Beachte: Die folgende Auslegung wird nicht von allen Christen geteilt, z.B. von Kreationisten.
Die theistische Evolution (oder auch evolutionäre Schöpfung genannt):
Diese Sichtweise versucht, die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft mit dem biblischen Schöpfungsbericht in Einklang zu bringen. Sie geht davon aus, dass Gott die Welt zwar erschaffen hat, aber die Evolution als sein Werkzeug benutzt hat, um die Vielfalt des Lebens hervorzubringen.
Argumente für die Vereinbarkeit die ich für vertretbar halte sind:
Die „Tage“ der Schöpfung: Anstatt die „Tage“ in Genesis wörtlich als 24-Stunden-Tage zu interpretieren, könnten sie symbolisch für längere Zeitabschnitte stehen. Das hebräische Wort „Jom“ (Tag) kann im Alten Testament auch eine unbestimmte Zeitspanne bedeuten. Dies würde Raum für die Jahrmillionen der Evolution schaffen.
Gottes Handeln durch natürliche Prozesse: Gott könnte durch die von ihm geschaffenen Naturgesetze, einschließlich der Evolution, wirken. Die Evolution wäre dann nicht ein blinder Zufall, sondern ein von Gott gelenktes Geschehen. Gott hätte die Rahmenbedingungen geschaffen und die Evolution ihren Lauf nehmen lassen.
Die Bibel als theologische und nicht wissenschaftliche Schrift: Die Bibel ist primär ein Buch des Glaubens und der Offenbarung Gottes, kein wissenschaftliches Lehrbuch. Sie vermittelt theologische Wahrheiten über Gott, den Menschen und die Welt, aber nicht im Detail die naturwissenschaftlichen Prozesse.
Die Würde des Menschen: Auch wenn der Mensch nach dieser Sichtweise nicht in seiner heutigen Form direkt von Gott erschaffen wurde, bleibt er dennoch das Ebenbild Gottes und die Krone der Schöpfung. Die Evolution betrachtet man dann als Weg, auf dem Gott den Menschen zu seiner besonderen Bestimmung geführt hat.
Die fortwährende Schöpfung (creatio continua): Diese theologische Vorstellung besagt, dass Gottes Schöpfungswerk nicht abgeschlossen ist, sondern fortwährend geschieht. Die Evolution könnte dann als Teil dieser fortwährenden Schöpfung gesehen werden.
Aber!
Auch in dieser Auslegung bleibt der Glaube an JHWH als Schöpfer und an Jesus Christus als seinen Sohn zentral. Gott ist der Urheber aller Dinge, auch der Naturgesetze, die die Evolution ermöglichen. Jesus Christus, das Wort Gottes, durch das alles geschaffen wurde (Johannes 1,1-3), ist auch derjenige, der die Schöpfung erhält und vollendet.