Hoi Matz,

leider gibt es keine allgemeingültige Empfehlung für die Ausrüstung.

Was den Body angeht: Die einen schwören auf Canon, die anderen auf Nikon, für andere tut es nichts unter einer Leica und manchen reicht eine Sony. Dann ist da noch die Frage, wie stark und groß der Sensor sein soll. Ich selbst habe eine alte Nikon D700 und liebe sie, weil sie einen Vollformatsensor mit relativ wenigen, dafür aber großen und damit lichtempfindlicheren Pixeln hat. Mit Batteriegriff hat sie eine enorme Ausdauer und lässt sich für Hochformat-Photographie super benutzen. Wenn ich lightweight unterwegs sein möchte, etwa beim Klettern oder dergleichen, dann schraube ich den Klotz einfach ab und bin bei einem knappen Kilo Gewicht und erträglichen Abmessungen. Und der interne Flash kann - entsprechende Kniffe vorausgesetzt - auch schonmal das vergessene Speedlight ersetzen mit seiner 17er Leitzahl.

Für die Linsen sieht es genauso aus, auch wenn ich da zwei Dinge empfehlen kann: ein Zoom von moderat Weitwinkel bis moderat Tele (24-70mm) für die Sachen, die näher dran sind oder wenn aus gleichwelchem Grund Umgebung mit drauf soll. Allerdings fand ich viel wichtiger ein Tele ab 300mm aufwärts, da man meist nicht dicht an die Vögel dran kommt. Da kann ich weiterhin raten, ggf. Objektive zu leihen, da für alle Jubeljahre mal ein 600er oder 800er benutzen, die paar Tausend Euro für eine gescheite Optik vielleicht doch ein bisschen arg sind.

Falls Du Spaß an der Sache hast, kann ich von billigem Equipment abraten, da Du, wenn Du ein bisschen Herzblut investierst, schnell an die Grenzen des Systems gerätst und es dann frustrierend sein kann, wenn die Aufnahmen entweder nüscht werden oder Du manuell nachbearbeiten musst, bis der Arzt kommt. Ergo würde ich von Spielzeug für das Facebook-Selfie abraten und damit fallen - zumindest für mich - alle nicht-DSLR's weg. Ohne behaupten zu wollen, daß man nicht auch mit anderen Systemen schicke Schüsse machen kann. Allerdings magst Du ja reproduzierbare Ergebnisse erzielen und für all die Mühe und Ressourcen ein bestmögliches Ergebnis erzielen.

Um die Kosten erträglich zu halten empfiehlt sich daher gebrauchtes Profi-Equipment oder zumindest oberes Ende Amateurliga anzuschaffen. Denn am Anfang sagen sie alle "ich brauche ja nur/nicht...." und dann ein paar Jahre und doch ein paar Tausend Euro später beginnt die leidige Diskussion, mit welchem Sparmanöver man in die nächste Liga kommen könnte. Da kannst Du Dir einige Ruhe damit erkaufen, direkt ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen und während andere auf dem Stammtisch debattieren, ob Tamron oder Sigma "besser" sind, gehst Du mit Deinem alten oder geliehenen Zeiss und Deiner alten Vollformat planespotten!

Ansonsten ist ein Stativ eine sinnvolle Anschaffung, da Du mit langen Brennweiten zügig an die Grenzen des aus-der-freien-Hand machbaren gerätst. Immerhin ist strahlende Sonne zum Mittag zwar oftmals gut für die Verschlusszeit (da sind Consumerprodukte übrigens auch häufig limitiert in beide Richtungen), aber das Licht ist häufig unbrauchbarer, als wenn Petrus den großen Softscreen in Form einer 5/8-Bedeckung aufwärts eingeschaltet hat. Da es dann automatisch dunkler wird, steigt die Verschlusszeit wieder an und dann hast Du ohne Stativ den Salat. Hier habe ich seinerzeit rund 150 EUR für ein Velbon hingelegt. Die Wahl war ein Kompromiss aus Gewicht, Auszugshöhe, Verarbeitung und Preis. Leichte Stative und schwere Kamera und Tele gehen natürlich nicht, also nimm Kamera und schwerstes Objektiv mit, wenn Du aussuchst.

Schließlich lohnt sich ein schön großer Regenschirm - Schönwetterfotografie ist eine unnötige Selbstbegrenzung und die da habbaren Bilder haben schon alle anderen mit Smartphone bis Einsteiger-DSLR gemacht oder die, die kulant alles in Hochglanz verewigen. Wenn Du schlau bist, hast Du davon einen weißen und einen schwarzen. Schwarz, damit Du andere nicht störst und weiß, damit Du mit einer externen Blitze auch mal ein Portrait-Abenteuer wagen kannst.

In sehr groben Zahlen also etwa so:

Body: 500,- bis 1.500,- EUR

Kleines Zoom: 250,- bis 600,- EUR

Tele ab 300mm: 400,- bis 1.200,- EUR

Stativ: 120,- bis 200,- EUR

Tasche, Speicherkarten, Pflegeausrüstung: 100,- bis 250,- EUR

Mit allem Pi-Pa-Po geht der Spaß also ab rund 1.500,- EUR los. Wenn Du Werkzeug und kein Spielzeug haben magst.

Ansonsten kannst Du natürlich den Preis drücken, indem Du Dir für den Anfang ein günstigeres Kit zulegst und im Hinterkopf behälst, daß Du das ja nicht aufrüsten musst mit mittelmäßigem anderen Equipment, sondern parallel auf eine leistungsstärkere Ausrüstung sparst. Ein neues Kit solltest Du bei entsprechender Behandlung nach zwei Jahren auch noch abstoßen können, falls Du keine Kameras sammeln und ein bisschen Kosten amortisieren willst (da kommen die günstigen Sachen her). Da hast Du dann noch einen schicken neuen Aufsteckblitz für die größere Variante "dazu", wenn Du das alte Gerödel an den Mann oder die Frau bringst.

Abschließend der Rat, nicht im Internet zu kaufen, sondern die Sachen in die Hand zu nehmen. Das Manöver, beim Händler ausprobieren und dann ganz gewieft einen Euro fuffzig sparen, indem man doch im INet bestellt, halte ich für unterste Schublade: die Beratung und der immer verfügbare Support sind locker die doch nicht enormen Preisdifferenzen wert. Zumal ein Händler mit eigenem Geschäft auch gebrauchtes Material fachkundig überprüft, bevor er es anbietet und bei übersehenen Problemen ein Ansprechpartner ist, der für einen in die Bresche springen kann. Und dort kannst Du auch vorab ganze Systeme mieten und vielleicht so herausfinden, was Du brauchst und möchtest.

Jedenfalls: viel Spaß und Freude beim spotten und schreib doch mal, wie alles geworden ist, wenn es soweit ist!

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