Ich versuche, die Frage etwas ernster zu nehmen (da sie mich auch sehr freut <3):
Zuerst geht es einmal darum, ob Du ein Grundverständnis von einem tonalen System hast, d.h. wie ist eine Tonleiter aufgebaut, was ist der Unterschied zwischen Dur und moll, welche Intervalle klingen "rein", welche z.B. eher "schrill" usw. Jede Aneinanderreihung von Tönen in der gesamten Musikgeschichte hatte immer (unter anderem) den Zweck, etwas bei den Hörer:innen auszulösen und ein vorgetragenes Werk ist im Endeffekt der Versuch von Musiker:innen, der Intention der Komponist:innen in der Aufführung möglichst nahe zu kommen, und dabei gleichzeitig auch die eigene, persönliche Arbeit mit dieser Musik durchklingen zu lassen. Es ist absurd - und wunderschön! Auch deshalb ist und bleibt die Musik ein magnum mysterium für Musiker:innen, sowie für Zuhörer:innen. Der Moment, in dem Du das Gefühl hast zu verstehen, was die Musik dir sagen will und was die/der spielende Künstler:in Dir sagen will, ist der, der im Endeffekt aussagt, ob Dir eine Darbietung gefallen hat.
Nun aber zurück zur Theorie: neben tonalem Verständnis ist für die Analyse auch ein Wissen über Werkgattungen notwendig. Das kann man ganz einfach an Besetzungen, Inhalt und Aufführungsorten erkennen (z.B. ein Violinkonzert braucht eine Solo-Geige und ein begleitendes Ensemble, eine Oper braucht Orchester, Sänger:innen und eine szenische Darstellung, eine Messe kann man am Text erkennen, usw...). Hat man die Werkgattungen drauf, ist der nächste Schritt zur Formenlehre: es gibt für die meisten Werkgattungen verschiedene Modelle, nach denen die geschrieben und aufgeführt wurden. Wird Musik heute durch die Zuhörer:innen überwiegend nach Gefühl und Gefallen bewertet (was sicher nicht falsch ist), wurden damals Komponist:innen auch an ihren handwerklichen Fähigkeiten in der Kompositionslehre verglichen. Die Selbstverständlichkeit von musikalischer Bildung war z.B. im 19. Jhdt. viel größer, als heute (wo Musik ein Nebenfach in der Schule ist). Hierzu hab es verschiedene Traditionen, nach welchen Komposition unterrichtet wurde, verschiedene "gängige" Formen für die Werkgattungen wie Sonate, Symphonie oder sogar Messen. Es war hohe Kunst, nicht nur ein tolles Thema (Melodie) zu erfinden, sonder auch, dieses gewieft zu verarbeiten: Wiederholung, Sequenz, Variation, Kontrapunkt und andere Techniken konnten aus Melodien ganze Sätze oder sogar Werke machen. Das Erkennen dieser "Tricks" und Techniken gehört zu den fortgeschrittenen Fähigkeiten der Musikanalyse. Und ich könnte ewig weiterschreiben, was man alles lernen oder analysieren kann. Zusammenfassend kann man aber sagen: lernt man tonale Systeme, Rhythmik, Werkgattungen, Formenlehre, harmonische Analyse und Deutung, etwas Musikgeschichte, Instrumentenkunde und historische Aufführungspraxis, so kann man sich langsam an Werkanalysen heranwagen. ;) Mag erschreckend klingen, aber die Themen greifen in jedem Musikstück ineinander über und man arbeitet an der schönsten Sache der Welt: der Musik. Also viel Freude beim Lernen, Analysieren und referieren!
Beste Grüße aus Wien! <3