Deutschlands älteste Partei steckt in einer Existenzkrise. Vielerorts ist die SPD nur noch Splitterpartei. Sie hat in den Umfragen die niedrigsten Werte seit dem Jahr 1890. In den Hochburgen geht an der Basis die Angst vor dem Morgen um. Die Sozialdemokratie war schon in anderen Ländern nicht zu retten.
In einer Parteitagsrede von 2009 sagte der damalige Vorsitzende der SPD Siegmar Gabriel nach dem Desasströsen Wahlergebnis wörtlich: " Wir haben in allen Richtungen verloren. Einer Partei der das passiert, hat eines nicht, ein sichtbares Profil." Es ist, über zwei Jahrzehnte betrachtet, eine steile Treppe abwärts. In Baden Württemberg lag sie bei der letzten Wahl noch bei gerade mal 12,7 %. In einigen Wahlbezirken bei weit unter 10 %.
Die internen Erneuerungsprozesse der Partei werden mit Begriffen wie "Scheinöffentlichkeit" und "Beteiligungssimulation" belegt, es geht um Konzepte der folgenlosen Zustimmung. Nach einem halben Jahr, gefüllt mit 23 Regionalkonferenzen, haben die Mitglieder der ältesten deutschen Traditionspartei zwei Figuren auf den Schild gehoben, an deren Eignung doch berechtigte Zweifel bestehen. Dass diese Doppelspitze das Beste sein soll, was die Partei Willy Brandts und Friedrich Eberts nach einem Jahrzehnt eines selbst auferlegten Erneuerungsprozesses aufzubieten hat, dürfte selbst ihre schärfsten Gegner überrascht haben.