Logopädenazubi und Sänger am Werk:

STUFE 1 Wichtigste Grundlage für das Tönen auf Atem (Singen, Sprechen) ist die Atmung. Das ist kein Witz, sie ist Basisgrundstein jeglicher logopädischen Therapie. Wichtig ist, dass du eine tiefe und entspannte Atmung erreichen lernst (Zwerchfell-Flankenatmung). Sie äußert sich dadurch, dass sich beim Einatmen dein Bauch und deine Flanken weiten ("Rettungsring"), deine Rippen und Brust sich weiten. Das Verhältnis von Bauch- zu Brustatmung sollte etwa 2:1 sein. Die Schultern sollten sich überhaupt nicht bewegen. Eine Hochatmung (alleine Brustatmung oder Schulteratmung) ist krankhaft und unerwünscht. Lern eine Tiefatmung, fang damit im Liegen an. Wenn du dich wirklich entspannst, solltest du diese mit deiner Hand auf dem Bauch verfolgen können. Versuch das allmählich auch im Sitzen (indem du dich in eine Kutschersitz Haltung vorn überbeugst), in Embryonalhaltung auf deinen Knien (Flanken- und Rückenatmung wird angesprochen), im Stehen, indem du die Hände auf den Bauch und den Rücken legst und die vorstellst, der ATem fällt in dich hinein oder wird in deine Hände geführt; hebe die Arme. das schränkt die Brustatmung ein. Atme auf den Vokal A ein (das heißt Mundstellung des A).

STUFE 2 Hast du die Tiefatmung, bei der das Zwerchfell, unser wichtigster Ausatemmuskel kontrahiert und sich absenkt, erreicht, übe das, was man in der Gesangspädagogik blöderweise "Stütze" nennt. Denk aber nicht, dass sei irgendwas Stabiles, ganz im Gegenteil. Es beschreibt eine Einatemtendenz. Das heißt, du versuchst beim Ausatmen bzw. beim Singen (=Ausatmen auf Ton) so lange wie möglich die Einatemstellung aufrecht zu erhalten (der Bauch sinkt langsam nach innen, die Rippen erhalten den offenen Brustkorb). Wichtig: Du darfst NICHTS fixieren, also nicht den BAuch einfach nach außen stülpen und festhalten, oder die Rippen einfach nach außen drücken. Das alles ist etwas fließendes und gleichmäßies. Falsche Spannung sorgen für Verspannung.

Wofür ist dieser "Atemrückhalt" (Stütze) gut? Sie reduziert den Druck, der gegen deine Stimmlippen schlägt auf das Minimum. Es klingt jetzt vllt. paradox, aber ein großer, mächtiger Ton braucht keinen hohen Anblasedruck von unten, sondern so wenig Luft wie möglich bzw. eben nötig. Wer keine richtige Stütze hat beim Singen, kompensiert dies, indem er die Halsmuskulatur missbraucht. Das äußert sich im Klang, ist stimmschädigend, macht Aua und führt irgendwann zu mir. ;)

Beuge dich vornüber, laß Kopf und Hände baumeln. Atme ein und spüre, wie sich dein Rücken auseinander dehnt und die Flanken sich weiten. Versuche beim Ausatmen diese Stellung solange wie möglich von innen heraus aufrecht zu erhalten. Atme zuerst auf einem "f" Laut aus: fffffffffffffffffff; unterstützend kann ein Mensch seine Hände mit leichtem Druck gegen deine Flanken pressen und du hälst den Druck gegen diese Hände aufrecht. Atme solange aus, wie möglich und angenehm! Gehe über zu anderen Lauten, wie Vokalen (o) etc.

Die "Stütze" oder "Unterstützung" sorgt für den optimalen Anblasedruck (notwendiges Minimum), damit für gleichmäßige Stimmlippenschwingung, für stimmliche Freiheit, Kehlkopftiefe und Atemluftdosierung.

STUFE 3: Als nächstes lern den reflektorischen Atem (reflektorische Atemergänzung). Das heißt, du atmest nicht aktiv ein, sondern läßt den Atem geschehen. Atme auf ffffffffffff aus wie in der Übung zur "Stütze" und beende das ganze mit einem "t" (nicht "te" den Buchstaben sprechen, sondern den Laut [t]). Die Laute [p] und [k] gehen auch. Wenn dein Bauch entspannt sein sollte, wirst du merken, dass bei diesem Laut zuerst eine Federung nach oben statt findet und der Bauch danach nach außen fällt und du automatisch etwas Luft einatmest. Versuch mit diesem Luftvolumen beim Singen klar zu kommen.

STUFE 4: Nun geht es an die Stimme. Es gibt im Kehlkopf einige Muskeln, die wir für die Stimmerzeugung nutzen. Ich werd dir nur die wichtigsten nennen. ;) Da hätten wir den Musculus Vocalis, den interenen Stimmlippenmuskel, der die Hauptmasse der Stimmlippe ausmacht und in der Bruststimme dominiert. Und den Musculus cricothyreoideus (Ringknorpel-Schildknorpel-Muskel), der durch Vorwärtskippung die Stimmlippen zur Höhe hin spannt und seine absolute Dominanz im Kopfregister hat. Brust- und Kopfregister erklär ich hier mal nicht weiter. Die Namen kommen von den spürbaren Schwingungen (tiefe Töne = Brust, hohe Töne = Kopf). Im wesentlichen gibt es zwei Register: Brust- und Kopfregister. Wenn du von der Tiefe in die Höhe in Zimmerlautstärke singst, wirst du merken, dass da ein Tonbereich kommt, wos mächtig wackelt (Registerbruch, Passaggio) und danach hast du eine hohe, "andere" Stimme, Kopfregister. Im Gesang wird in der Regel versucht diese Register auszugleichen. Beide haben ihre Vorzüge.

Das Kopfregister läßt sich aktivieren durch das Singen von leisen Tönen, durch das Singen von hohen Tönen, durch das Singen von Randstimmorientierten Vokalen (o und vor allem u).

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