche Panzerwaffe weitgehend außer Gefecht gesetzt hätten und es ihnen nicht gelungen wäre eine Landung am Pas de Calais vorzutäuschen um das Gros der deutschen Verbände aus der Normandie herauszulocken.

Auch so drohte "Overlord" seinerzeit so lange blutig zu scheitern, bis die Alliierten Truppen Cherbourg und Caen sichern und sich damit ein stablies Aufmarschgebiet sichern konnten,

Das man Deutscherseits dazu in der Lage gewesen wäre ist vollkommen illusorisch und selbst dann hätte man für kontinuierliche Versorgung einen stabilen Seekorridor benötigt. Solange die RAF und die RN noch operationsfähig waren, war das völlig undenkbar.

Deswegen votierte das OKW auch entschieden gegen Seelöwe und im KTB der Wehrmacht wird auch an mehreren Stellen ausdrücklich auf diese Warnung, dass "Seelöwe" mehr oder minder ein blutiges Desaster mit Ansage würde hingewiesen (ohne Zweifel eine Vorsichtsmaßnahme, sollte es dennoch verscuht und nach seinem absehbaren Scheitern ein Verantwortlicher gesucht werden).

Das KTB der Seekriegsleiteung sagt hierzu an verschiedener Stelle ähnliches bis gleichlautendes.

Da weder OKW, noch SKL Seelöwe irgendeine realistische Chance einräumten und die logistischen Einwände ohne weiteres plausibel erscheinen, ist "Seelowe" im Grunde als Papiertiger zu betrachten.

Über den Sinn, ob Seelöwe wirklich versucht werden oder von Anfang an nur dazu dienen sollten die Briten einzuschüchtern und zum Einlenken zu bewegen hat es, wenn ich mich recht entsinne auch die eine oder andere kleinere Kontroverse gegeben, denn dass man es nicht ausführen konnte war bereits im Herbst 1940 klar, dennoch wurde es vor 1942 nicht offiziell fallen gelassen.

Da es für Seelöwe keine reelle Chance gab und auch nicht letztgültig klar ist, ob man überhaupt ernsthaft erwog das zu versuchen, braucht man sich über mögliche Folgen auch gar nicht unterhalten, denn wenn infrage steht, dass der Versuch überhaupt beabsichtigt worden ist, ist völlig unklar, wie ernst daherphantasierte "Planspiele" für eine "nachher" zu nehmen sind.

Das diverse NS-Größen sich immer wieder mit Welt-Gestaltungs-Phantasien hervor taten, mach die Sache nicht einfacher, weil oft kaum auseinander zu halten ist, wer Kenntnis der tatsächlichen realistischen militärischen Lage hatte und wessen Grundlage mehr auf der Propaganda des Regimes beruhte als auf den realen militärischen Möglichkeiten, ebenso ist in der Regel nicht zu verifizieren inwiefern solche Eingaben von Hitler oder der NS-Regierung insgesammt ernstgenommen wurden.

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