Vielleicht kann ich die Frage nach Düsseldorf einmal etwas weniger emotional und einseitig beleuchten als so manch anderer hier. Wohne seit 2 Jahren in Düsseldorf und habe vorher 3,5 Jahre in Köln gewohnt.

Ein vorweg. Von diesem Düsseldorf-Köln-Clinch halte ich gar nichts. Beide Städten habe ihre Stärken und Schwächen und wo es einem hinverschlägt ist eine Sache des persönlichen Gefühls und tatsächlich auch, mit Einschränkungen, des Charakters, denn beide Städte sind tatsächlich sehr verschieden, wenn man es vereinfacht sagen will.

Köln ist absolute Party- und Lebestadt auch wegen der vielen Studenten und Medien, vereinfach gesagt. Wenn man weniger Wert auf Statussymbole legt ist man dort tatsächlich absolut richtig. Der durchschnittliche Kölner hat es nicht nötig seinen Reichtum spazieren zu tragen. Der Kölner ist tendenziell etwas alternativer, sehr multikulturell, manchmal für einen Außenstehenden etwas vorlaut und man kommt sehr leicht mit ihm ins Gespräch. Der durchschnittliche Kölner ist eine Mischung aus ein bisschen ruppig und herzlich. In Köln findet man sehr leicht Kontakte. Köln hat durchaus schöne Ecken, was die Städtearchitektur angeht, aber hochgestylt und glatt ist eben nicht Köln. Das passt allerdings auch nicht zu der "Lass-es-krachen-Mentalität". Der durchschnittliche Kölner feiert nämlich für sein Leben gerne und ist gerne etwas lauter als der deutsche Bundesdurchschnitt. Einen Nachteil bringt allerdings auch diese Mentalität mit sich. Es ist in Köln eindeutig schwieriger tiefe Kontakte zu knüpfen, wenn man nicht gerade eine 365-Tage-Frohnatur ist. Als Zugezogener tut man sich dort, wenn man nicht gerade der typischen Feiermentalität entspricht, etwas schwieriger langfristige und tiefe Kontakte zu knüpfen. Ein Nachteil kann auch sein, dass man es nicht so mit der Zuverlässigkeit hat in Köln. Treffen werden gerne kurzfristig auch mal abgesagt - Das ist dem Kölner Freiheitsgefühl geschuldet. Nach 3,5 Jahren in Köln muss ich für mich das Fazit ziehen, dass es eine interessante und schöne Zeit war, aber es mir inzwischen vollkommen ausreicht alte Freunde dort besuchen zu gehen. Leider nicht mehr meine Stadt fürs tägliche Leben.

Düsseldorf spricht mich vom Stadtbild her subjektiv mehr an. Sehr gepflegte schöne Stadt mit toll erhaltener Architektur. Der Düsseldorfer ist jedoch tendenziell ein wenig distanzierter, ruhiger und vom Typ her auch ein wenig kommerzieller. Statussymbole werden gerne gezeigt und auch sonst gibt sich der Düsseldorfer im Durchschnitt finanziell sehr wohlhabend und zeigt, was er hat. Ob man das gut findet, sei dahingestellt und soll wertneutral bleiben. Seine Herzlichkeit und Offenheit ist, auf den ersten Blick, etwas weniger ausgeprägt als wie beim Kölner. Man braucht länger, um herein zu kommen. Die Themen sind kommerzieller und nicht so leicht im Schnitt. Der durchschnittliche Düsseldorfer ist sehr körper- und aussehensbewusst und Karriere und Arbeit nimmt einen größeren Stellenwert ein wie in Köln. Ich fühle mich dennoch in Düsseldorf sehr wohl. Hat man die Anfangszeit überstanden und sich seinen Freundeskreis aufgebaut kann dieser sehr erfüllend sein. In 3,5 Jahren in Köln habe ich (ganz subjektiv bewertet) es nicht geschafft zu Menschen eine solche tiefe Beziehung aufzubauen wie ich es in Düsseldorf geschafft habe. Die Freunde in dieser Stadt kommen nicht nur zum Klönen, sondern rufen auch dann an, wenn es mal nicht rund läuft. Vom Typ her passe ich möglichewrweise mehr nach Düsseldorf als nach Köln. Pauschalisieren möchte ich dennoch nicht.

Die Entscheidung, was besser für einen ist muss jeder für sich entscheiden. Beide Städte sind auf ihre Art wunderbar. Der eine wird mit Köln wärmer, der andere in Düsseldorf. Ich nutze die Stärken beider Städte für mich. Mit gerade mal 40 Kilometer zwischen beiden Städten ist das auch leicht machbar. :)