So Leute, jetzt geb ich auch mal meinen Senf dazu. Ich bin nach 3 Tagen Talk2Move abgereist und bereue diese Entscheidung nicht. Das liegt nicht daran, dass ich beim Werben nichts auf die Reihe bekommen hätte. Ich hatte bereits am ersten Tag mit 7 Verträgen den besten Schnitt im Team. Und das ohne den lächerlichen Leitfaden herunterzurattern oder Hunderte von Passanten zu bedrängen. Wenn jemand keine Zeit und kein Interesse hatte oder mir im Gespräch erklärt hat, dass er knapp bei Kasse sei und sich lieber aktiv engagiere, wurde er von mir nicht mit einstudierten Psychotricks bearbeitet oder mit auswendig gelernten Argumenten rhetorisch vernebelt, bis aus 120 Euro 10 Euro im Monat oder 2,50 Euro im Tag wurden, für die man ja nicht mal 'nen Döner bekommen würde. 120 Euro sind 120 Euro, basta. Also steckt euch die lächerliche Schulung sonstwohin und lasst die Leute in Ruhe!
Ich versuche jetzt so knapp und sachlich wie möglich aufzulisten, warum ich von einer Arbeit bei Talk2move abrate: Wenn ich mir die Teamleiterin in Erinnerung rufe und aus dem Bauch heraus mit einem Gefühl beschreiben müsste, fiele mir nur eins ein: unauthentisch. 10 Minuten mit ihr haben mich stärker strapaziert, als die 12 Stunden Arbeitszeit am Stück in der sengenden Sonne. Von den 12 Stunden Arbeit wusste ich vorher. Aber es hieß auch, ich würde eine bis eineinhalb Stunden Pause dafür bekommen. Und was gab es? Die Arbeitszeit ging von 9 Uhr bis 21.30 Uhr. Davon gab es 30 Minuten Zeit, um in der unbekannten Stadt irgendwo 'ne öffentliche Toilette zu finden (irgendwann muss das Wasser, das ich mir bei den 40° C am liebsten nonstop von 'nem Kühlkanister aus mit Schlauch in den Rachen gekippt hätte, ja wieder ausgelassen werden). Wer dann noch Zeit hatte, sich schnell ein Brötchen reinzustopfen, Halleluja. Dann ging es nämlich auch schon weiter mit dem Passanten-Beglücken.
Wie sah das aus? Aggressives Werben, die Passanten sollten regelrecht an den Stand gezogen werden. Und die Teamleiterin hat kontrolliert, ob man den Leitfaden einhält. Einmal meinte sie, ich hätte bei einem jungen Mann nicht locker lassen sollen, schließlich hätte er gezögert und ich hätte ihn mit dem und dem Satz sicher noch "herumbekommen". Ich antwortete, dass ich ihn aber nicht herumbekommen wollte, weil er arbeitslos war und höchstens wegen seiner Liebe zu Tieren und dem daraus resultierenden schlechten Gewissen (das ich ihm einreden sollte) spenden würde. Sie meinte, dass ich davor nicht zurückschrecken und beim nächsten Mal "dranbleiben" solle, da die Arbeitslosen sowieso viel mehr Geld hätten, als sie zugeben würden und sich nicht so anstellen sollten. Meine Vorstellung von der Arbeit war, dass ich engagierte und soziale Leute am Infostand von einer guten Sache überzeugen würde. Doch ich musste die Erfahrung machen, dass es oft nicht diese Leute waren, die unterschrieben haben. Sondern in den meisten Fällen arme Socken, die nicht argumentieren und nicht Nein sagen konnten, die für ein bisschen Wertschätzung sowieso alles getan hätten. Die Fitten und Engagierten waren bereits irgendwo aktiv und sahen oft nicht ein, auf der Straße fremden Menschen ihre Kontodaten zu überlassen, damit regelmäßig abgebucht werden konnte, für eine Sache, von der sie selbst nicht viel wussten. Keiner von uns war selbst in der Organisation aktiv. Ich selbst hatte gerade mal den Wikipedia-Artikel zu dem Projekt überflogen. Trotzdem konnte ich fremden Passanten nach ein paar Minuten Gespräch einfach so 120 Euro abzwacken. Vielleicht einfach, weil es so wirken sollte, als wären wir selbst von der Organisation und würden uns hier ehrenamtlich in die Mittagshitze stellen, um die Menschen zu informieren. Wenn wir dazu mal befragt wurden, sollten wir sagen, dass dies so wäre und wir nur eine Aufwandsentschädigung von 30 Euro bekommen würden (mir ist schon klar, dass auf der Rückseite vom Arbeitsausweis steht, dass es nicht ehrenamtlich ist und wir nicht von der Organisation sind, aber wer schaut dort schon rauf?). Wenn gefragt wurde, ob man auch eine Einmalspende im Internet geben könne, sollten wir sagen, dass dies nicht möglich sei und man lieber jetzt und gleich spenden sollte. Deswegen war auch bewusst keine Internetadresse der Organisation auf dem Vertrag angegeben.

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